Warum die Kronacher Festung Rosenberg jetzt eine "Landebahn" hat
Autor: Sandra Hackenberg
Kronach, Dienstag, 01. Oktober 2019
An dem neuen Parkplatz im äußeren Wallgraben scheiden sich die Geister. Mitglieder des Historischen Vereins Kronach kritisieren nicht nur die Optik. Sie sorgen sich um ihre historische Feldschlacht.
Schon als kleiner Junge hat Jürgen Jakob auf der Festung Rosenberg gespielt. Die historischen Gemäuer waren sein Abenteuerspielplatz, dort kennt der Weißenbrunner jeden Stein. Umso geschockter war er, als er jetzt ein aktuelles Foto vom äußeren Wallgraben zu Gesicht bekam. Die grüne Wiese aus seiner Erinnerung ist einer Asphaltwüste gewichen.
"Ich bin recht erschüttert", wettert der langjährige zweite Vorsitzende des Historischen Vereins Kronach (HVK) in Richtung Stadtverwaltung. "Ich finde es immer gut, wenn sich auf der Festung was tut und die touristische Erschließung ist natürlich sinnvoll. Doch hier sind einfach Tatsachen geschaffen worden!"
Dass die Parkflächen erweitert werden sollen, war seit geraumer Zeit bekannt. Dieser Parkplatz erinnere Jakob aber eher an eine Landebahn für Flugzeuge: "Ein Quäntchen mehr Gespür für die alten Mauern täte Kronach gut. Das Gesamtambiente der Festung ist nachhaltig zerstört worden."
Feldschlacht in Gefahr
Auch Vereinsmitglied Walter Schinzel-Lang kann dem neuen Antlitz des äußeren Wallgrabens nicht viel Schönes abgewinnen: "Es ist entsetzlich. Die Wiese hat zu dem historischen Flair dazugehört. Ich verstehe gar nicht, warum der Denkmalschutz so etwas genehmigt."
Neben der Optik sieht Schinzel-Lang noch ein anderes Problem: "Der äußere Wallgraben wird ganzjährig für Veranstaltungen genutzt - und diese werden massiv beeinträchtigt." Vor allem die Feldschlacht mit inzwischen rund 100 Mitwirkenden ist laut ihrem Organisator in Gefahr. Eine ausreichend große Ausweichfläche gebe es nicht: "Die Festung ist zwar groß, aber nicht unendlich." Zudem waren bei dem alle zwei Jahre stattfindenden Geschichtsfestival "Crana Historica" bisher auch Feldlager im äußeren Wallgraben aufgebaut. Das sei künftig nicht mehr möglich.
Die Schlacht kann laut Jakob aus Sicherheitsgründen nicht auf einem asphaltierten Untergrund stattfinden: "Wir schießen nicht nur mit Musketen und Kanonen, sondern auch mit Handwaffen und werfen uns auf den Boden." Das Verletzungsrisiko sei unter den neuen Bedingungen zu groß. Der Torbereich der Festung käme darum ebenfalls nicht in Frage. "Außerdem können wir aus Gründen der Sicherheit nicht während der Schlacht den einzigen Zugang zur Festung sperren."
Kronachs zweite Bürgermeisterin Angela Hofmann (CSU) räumt ein, dass es in der Frage der Parksituation keine Ideallösung gibt. "Der Parkplatz ist Teil unseres Mehrjahresprogramms, mit dem die Festung generalsaniert wird", erklärt sie. "Wir wollen in Zukunft allen Menschen Zugang zur Festung verschaffen." Ab kommenden Sommer soll es einen barrierefreien Zugang durch einen Mauerdurchbruch geben. Dafür könne ein früherer Eingang wieder freigelegt werden. "Ziel ist es, dass dieser Zugang dann dauerhaft geöffnet ist."