Eine Spur führt nach Kronach
Autor: Gerd Fleischmann
Kronach, Freitag, 19. Juli 2019
Georg Heinrich Spoerl, Urururgroßvater des Kronacher Apothekers Gerhard Spoerl, war erster Lehrer an der von Humboldt gegründeten "Freien Bergschule".
Alexander von Humboldt, 1769 in Berlin geboren und im 90. Lebensjahr dort verstorben, war wohl einer der letzten großen Gelehrten, die auf allen Gebieten der Wissenschaft in hohem Maße gebildet waren. Humboldts größtes Interesse galt der Geographie. Durch viele Reisen, die ihn bis nach Südamerika führten, lernte er fremde Völker und Länder kennen. Das Universalgenie mit einem phänomenalen Gedächtnis, das gerade mal vier Stunden Schlaf am Tag benötigte, schuf die Grundlagen der modernen Geographie und Geophysik.
Doch auch die Menschen im Frankenwald haben diesem umtriebigen preußischen Spitzenbeamten viel zu verdanken. Der weltweit bekannte Bergmann, Naturwissenschaftler, Erfinder und Weltenbummler, der in der Zeit von 1792 bis 1795 in Bad Steben (früher Steben) als junger königlich preußischer Oberbergmeister mit dazu beitrug, den Bergbau im Frankenwald zu beleben, hat viele Spuren hinterlassen, unter anderem auch am Falkenstein. Die aktuell initiierte GEO-Tour "Alexander von Humboldt" erinnert an 18 Standorten im Frankenwald und Fichtelgebirge - wie bereits berichtet - an sein beachtliches Wirken.
Aber auch Tettau profitierte einst von seinem Weitblick. Unter seiner Mitwirkung wurde 1794 die Königlich privilegierte Porzellanfabrik Tettau gegründet, die im 20. Jahrhundert bis zu 600 Menschen beschäftigte.
Der "globale Denker" gründete 1793 die "Königlich freie Bergschule zu Steben", die den Bergleuten eine bessere Aus- und Fortbildung sicherte. Es war dies die erste Arbeiter-Berufsschule in Deutschland. Als Erinnerung an diese große Forscherpersönlichkeit des 19. Jahrhunderts veranstaltet Bad Steben seine Humboldt-Tage.
Mit dieser einst segensreichen schulischen Einrichtung in Steben führt auch eine bemerkenswerte Spur nach Kronach, und zwar zu Apotheker Gerhard Spoerl, Jahrgang 1935. Sein Urururgroßvater, Schichtmeister Georg Heinrich Spoerl, geboren am 22.6.1764 zu Steben, gestorben 30. Januar 1830 zu Steben, wirkte als erster Lehrer an der Bergschule zu Steben und war die rechte Hand des großen Wissenschaftlers. Diese wichtige Position hatte Georg Heinrich Spoerl, der es zum Berggeschworenen brachte, bis zu seinem Lebensende inne. Immerhin profitierten bis 1857 die heimischen Bergleute von der schulischen Einrichtung. Der Kronacher Apotheker Gerhard Spoerl ist auf diese hochinteressante Querverbindung zu Alexander von Humboldt ganz besonders stolz.
Mit Misswirtschaft aufgeräumt
Viele Menschen kennen den Naturforscher und Geographen Humboldt, aber nur wenige wissen, dass Humboldt während seines Lebens engste Beziehungen zum deutschen Bergbau hatte. Zunächst hatte der Berliner in Leipzig und Göttingen studiert, bevor er zur Freiberger Bergakademie kam, der ältesten Berghochschule der Welt. Anschließend trat Humboldt 1792 als Bergassessor in den Staatsdienst. Noch im selben Jahr erhielt er von dem preußischen Minister Friedrich Anton von Heynitz den Auftrag, den oberfränkischen Bergbau im Frankenwald, im Fichtelgebirge und um die Städte Ansbach und Bayreuth neu zu ordnen.
Mit Feuereifer ging Humboldt an die Arbeit. Energisch räumte er mit der Misswirtschaft auf, in die unkundige Bergbeamte den Bergbau in Oberfranken gebracht hatten. Die Beförderung zum königlichen Bergmeister war der Lohn für seine Bemühungen.