Erneut ist ein Stier in Kronach ausgebüxt
Autor: Corinna Igler
Kronach, Sonntag, 02. November 2014
Im Kronacher Schlachthof entkam zum zweiten Mal innerhalb von gut zwei Wochen ein Tier. Diesmal war der anliefernde Landwirt unvorsichtig. Nun sollen die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt werden.
Es ist gerade einmal zwei Wochen her, dass am Kronacher Schlachthof ein Stier ausgebrochen ist. "So etwas kommt ganz selten vor", erklärte damals noch Schlachthofleiter Stefan Wilferth.
Doch am Freitagvormittag ist am Kronacher Schlachthof erneut ein Stier ausgebüxt, wie Polizeisprecher Manfred Fugmann mitteilte.
Während der Bulle, der vor zwei Wochen dem Schlachter hatte entkommen wollen, einen Fußgänger angefallen und verletzt hat, hat der am Freitag ausgebüxte glücklicherweise niemanden verletzt. Ein Polizist konnte das Tier kurz nach dem Entlaufen im Fröschgrund mit einem Schuss erlegen.
Der gleiche Fehler
Wie das Tier entlaufen konnte? "Im Prinzip wegen des selben Fehlers wie vor zwei Wochen", sagt ein Schlachthof-Mitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden möchte, auf Nachfrage.
Der Bauer, der das Tier zur sogenannten Hausschlachtung hat anliefern wollen, sei nicht ganz an die Laderampe gefahren und habe weder die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen getroffen, noch Hilfe der Schlachthofmitarbeiter in Anspruch genommen. Der Stier, der von der Weide kam, sei wegen des Transports "durch den Wind" gewesen, habe den Bauern zur Seite geschoben und sei dann ausgebüxt.
Am Schlachthof wolle man nun entsprechende Maßnahmen ergreifen, um das Gelände noch sicherer zu machen, so dass keine Fluchtmöglichkeit mehr gegeben ist.
Der Mitarbeiter spricht von zwei Laderampen, die es auf dem Gelände gibt, eine für größere Lkw, eine für kleinere. Wenn ein Anhänger etwas schmäler ist, bestehe zwischen Anhänger und Laderampe eine Lücke und damit die Möglichkeit für die Tiere, schon mal auszubüxen. Deshalb sei es umso wichtiger, direkt an die Laderampe zu fahren. Künftig will man diese Anlieferbereiche aber noch besser absichern, beispielsweise durch zusätzliche Tore.
"Nach dem jüngsten Vorfall vor gut zwei Wochen hat der Betreiber des Schlachthofs zugesagt, durch bauliche Veränderungen bis 7. November die Voraussetzungen zu schaffen, dass die Tiere keine Möglichkeit mehr haben, zu entkommen", berichtet Bernd Graf, Sprecher des Landratsamts.
Bis dahin sei das Schlachthof-Personal angewiesen worden, entsprechende Vorkehrungen zu treffen, dass nichts passiert. Im neuesten Fall habe der anliefernde Landwirt eigenmächtig gehandelt. Deshalb gebe es nun die Anweisung auch für Anliefernde, dass sie selbst nicht tätig werden dürfen, bevor das Schlachthof-Personal "grünes Licht gibt", so Graf.
Und spätestens ab 7. November, wenn die baulichen Maßnahmen umgesetzt sind, geht Graf davon aus, dass es dann nicht mehr zur Flucht irgendwelcher Tiere auf dem Schlachthof-Gelände kommt.
Fleisch noch verwertbar
Das Fleisch des durch einen Polizisten erlegten Rindes könne man zwar dennoch verwerten, erklärte der Schlachthofmitarbeiter, allerdings habe es wohl eine geringere Qualität. Das komme durch den erhöhten Adrenalinspiegel des Tieres beim Ausbüxen. Bernd Graf, Sprecher des Landratsamtes, erklärte, dass das Fleisch nach wie vor verwertbar sei, weil das Rind innerhalb kürzester Zeit nach dem Erlegen in die entsprechenden Räumlichkeiten zur Weiterverarbeitung gebracht worden sei. "Das war alles innerhalb der Hygienevorschriften", so Graf.
In diesem Fall habe der Bauer das Fleisch aber sowieso ausschließlich für den Eigengebrauch nutzen wollen, wie der Schlachthof-Mitarbeiter erklärt. Der Landwirt lieferte das Tier für eine sogenannte Hausschlachtung, was bedeutet, dass der Bauer lediglich die Dienstleistung des Schlachthofs in Anspruch nimmt, nicht den Vertrieb des Fleisches.