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Erster Abschlussjahrgang: Kronacher Gymnasiasten werden zu "DFB-Junior-Coaches"


Autor: Marian Hamacher

Kronach, Donnerstag, 28. März 2019

21 Schüler des Kaspar-Zeuß-Gymnasiums dürfen sich bald "DFB-Junior-Coach" nennen - als Erste im Landkreis. Das Projekt soll den Einstieg in eine Trainerlaufbahn erleichtern. Doch nicht nur die angehenden Abiturienten sollen davon profitieren.
Während der beiden jeweils einstündigen Trainingseinheiten trainierten die angehenden Junior-Coaches mit den Grundschülern der Lucas-Cranach-Grundschule unter anderem Passen, Dribbeln, Schießen und Kopfbälle. Foto: Marian Hamacher


Keine quietschenden Sohlen, keine aufgeregten Kinderrufe, kein Pfiff aus der Trillerpfeife: Es ist ruhig geworden in der Turnhalle der Lucas-Cranach-Schule. Wo die vorangegangenen 60 Minuten die Fußbälle von den Grundschülern wahlweise noch zwischen zwei Kegeln hindurch geschossen, um kleine Plastikhütchen gedribbelt oder auf schmale Turnmatten geköpft wurden, stehen nun drei Turnbänke. Zusammengestellt zu einem eckigen Hufeisen. Platz genommen haben darauf diejenigen, die eben noch die Übungsformen vorgegeben haben. Sie bereiten das gerade erst beendete Training kritisch nach. "Junior-Coach" steht in Brusthöhe auf ihren weißen Poloshirts.

Ganz richtig ist der Aufdruck allerdings nicht. Noch nicht. Ihre Trainingseinheit hat die eine Hälfte der 16 Schüler und fünf Schülerinnen des Kaspar-Zeuß-Gymnasiums zwar schon hinter sich, sie muss allerdings noch genau beobachten, wie die andere ihre vorbereiteten Übungen anleitet. Um in einer weiteren halbstündigen Turnbank-Runde die Eindrücke mitzuteilen. Erst dann ist die Prüfung bestanden. Erst dann dürfen sie sich auch offiziell "DFB-Junior-Coach" nennen. Als Erste im Landkreis.

Eine "neue Säule"

"Im Grunde ist es der Einstieg in die lizenzierte Trainerausbildung des Bayerischen Fußball-Verbands", erklärt Andreas Engel. Der 54-Jährige unterrichtet am KZG nicht nur Informatik und Religion, sondern kümmert sich seit über 20 Jahren auch um dessen Fußballmannschaften. Von Kollegen des Kulmbacher Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasiums habe er von der Ausbildungsvariante erfahren, die der DFB als "neue Säule" innerhalb seiner "Qualifizierungsoffensive" bezeichnet.

Fußballbegeisterte Schüler, die älter als 15 Jahre sind, sollen in dieser die Grundlagen der Trainerarbeit kennenlernen. Aufgeteilt in 40 Lerneinheiten. "Man bekommt vom DFB einen fest vorgegebenen Lehrplan, der abzuarbeiten ist", erklärt Engel. "Auch die Unterlagen und Inhalte werden gestellt."

Zu finden ist darin unter anderem, wie eine Trainingseinheit gestaltet wird, welche rechtlichen Kriterien zu beachten sind oder wie Konflikte in gruppendynamischen Prozessen geklärt werden können. "Ich fand es auch wichtig zu sehen, wie sich Kinder im Grundschulalter verhalten und wie man ihnen die Übungen am besten erklärt", sagt Katharina Kopp, eine der angehenden Junior-Coaches.

Da Engel die DFB-Jugend-Elite-Lizenz besitzt, fiel die Suche nach einem geeigneten Referenten nicht schwer, und er übernahm kurzerhand selbst den Großteil der Lerneinheiten. Unterstützt wurde er dabei von Steffen Mahr, der die Fußballmannschaft der Lucas-Cranach-Schule trainiert. Dessen junge Ball-Enthusiasten waren es auch, die sich dankbar als Trainingsgruppe zur Verfügung stellten - und auch in der zweiten Trainingseinheit in die Aufwärmrunden sprinteten, als hätte es die 60 Minuten vor der Mittagspause nie gegeben.

"Dass sie jetzt Fußball spielen dürfen und nicht in den Unterricht müssen, ist ihre Belohnung dafür, dass sie vor zwei Wochen die Hallenfußball-Kreismeisterschaft der Grundschulen gewonnen haben", erzählt Grundschulleiterin Carmen Nüchterlein, die kurz in der Halle vorbeischaut, um das heitere Treiben zu beobachten. Es sei das Paradebeispiel einer Win-win-Situation. "Die Kleinen profitieren von den Großen und die Großen von den Kleinen", sagt sie zufrieden. "Das ist genau die Zielgruppe, die die älteren Schüler jetzt brauchen."

Pragmatische Auswahl

Bei der Suche nach passenden Übungsformen agierten die Gymnasiasten recht pragmatisch. "Wir haben Aufgaben herausgesucht, die zu den Kindern passen und auch uns Spaß machen würden", sagt der 17-jährige Elia Schneider. Und wie lief's? "Ich denke, dass wir unsere Ideen ganz gut umgesetzt haben", glaubt der ein Jahr ältere Leon Höfner.

Die erste Sprosse auf der Trainerleiter ist mit der Ausbildung zwar genommen, ob es auf dieser weiter hinaufgeht, wissen allerdings weder Schneider noch Höfner. "Die Einblicke waren wirklich gut und schön, aber wie es jetzt weitergeht und ob ich Trainer werden will, kann ich noch gar nicht sagen", meint Schneider. Er spielt zwar nicht mehr aktiv Fußball, hat dafür aber Gefallen daran gefunden, als Schiedsrichter auf dem Platz den Ton anzugeben.

Mangel an Jugendtrainern

Nicht abgeneigt, auch weiterhin als Trainerin Erfahrungen zu sammeln, ist Katharina Kopp. "Vielleicht kann ich ja bei der Schulmannschaft mithelfen", überlegt die Spielerin des TSV Ludwigsstadt, wie ihr nächster Schritt aussehen könnte. Ein Satz, der bei Lizenztrainer Engel ähnliche Glücksgefühle auslösen dürfte wie ein Siegtreffer in der Nachspielzeit.

Genau das sei nämlich eines der Hauptziele der Ausbildung: dass das Engagement über die Junior-Coach-Ausbildung hinausgeht. Gerne auch in den Vereinen. "Denn die wollen wir unterstützen. Dort fehlt es überall an ausgebildeten Jugendtrainern", weiß Engel als Trainer des Kreisligisten DJK-SV Neufang aus eigener Erfahrung. Dank der KZG-Schüler vielleicht bald nicht mehr überall.