Eine Investition für's Herz
Autor: Sabine Memmel
Kronach, Mittwoch, 07. August 2013
Die Herzkatheteranlage in der Frankenwaldklinik hat ausgedient und wird ab Montag durch eine neue Anlage ersetzt. Die Kosten trägt der Kardiologe Gerhard Brühl. Patienten müssen weiterhin mit monatelangen Wartezeiten rechnen.
Morgens um 6.45 Uhr beginnt sein Arbeitstag. Und er endet selten vor 20 Uhr. Meistens wird es später. Deutlich später. Ein Fulltimejob. Kein Wunder, als einziger Kardiologe in den Landkreisen Kronach und Lichtenfels. Doch für Gerhard Brühl ist das noch lange kein Grund, aufzuhören oder kürzerzutreten. Auch nicht, wenn er erst um 22 Uhr auf dem Weg nach Hause ist. Im Gegenteil. Mit 56 Jahren investiert er nochmal in eine neue Herzkatheteranlage in der Frankenwaldklinik. Ab Montag wird sie eingebaut. "Ich hab' mir gedacht: Entweder jetzt oder gar nicht. Ich gehe nochmal in die Vollen", sagt Brühl, der gerade seinen Kittel und seine Handschuhe vom letzten Eingriff auszieht.
Die bisherige Herzkatheteranlage ist zwölf Jahre alt. Auch diese hat Brühl gemeinsam mit dem damaligen Radiologen Hubert Heckhausen finanziert. Die Ersatzgarantie läuft nun bald ab, Zeit für etwas Neues und Moderneres.
Für viele sicherlich beruhigend, bedenkt man, dass er im Landkreis und darüber hinaus der einzige Kardiologe ist. "Ich investiere vor allem im Interesse meiner Patienten. Ich habe sogar Patienten aus Südthüringen", sagt Brühl. Die müssen mit monatelangen Wartezeiten rechnen. Nur dringende Fälle werden dazwischengeschoben. Immer wieder komme es aber vor, dass die Wartezeit doch zu lange war: "Manchmal kriegen wir Anrufe, dass die Patienten schon vor dem vereinbarten Termin mit einem Infarkt im Krankenhaus liegen oder sogar verstorben sind", erzählt Brühl.
Appell an Horst Seehofer
Erst vergangene Woche hat er Ministerpräsident Horst Seehofer bei seinem Besuch in Neufang direkt angesprochen und auf den enormen Engpass an Kardiologen im Landkreis aufmerksam gemacht. "Ich mache mir aber keine Illusionen, was das angeht. Mein Anliegen wird an der Bürokratie zerschellen", sagt Brühl. Von der Kassenärztlichen Vereinigung Oberfranken gibt es nach wie vor keine Bedarfsregelung für Kardiologen. Sie hat zwar einen Sicherstellungsauftrag, allerdings nicht in diesem Bereich. "Es gibt eine Überversorgung von Internisten. Die sind aber oft in ganz anderen Bereichen, als Rheumatologe oder Gastroentrologe, spezialisiert", erklärt Brühl. Inoffiziell sei zwar längst bekannt, dass es an Kardiologen fehle, zugeben wolle das aber keiner. Es scheitere an den Kosten. "Im Gesundheitssystem dreht sich alles nur ums Geld", sagt Brühl. Der ökonomische Druck werde immer größer, das Menschliche bleibe dagegen zunehmend auf der Strecke.
Der Aus- und Einbau der neuen Anlage sowie die Prüfung der Gewerbeaufsicht wird über zwei Wochen dauern. Zeit für Brühl, mal wieder Urlaub zu machen. "Das ist für mich der erste zweiwöchige Urlaub seit 15 Jahren", erzählt er. Nach sechs Katheteruntersuchungen geht es jetzt aber erst noch einmal zurück in seine Praxis. Dort wartet wieder neue Arbeit auf ihn. Und genauso wie jeden Tag, wird es bestimmt auch diesmal wieder spät. Sehr spät.