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In Kronach gibt es einen Steeldart-Club


Autor: Marian Hamacher

Kronach, Donnerstag, 01. Sept. 2016

Weil sie die Stimmung in den TV-Übertragungen so begeisterte, griffen Kronacher Fußballer selbst zu Dart-Pfeilen.
Zwei Dartscheiben hängen im Sportraum des "Klosterkellers", in dem Pablo Sommer und seine Vereinskollegen des 1. Steeldart Clubs Kronach zukünftig in der Bezirksklasse C gegen andere Vereine antreten werden. Foto: Marian Hamacher


Wie an einem gut befestigten Scharnier pendelt Markus Otts Unterarm. Dreimal vor, dreimal zurück. Dann wirft er. In einem hohen Bogen bahnt sich der Pfeil seinen Weg durch die Luft, ehe er in einem schwarzen Feld - ganz oben auf dem Dartbrett - stecken bleibt. 20 Punkte würde das während eines Spiels geben. Nicht schlecht, trotzdem knapp daneben - schließlich hatte es der 48-Jährige auf die dreifache Punktzahl abgesehen.

Doch das acht Millimeter breite, rot eingefärbte Feld verpasst der Pfeil nicht nur sprichwörtlich um Haaresbreite. Nachzumessen ist der Abstand zum sogenannten "Tripple" jedenfalls nicht. "Viele schmeißen mit dem ganzen Körper", erklärt Ott ruhig. Doch das sei gar nicht nötig, koste nur Kraft und Präzision. "Es reicht völlig aus, nur den Unterarm zu bewegen. So hat man viel mehr Kontrolle über den Dartpfeil." Ein kleiner Tipp mit großer Wirkung. Selbst wer mit dem besonders in Großbritannien und den Benelux-Staaten beliebten Spiel gerade erst begonnen hat, dürfte nach einigen Würfen so deutlich öfter dorthin treffen, wohin er auch gezielt hat.


Vom Sofa vor die Dartscheibe

Ähnliche Hinweise würde er gerne auch an andere Dart-Spieler weitergeben. Im Verein. Ende Mai gründete er zusammen mit neun weiteren Dart-Fans den 1. Steeldart Club Kronach (SDCK). Drei Spieler sind seitdem noch hinzugekommen. "Das hat sich im kleinen Kreis über mehrere Jahre entwickelt", sagt Andreas Madinger (25), der nun ebenso wie Ott und Pablo Sommer (29) in einem Nebenraum des "Klosterkellers" an einem mit einer Holzplatte und einer Schutzfolie abgedeckten Billardtisch Platz genommen hat.

Jeder der Drei hat einen Vorstandsposten übernommen. Sommer ist für den Sport, Ott für die Anlagen verantwortlich. Insgesamt acht Ämter wurden vergeben. Madinger hat den Posten "Öffentlichkeit" übernommen und den Sport vor rund fünf Jahren für sich entdeckt. 2011 zunächst nur zufällig ins Programm geschaltet, wurden die Übertragungen des Fernsehsenders "Sport 1" immer bewusster gesucht, ehe schließlich zusammen mit Freunden vor dem Bildschirm mitgefiebert und -gefeiert wurde.

Jährlicher Höhepunkt: die Weltmeisterschaft der Professional Darts Corporation (PDC) - dem inzwischen größten der beiden Welt-Dartverbände - gegen Ende des Jahres. Markenzeichen: schwergewichtige Profis auf der Bühne und ebenso gut gelaunte wie angetrunkene Fans auf den Zuschauerbänken, die eine friedliche Stimmung verbreiten wie zuletzt isländische, irische oder nordirische Anhänger während der Fußball-Europameisterschaft. "Das war fantastisch. Da ist jeder gut drauf und alle sind äußerst fair", schwärmt Madinger. "Ausgebuht wird da keiner und die Engländer feuern sogar die Niederländer an."


Interne Duelle waren nicht genug

Schnell war klar: Das wollen sie auch einmal ausprobieren. "Da haben wir uns eine Scheibe gekauft und selbst gespielt", sagt Pablo Sommer, der zusammen mit Madinger einst zusammen in der Bezirksliga für den FC Kronach Fußball spielte und nun Vorstand Sport ist. "Zunächst hatten wir die Dart-League-Kronach gegründet und dort mit fünf Leuten alle ein bis zwei Monate gespielt", erzählt der 29-Jährige.

Doch interne Duelle sind inzwischen nicht mehr genug. Sie sollen zukünftig nur noch dazu genutzt werden, eine vereinseigene Rangliste zu erstellen. "Einfach, um auch ein objektives Maß zu haben, wer an welcher Stelle aufgestellt wird", sagt Madinger. Ob die Liste wirklich nötig wird, steht dagegen auf einem anderen Blatt. "Im Laufe der Saison ergibt sich die Aufstellung wohl von selbst", vermutet Markus Ott angesichts der noch überschaubaren Mitgliederzahl und acht Spieler, die ab dem Herbst pro Partie antreten müssen. Los geht es für den SDCK in der Bezirksklasse C - der untersten Spielklasse. Das Wort Bezirk ist vom Mittel- und Oberfränkischen Dartverband (MOFDV) eher etwas breiter definiert. Auf dem Weg zu den sieben anderen Vereinen der Liga geht es teilweise bis Ansbach oder Amberg.

Gibt es denn für die erste Saison ein sportliches Ziel? "Ganz klar, wir wollen aufsteigen", sagt Ott und muss lachen. Denn für den jungen Verein ist es eine Reise ins Ungewisse. Zunächst gelte es, die Gegner kennen zu lernen", sagt Madinger. Denn Wettkampferfahrung ist in den Reihen der Kronacher noch rar gesät. Lediglich in Lichtenfels nahmen einige der SDCK-Darter schon einmal an einem Turnier teil. Mit Erfolg! Während Ott bei den Senioren "irgendwo zwischen Platz 5 und 8" rangierte, stand Leon Simon (16) in der Jugend ganz oben auf dem Treppchen, sein Bruder Maximilian (13) als Dritter neben ihm.

Doch wie in den acht Einzeln und vier Doppeln letztlich abgeschnitten wird, ist noch sekundär. "Unser Hauptziel ist es, die Freude am Dartspiel und die Kameradschaft zu fördern", sagt Andreas Madinger und erhält von seinen beiden Mitstreitern zustimmendes Kopfnicken.


Konzentrationsprobleme

Während mit dem "Klosterkeller" der passende Spielort bereits gefunden ist und wettkampftauglich gemacht wurde, mangelt es noch an festen Trainingstagen. Einen festen Tag in der Woche soll es jedoch geben, sagt Madinger. Es sei ein großer Unterschied, ob gegen einen Gegner gespielt oder lediglich alleine in den eigenen vier Wänden Dart um Dart auf die rot-schwarze Scheibe geworfen werde. "Meine Spielweise hat sich mit regelmäßigerem Training doch arg ins Positive verändert", sagt Madinger. Schon 20 Minuten täglich seien sofort zu bemerken, ergänzt Sommer.

Profis investieren sogar vier bis fünf Stunden, um Technik und Konzentration weiter zu fördern. Gerade letztere sei ungemein wichtig. "Vor allem über einen längeren Zeitraum", sagt Madinger. "Das ist mein großes Problem - gerade zwischen den Darts." Was da hilft? Übung! Zeit dazu bleibt noch den gesamten Sommer über. Auch der Unterarm des 25-Jährigen dürfte bis Saisonbeginn noch einige Male hin und her pendeln wie an einem gut befestigten Scharnier.


Schnuppertraining

Zeiten Feste Trainingszeiten hat der gerade gegründete Verein noch nicht. Wer sich dennoch selbst einmal an der Dart-Scheibe versuchen möchte, hat aber die Möglichkeit, einen individuellen Termin für ein Schnuppertraining zu vereinbaren: Interessenten, die mindestens elf Jahre alt sind, können sich bei Andreas Madinger telefonisch unter der Nummer 0151/56550236 melden.

Facebook Steeldart-Club Kronach e.V.

Internet www.steeldartclub-kronach.de

E-Mail mail@steeldartclub-kronach.de