Druckartikel: Entscheidung über Loewe-Zukunft steht kurz bevor

Entscheidung über Loewe-Zukunft steht kurz bevor


Autor: Sandra Hackenberg

Kronach, Montag, 04. November 2019

Nach dem Bankrott des namhaften Kronacher TV-Herstellers Loewe sind die Verhandlungen um Marke und Gebäude eröffnet. Der Insolvenzverwalter deutet nun an, dass es bald eine Überraschung geben könnte.
Wie geht es mit dem Kronacher TV-Hersteller Loewe nach der Insolvenz weiter? Eine Antwort auf diese Frage könnte es am 1. Dezember geben. Foto: Marcus Führer, dpa


Das Loewe-Gelände gleicht derzeit einer Geisterstadt. Von den knapp 460 Mitarbeitern, die vor drei Monaten noch Premium-Fernseher sowie Zubehör produziert und vertrieben haben, sind nach der Insolvenz (wir berichteten) nur noch sechs übrig geblieben. Doch der Schein trügt: Hinter den Kulissen laufen die Verhandlungen inzwischen auf Hochtouren.

Ergebnisse stehen kurz bevor

Spruchreif sei zwar noch nichts, aber: "Ich will nicht ausschließen, dass es bald etwas zu vermelden gibt", erklärt ein Sprecher des Büros des Insolvenzverwalters Wallner-Weiß auf Anfrage des Fränkischen Tags vielsagend. Als Stichtag komme der 1. Dezember infrage.

Das Werksgelände sowie die Gebäude sind Eigentum der Kronacher Stadtentwicklungs GmbH, nachdem Loewe 2014 das erste Mal Insolvenz beantragt hat. "Bisher war die Stadt in der Situation, dass sie mit Loewe einen großen Hauptmieter für ihre Räumlichkeiten hatte", erklärt der Insolvenzverwalter. "Jetzt stellt man sich darauf ein, dass es mehrere Mieter für Teile der Gebäude gibt."

Es gebe "zahlreiche Interessenten", die das Gelände besichtigt hätten. Auf die Frage, ob bereits konkrete Angebote vorliegen, antwortet der Wallner-Weiß-Sprecher: "Wir befinden uns schon in den Preisverhandlungen." Es könne jedoch noch nicht ausgeschlossen werden, dass es am Ende wie bisher einen großen Mieter für die Loewe-Gebäude geben wird.

Die Stadt steht laut des Kronacher Hauptamtsleiters Stefan Wicklein täglich im Austausch Insolvenzverwalter. "Unsere Wunschlösung ist, dass sich eine oder mehrere Firmen finden, die das Gelände wieder mit Leben füllen und Arbeitsplätze für Menschen aus der Region anbieten", sagt er.

Die Aufgabe der verblieben sechs ehemaligen Loewe-Mitarbeitern besteht nun darin, das Areal mit seinen Gebäuden Interessenten vorzustellen. Es handelt sich laut Wallner-Weiß um "eine kleine Mannschaft, die seit dem 1. November in einem anderen Arbeitsverhältnis angestellt ist."

Soll heißen: Um interessierte Firmen nicht mit ehemaligen Loewe-Angestellten abzuschrecken, deren Arbeitsverhältnis möglicherweise in den neuen Betrieb übergehen würde, sind die verbliebenen Mitarbeiter nun über eine Unternehmensberater-Gesellschaft aus Sachsen-Anhalt beschäftigt. Die AMBG Adiutor Management- und Beratungsgesellschaft habe bereits vor der Insolvenz ein Sanierungskonzept für Loewe erstellt und sich bereiterklärt, als temporärer Arbeitgeber für die Mitarbeiter einzuspringen.

Standort könnte erhalten bleiben

Das Interesse an der Marke Loewe ist laut dem Wallner-Weiß-Sprecher ebenfalls groß. Derzeit seien alle Szenarien denkbar. So könne sich ein ausländisches Unternehmen die - nach wie vor - namhafte Marke zu Eigen machen.

In diesem Fall ist es wahrscheinlich, dass Loewe ein für alle Mal aus der Lucas-Cranach-Stadt verschwindet. "Es ist aber nach wie vor auch denkbar, dass der Kronacher Loewe-Standort bestehen bleibt", merkt der Insolvenzverwalter an.

Entscheidend könnte dabei die vorhandene Produktionsstätte sein: "Falls der neue Investor ebenfalls an der Herstellung von Produkten für den TV-Bereich und Elektrogeräten interessiert ist, könnte das Werksgelände für ihn interessant sein." Fraglich sei jedoch, ob der neue Eigentümer ein Konzept weiterführen will, dass bereits zwei Mal gescheitert ist. Allerdings: "Vielleicht erreichen wir auch etwas, womit keiner gerechnet hat", zeigt sich der Sprecher des Büros des Insolvenzverwalters.

Kronachs Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (Freie Wähler) hatte konkrete Verhandlungsergebnisse bereits zum 1. November erwartet. "Das war das Idealziel, das wir leider nicht ganz erreichen konnten", räumt der Sprecher von Wallner-Weiß ein. Nun könnten die wichtigen Entscheidungen aber doch ganz schnell fallen.