Evangelische Kirche in Seibelsdorf feiert 250. Jubiläum
Autor: Sonny Adam
Seibelsdorf, Sonntag, 28. Juli 2013
Ehrengast war Landesbischof Heinrich Bedford-Strom. Er freute sich mit den Seibelsdorfern über die vollendete Sanierung des Gotteshauses.
Der Festgottesdienst zum Kirchenjubiläum sollte in Seibelsdorf der Höhepunkt des christlichen Jahres werden. Als Ehrengäste hatten sich nicht nur Dekanin Dorothea Richter und die Politprominenz aus der Region angesagt, sondern auch Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm war gekommen.
Mit selbstgepflückten Wiesenblumen und einem Lied hießen die Kinder der Volksschule Rodachtal unter der Leitung ihrer Rektorin Annegret Hümmrich den Landesbischof willkommen. "Welch ein Schatz ist diese Kirche. Die Kirche ist eine kostbare Perle", machte der Landesbischof den Seibelsdorfern ein Kompliment.
Der hohe Würdenträger der evangelischen Kirche meinte damit aber nicht nur die finanziellen Mittel, welche die Seibelsdorfer in die Kirche gesteckt haben, sondern vor allem die Lebendigkeit der Gemeinde.
Die Seibelsdorfer Kirche gehört inzwischen zu den bekanntesten Gotteshäusern des Landes. Der Grund: der neue Deckenspiegel, den der Nürnberger Künstler Gerhard Mayer in Pinselstrichtechnik gefertigt hat. Der Künstler verzichtete auf Farbigkeit, hat nur mit feinen schwarzen Strichen, die ein bisschen an eine Tuschezeichnung erinnern, "Gott-Partikel" an die Kirchendecke gezeichnet. "Vier Säulen öffnen den Blick in den Himmel", so Bedford-Strohm. Und genau um diesen offenen Blick für Schätze ging es auch in der Festpredigt.
"Wenn wir uns in etwas verliebt haben, dann sind wir Menschen manchmal etwas verrückt und machen auch manchmal verrückte Dinge", so Bedford-Strohm. Und diese Tatsache habe sich im Lauf der vergangenen Jahrtausend nicht verändert. Deshalb gelten die Gleichnisse aus der Bibel nach Ansicht des Landesbischofs auch heute noch.
Bedford-Strohm versuchte, den Seibelsdorfern den "Schatz der Botschaft" und "ein Stückchen Himmelreich" näher zu bringen. "Närrisch ist nicht der, der das Brot teilt, närrisch ist nicht der, der das Glück mit anderen teilt, sondern der, der das Glück gegen andere verteidigt und der, dem die Moral egal ist", so der Landesbischof. Und jeder, der einmal ein Stücken vom großen Schatz des Himmelreichs erblickt habe, der könne auch die vielen kleinen Schätze wieder sehen und erkennen. "Närrisch sind nicht die, die Gott suchen, sondern die, die nicht suchen", so die Botschaft des Landesbischofs.
30 000 Gulden beigesteuert
Auf überaus witzige Weise ließen die Mitglieder der Jugendgruppe des CVJM die Kirchengeschichte lebendig werden. So erzählten die Jugendlichen " bei einem Kaffeekränzchen" die Geschichte der Kirche. Die so genannte Markgrafenkirche entstand exakt an der Stelle, an der einst die Andreaskirche erbaut war. Doch die Andreaskirche war klein und dunkel. So entschlossen sich die Seibelsdorfer 1735 unter dem Rats- und Schlossbaumeister Johann Georg Hoffmann, den Sandsteinquaderbau im Markgrafenstil zu errichten. Der Markgraf stellte nur eine Bedingung: Die Seibelsdorfer müssten 30 000 Gulden selbst beisteuern. Nach nur drei Jahren war das Langhaus fertig, die alte Kirche stand noch. Doch für die Innenarbeiten musste die Andreaskirche nun endgültig weichen. Kurzum feierten die Seibelsdorfer in der halbfertigen Kirche Gottesdienste.
Zwischen 1751 und 1755 wurde der Turm errichtet. Und schon fünf Jahre später konnte auch der Bau der Sakristei abgeschlossen werden. Die Seibelsdorfer hielten immer zusammen und meisterten alle Herausforderungen: Sie schafften drei neue Glocken an und eine neue Orgel.
Sanierung nach 200 Jahren
Erst nach 200 Jahren wurde die Kirche generalsaniert. Und dann - nach weiteren Jahrzehnten - stieß Pfarrer Walter Jung die erneute Sanierung an. Die CVJM-Mitglieder erklärten das Prozedere so: Die Frauen trafen sich zum Kaffeekränzchen und besprachen alles. Und dann wurden die Männer ins Boot geholt. Im Lauf der Jahrhunderte habe sich nichts geändert, mal abgesehen von der Mode. Sogar der Wunsch, dass der Deckenspiegel wieder ein Bild bekommen sollte, wurde aufgegriffen und schließlich realisiert.
Denn früher soll einmal ein Kreuz mit einem Palmzweig an die Decke gemalt gewesen sein. Dieses Kreuz war allerdings nur auf eine Sperrholzplatte gezeichnet - und ging wohl im Lauf der Jahre verloren. Doch Künstler Gerhard Mayer griff eine völlig neue Interpretation auf und sorgte - gemeinsam mit dem Münchberger Architekt Dietrich Scheler - für Furore.
"Aber 2013 bestand schon wieder Handlungsbedarf. Die Frauen trafen sich zum Kaffeekränzchen, denn Seibelsdorf hat auch ein Pfarrhaus", mutmaßten die CVJM-Mitglieder - und sogar der Landesbischof musste schmunzeln. Denn er hatte die Botschaft verstanden. "Ich bin überzeugt, dass wir in München von dem Kaffeekränzchen hören werden", unkte er mit Blick auf die anstehende Sanierung des Pfarrhauses. Beim Festgottesdienst wirkten die Musikkapelle Seibelsdorf und die Chorgemeinschaft Seibelsdorf mit. Die Lesung nahm Lydia Kestel vor. Auch Dekanin Dorothea Richter ließ sich nicht zweimal bitten. Mit zahlreichen Grußworten ging die Feierstunde zu Ende.