"Es geht um die Vernetzung von Berufsbildern"
Autor: Veronika Schadeck
Kronach, Freitag, 27. Oktober 2017
An der Kronacher und der Lichtenfelser Berufsschule werden Akzente für das Pilotprojekt "Industrie 4.0" gesetzt.
Eine bestmögliche Vorbereitung auf die digitale Berufswelt, das wollen die Schulleiter der Berufsschulen Kronach und Lichtenfels Rudi Schirmer und Hans-Jürgen Lichy sowie die beiden Landräte, Klaus Löffler, Christian Meißner (beide CSU) und MdL Jürgen Baumgärtner (CSU). Deshalb freuten sich alle Beteiligten am Freitag bei einem Pressegespräch, dass die beiden Bildungseinrichtungen vom Bayerischen Bildungs- und Wissenschaftsministerium für das Pilotprojekt "Industrie 4.0" neben weiteren 16 bayerischen Berufsschulen ausgewählt wurden.
Für die rund 3000 Schüler wird sich also der Unterricht spätestens ab dem nächsten Schuljahr ändern. Sie werden über ihre Berufsfelder hinweg verstärkt miteinander kommunizieren. Neben der Vermittlung von berufsspezifischen Inhalten wird an den beiden Schulen die Kommunikationsfähigkeit, das Analysieren von Produktionsprozessen, die Fähigkeit zur Selbstorganisation und selbstgesteuerten Handeln und die Bereitschaft Wissen weiterzugeben, im Vordergrund stehen. Es soll an darüber hinaus ein grundlegendes Verständnis für Netzwerktechnik, Schnittstellen und Datenbanken geweckt werden. "Es geht um die Vernetzung von Berufsbildern!", so Rudi Schirmer. Und sein Lichtenfelser Kollege Hans-Jürgen Lichy ergänzt: "Die digitale Berufswelt soll erlebbar gemacht werden!" Denn für die Beteiligten ist klar, dass künftig zunehmend Steuerungs- und Überwachungsaufgaben sowie der Umgang mit mobilen Daten und Geräten von Bedeutung sein werden.
Angeschafft werden soll eine Produktionsanlage. Der stellvertretende Schulleiter der Berufsschule (BS) Kronach, Werner Zahner und Julian Fieder von er BS Lichtenfels erklärten das System: Demnach soll eine Produktionsanlage angeschafft werden, deren wesentlichen Komponenten die Fertigungsanlage, das ERP-System und eine gemeinsame Lernplattform sein soll, die von den Azubis und Lehrkräften genutzt werden kann. Die Einzelkomponenten der Fertigungsanlage befinden sich an der BS Kronach. Mit Hilfe des ERP-Systems, auf das beide Schulen Zugriff haben sollen, werden alle Prozessabläufe gesteuert. Die Software übernimmt die unternehmerischen Aufgaben
wie die Planung und Steuerung der Ressourcen, der Betriebsmittel, des Materials und der Informations- und Kommunikationstechnik. Jeder Beteiligte, egal welchen Beruf er/sie lernt, kann den Produktionsprozess permanent mitverfolgen und den jeweiligen Produktionsstand erkennen.
Wie der Leiter der Berufsschule Kronach, Rudi Schirmer, erklärte, werden beide Standorte digital miteinander vernetzt. Die Administration des Netzes, die Speicherung aller Prozessdaten und deren Sicherung leistet die IT-Struktur der BS Lichtenfels. Ebenso wird die gemeinsame Lernplattform auf Servern der Berufsschule Lichtenfels gepflegt.
"Das ist das Ergebnis wenn zwei engagierte Schulleiter auf zwei unbürokratische Landräte treffen", lobte MdL Jürgen Baumgärtner (CSU). Er freute sich ebenso wie alle Anwesenden, dass die beiden Berufsschulen in das Pilotprojekt zur Förderung der technischen Ausstattung an Berufsschulen mit aufgenommen worden.
Wie Jürgen Baumgärtner erklärte, stehen rund zwei Millionen Euro im Doppelaushalt 2017/2018 bereit. Der Freistaat trägt im Rahmen des Projekts 50 Prozent der förderfähigen Gesamtkosten für die technische Ausstattung, die andere Hälfte übernehmen die Sachaufwandsträger.
"Industrie 4.0 ist nicht nur eine Herausforderung, sondern auch für den Landkreis eine tolle Chance", so Landrat Klaus Löffler. Er ging auf die Finanzierung von Industrie 4.0 an den beiden Berufsschulen ein. Insgesamt ist mit einem finanziellen Aufwand in Höhe von 413 160 Euro zu rechen. Die Kronacher übernehmen mit 336 715 Euro den Löwenanteil, davon gibt es 91 385 Euro Förderungen, der Anteil der Lichtenfelser liegt bei 76 445 Euro (davon 20 815 Euro an Förderung).
Dankbar äußerten sich die beiden Schulleiter Rudi Schirmer und Hans-Jürgen Lichy gegenüber den Sachaufwandsträgern und der Bayerischen Staatsregierung. Diesen Dank schlossen sich die beiden Landräte an.
Wie Hans-Jürgen Lichy erklärte, soll nun das Projekt ausgeschrieben werden. Spätestens ab dem Schuljahr 2018/2019 soll "Industrie 4.0" an den beiden Schulen etabliert sein. Wie Rudi Schirmer abschließend erklärte, werden auch die Lehrer sich bis dahin entsprechend weiterbilden müssen. "Es wird spannend werden!"