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Europäischer Tag der Sprachen: Kronacher lernen Arabisch


Autor: Sonny Adam

Kronach, Donnerstag, 26. Sept. 2013

Verschiedene Sprachen zu sprechen, hilft nicht nur bei der Verständigung. Neue Sprachen zu lernen bringt auch Einblicke in andere Kulturen. Darum lernt Thea Grune in Kronach Arabisch.
Dozent Muhammad Abu-Taa freut sich, mit Thea Grune und den anderen "Schülern" ein sehr interessiertes Publikum für seinen Sprachunterricht gefunden zu haben. Fotos: Sonja Adam


Das ist ein A und das ist ein L", sagt Thea Grune (57) und zeigt auf unterschiedlich verschnörkelte Schriftzeichen. Nach ihrer allerersten Stunde Arabisch an der Kronacher Volkshochschule weiß sie auch schon, dass "yawmun sa id" guten Tag heißt.

Thea Grune lernt einfach aus Spaß Arabisch. "Ich bin bei der Maschinenfabrik Weber im Export und bin dort für die arabischen Länder zuständig. Wir haben natürlich weltweit Vertreter und Dolmetscher, und ich kann auch Englisch und Französisch, aber ich interessiere mich für Arabisch und möchte es deshalb lernen", sagt sie.
Sie hat vor zwölf Jahren schon einmal einen Kompaktkurs an der Volkshochschule gemacht - in italienisch. "Und ich muss sagen, ich konnte sehr gut sprechen. Ich habe dabei sehr viel gelernt", sagt sie. Nebenbei hat Thea Grune zudem von ihrer Tochter ein bisschen Spanisch gelernt. Denn die Tochter war drei Jahre in Barcelona.

Und jetzt sucht sie mit dem Arabischen eine neue Herausforderung. "Ich finde die Schrift so schön. Arabisch hat für mich immer etwas von 1001 Nacht", sagt Thea Grune.

Dozent Muhammad Abu-Taa (70), der in Palästina geboren ist, aber schon seit 1964 in Deutschland lebt, muss ein bisschen schmunzeln. Denn eigentlich ist er es, der für die arabische Sprache und ihre Schönheit wirbt. "Ich selbst bin nach Deutschland gekommen, weil ich hier studieren wollte", erzählt Muhammad Abu-Taa. In nur einem halben Jahr hat er am Goethe-Institut so gut Deutsch gelernt, dass er nicht nur fließend sprechen, sondern auch seine Studien in Deutschland absolvieren konnte. Und Abu-Taa hat sich umfassend gebildet. Er hat Architektur und Sozialpsychologie, Suchtkrankentherapie und Arbeitstherapie studiert.

In Hannover war er in einer der größten Drogen-Therapieeinrichtungen Deutschlands tätig. Zudem ist er als vereidigter Dolmetscher beschäftigt gewesen. "Aber meine Frau ist aus Coburg, und so kamen wir wieder zurück in diese Gegend - erst nach der Rente", erzählt der Dozent.

Und weil er jetzt ein bisschen Zeit hat und auf einer Tagung für Migranten, an der er teilgenommen hat, angesprochen wurde, hat er sich entschlossen, Kurse an der Volkshochschule zu geben.

Drei Frauen und zwei Männer wollen Arabisch lernen. "Ich denke, die Leute wollen sich in einem arabischen Land ein bisschen verständigen können. Und das ist nicht schwer. Schwerer ist es schon, wenn man die arabische Sprache richtig lernen möchte", sagt Abu-Taa. Denn eigentlich ist im Arabischen alles anders. Man schreibt von rechts nach links, es gibt 30 Schriftzeichen, dafür aber keine Umlaute. Und die Schriftzeichen sehen wie kleine Kunstwerke aus.

Unterschiedliche Schriftzeichen

"Nein, das stimmt nicht! Die sind sehr einfach", behauptet der gebürtige Palästinenser in diesem Punkt das Gegenteil. Denn es gehe ja nicht darum, die verzierten arabischen Schriftzeichen zu malen, die man häufig in Moscheen finde, sondern erst einmal gehe es darum, die Schreibmaschinen-Schriftzeichen zu kennen.
"Wir haben jetzt in der ersten Stunde schon mal die Schriftzeichen kennen gelernt, um überhaupt zu erkennen, wie die Worte zusammengesetzt sind", erzählt Thea Grune. Und sie ist schon überzeugt, dass sie so schnell nicht wieder von ihrer Idee, Arabisch zu lernen, abzubringen sein wird.

"Am Anfang schreiben wir in lateinischen Buchstaben, und dann geht es weiter", erklärt indes Muhammad Abu-Taa. Natürlich gibt es auch bei der Grammatik gravierende Unterschiede. So werden die Fälle anders dekliniert - und mit Häkchen und Unterstrichen versehen. Aber die Deklination im Deutschen sei auch nicht leicht, findet Abu-Taa und denkt schon, dass im Kurs alle Arabisch lernen können. Man braucht eben nur ein bisschen Zeit und Geduld.

"Ich war schon einmal in Dubai und ich möchte eigentlich mit meinem Mann wieder einmal dorthin", hat sich Thea Grune indes schon ein Ziel gesetzt. "Ich finde, man wird im Ausland ganz anders behandelt und angesehen, wenn man ein paar Worte sagen kann", erklärt sie und freut sich schon auf nächsten Montag. Denn ab 19.30 Uhr steht wieder Arabisch auf ihrem Abendprogramm - bis 21 Uhr.


Am 26. September ist der Europäische Tag der Sprachen

Ziel
Der Europäische Tag der Sprachen geht auf eine Initiative des Europarates zurück. Ziel des Aktionstages ist es, zur Wertschätzung aller Sprachen und Kulturen beizutragen, den Menschen die Vorteile von Sprachkenntnissen bewusst zu machen, die individuelle Mehrsprachigkeit zu fördern. Dabei soll das reiche Erbe der 200 europäischen Sprachen bewahrt werden.

Start
Eingeführt wurde der Europäische Tag der Sprachen im Jahr 2001, dem Europäischen Jahr der Sprachen. Damit sollte die intensive Förderung der Mehrsprachigkeit auch nach diesem Jahr weitergeführt werden.

Termin
Der Tag wird seither jährlich am 26. September gefeiert. Im Rahmen des Aktionstages unterstützt der Europarat zusammen mit der EU Initiativen, Aktionen und Veranstaltungen rund ums Sprachenlernen. Derzeit wird der Tag in bis zu 45 Ländern für Aktionen genutzt. Diese werden lokal durchgeführt und vom Europäischen Fremdsprachenzentrum des Europarates (in Kooperation mit Partnerorganisationen in den einzelnen Ländern) koordiniert