Eine Konzert mit Gänsehaut-Faktor
Autor: Heike Schülein
Höfles, Sonntag, 27. Dezember 2015
Traditionell lud der Musikverein Höfles-Vogtendorf am zweiten Weihnachtsfeiertag zum großen Konzertabend. Die vielen Gäste in der Pfarrkirche St. Marien in Höfles zollten Standing Ovation.
"Jubilee Fanfare" - diese so wuchtige, spektakuläre Jubiläums-Fanfare aus der Feder von Ivo Kouwenhoven. Es ist ein rundherum optimistisches Werk, das die positive Ausstrahlung der Musik verkörpert und wie in Töne gesetzte Freude klingt. Mit dem so freud- und hoffnungsvoll stimmenden Stück begann das Jahreskonzert des Musikvereins Höfles-Vogtendorf. Der Auftakt war wohl gewählt, feierte doch auch der traditionelle Verein im Juli dieses Jahres Jubiläum - nämlich sein 90-jähriges Bestehen.
"Musik ist unsere Welt" - Das Motto des Musikvereins könnte auch symbolisch stehen für das herrliche Konzert, mit dem nun das Jubiläumsjahr in strahlender Art und Weise seinen Abschluss fand. Die "Jubilee Fanfare" war dabei nur eine Station einer wieder einmal wunderbaren musikalischen Reise, die die Musiker und Musikerinnen mit ihrem Publikum unternahmen.
Dirigent Jürgen Fischer, der mittlerweile seit 25 Jahren mit noch immer deutlich sichtbarer Begeisterung den Taktstock schwingt, hatte ein enorm anspruchsvolles und abwechslungsreiches Programm einstudiert. Zudem hatte man sich zum Konzertabend einige Besonderheiten einfallen lassen. Dazu zählte auch, dass die Musiker und Musikerinnen zwischen den Beiträgen nicht nur die Stücke vorstellten, sondern in sehr humorvoller Art und Weise auch einiges aus der Geschichte des Vereins - darunter auch viel "Insider-Wissen" - zum Besten gaben.
So verriet beispielsweise Gabi Schlagenhaft, dass Jürgen Fischer nur Dirigent geworden sei, um damit seinen niedrigen Blutdruck zu bekämpfen. Ihm zu Ehren ließ man beim Konzert auch einige Höhepunkt seiner 25-jährigen Dirigentenzeit erklingen - sozusagen ein kleines "Best of".
Die Palette beim gut zweieinhalbstündigen musikalischen Potpourri war breit gefächert. Unter Fischers präziser und schwungvoller Stabführung erklangen traditionelle Blasmusik-Werke ebenso wie moderne konzertante Stücke bis hin zu Welthits aus Musicals, Operette und Rock und Pop - richtig rockig-fetzig! Da wechselten sich Klassiker mit Evergreens und Hits der Neuzeit ab. Da hörte man Polka, Marsch und Walzer neben Filmmusik wie aus "Der mit dem Wolf tanzt", "Fluch der Karibik" oder "Peter Gunn" sowie Billy Joels "Leningrad" neben einen fetzigen "Can-Can" oder "Nessaja" aus Peter Maffays Musical "Tabaluga". All das demonstrierte eindrucksvoll, wie vielfältig Blasmusik arrangiert werden kann.
Eine "Seelenstreichlerin"
Eine große Bereicherung des Konzerts stellten die Liedbeiträge auf sehr hohem Niveau dar. Die beiden tollen Solisten Jacqueline Wachter und Andreas Thiel setzten wahrhaft musikalische Glanzpunkte.
Die Sängerin versteht sich mit ihrer variablen Stimme als "Seelenstreichlerin" bestens auf ruhige Töne wie bei ihrem zutiefst berührenden Ave Maria "Die kleine Bergkirche", aber auch als Stimmungsmacherin. So schmetterte sie voller Inbrunst "It's raining men" - ein Stück, das sicherlich nicht allzu oft in einer Kirche zu hören sein dürfte, aber durch deren Akustik einen ganz besondere Klang erhielt. Das gilt auch für die Vorträge von Andreas Thiel. Der Fischbacher hatte sich mit der weltberühmten Opernarie "Nessun Dorma" aus der Oper "Turandot" sowie "Time to say goodbye" von Andrea Bocelli einiges vorgenommen. Doch die hohen Erwartungen übertraf er noch. Mit seiner durch Mark und Bein gehenden, die letzten Winkel des Gotteshauses durchdringenden Stimme interpretierte er die Stücke auf eigene Art und Weise. Das war Gänsehaut pur! Aber auch als Duett harmonierten die Beiden prächtig, als sie die "Böhmische Liebe" sowie die Zugabe "Gloria In Excelsis Deo" erklingen ließen.
Für den Fortbestand eines Klangköpers bedarf es einer guten Mischung aus erfahrenen älteren sowie jungen Akteuren. Dies ist beim Musikverein Höfles-Vogtendorf mit Sicherheit der Fall. So freute sich NBMB-Kreisvorsitzender Wolfgang Müller, das Nachwuchstalent Nadine Reißig mit dem Überreichen der "Grünen Nadel" in den Nordbayerischen Musikbund aufnehmen zu dürfen. Die Neunjährige ist an der Trompete zu finden und meisterte ihr Debüt mit Bravour. Die Grüße der Stadt Kronach übermittelte Stadträtin Carin Bülling, die selbst dem Verein 15 Jahre lang bis ins Jahr 2012 vorgestanden hatte. Zum Jubiläum gratulierte auch Kaplan Dominik Urban.
Während des Abends waren auch an eine Wand projizierte Impressionen aus 90 Jahren Musikverein zu sehen. Schon zu der Generalprobe drei Tage vor dem Konzert waren Asylbewerber und Bewohner einer sozialen Einrichtung eingeladen.
Bilder:
04:
14: Solistin Jacqueline Wachter
17, 21: Die Solisten (von links) Andreas Thiel und Jacqueline Wachter
30:
34, 35, 36:
Vielleicht könnte man die Solisten als "Mensch unter uns" bzw. "Teaser" bringen?