Eine Familie auf der Pirsch
Autor: Karl-Heinz Hofmann
Burggrub, Donnerstag, 05. November 2015
In der Waidmannsfamilie Birkner gehen Vater, Mutter und Sohn gemeinsam auf die Jagd.
"Waidmannsheil" ist in der Burggruber Familie Birkner ein ganz normaler Gruß. Und zwar zwischen Vater Klaus (55) und Sohn Victor (17) ebenso, wie zwischen Victor und seiner Mutter Ruth (49) oder von Ehegatte zu Ehegatte. Denn die Birkners sind eine richtige Jägerfamilie: Alle drei gehen jetzt auf die Pirsch - seit sie das "grüne Abitur", die bayerische Jägerprüfung, gemeistert haben.
Passion, kein Hobby
"Jagd ist keinesfalls als Hobby zu deklarieren. Vielmehr handelt es sich um eine Passion, die ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein und Pflichterfüllung fordert", stellt Ruth Birkner klar. Richtig verstandene Jagdausübung, die von christlich-ethischen Prinzipien geleitet sei, ziele auf Wildhege und Biotop-Pflege und nehme dabei den Schöpfungsauftrag ernst: "Die Schöpfung zu bewahren, zu erhalten und zu schützen." Die erste Strophe des Gedichtes "Waidmannsheil" des
königlichen Oberförsters Oskar von Riesenthal (1830-1898) bringe ihren Standpunkt auf faszinierende Weise zum Ausdruck: "Das ist des Jägers Ehrenschild, dass er beschützt und hegt sein Wild, waidmännisch jagt, wie sich's gehört, den Schöpfer im Geschöpfe ehrt."
Familie Birkner ließ sich auf die Jägerprüfung von kompetenten Dozenten unter Leitung von Hubert Kelle vorbereiten. Es war aber auch eine intensive individuelle Auseinandersetzung mit dem umfangreichen Lernstoff nötig. "Wenn sich alle Familienmitglieder einer gemeinsamen Aufgabe widmen, dann schweißt das zusammen", so Ruth Birkner. Die Tatsache, dass Vater, Mutter und Sohn über acht Monate hinweg zweimal wöchentlich jeweils fast drei Stunden die Schulbank drückten, empfand sie als etwas ganz Besonderes. Viele Wochenenden investierten sie in Reviergänge, Drückjagden, Besuche im Wildpark und Naturkundemuseum, Seminare zu Brauchtumspflege, Waldbau, Hege und jagdlicher Praxis, Tontaubenschießen, Kugelschießen, Laser-Schieß-Kino, Fallenlehrgänge, Aufbrech-, Anschuss- und Hundeseminare.
Respekt vor Waffen
Den größten Respekt bringt Birkner dem Fachgebiet "Waffen und Munition" entgegen. Der Umgang mit Pistole, Revolver, Repetierer, Bockbüchsflinte und Drilling war eine echte Herausforderung für sie. Aber auch diese Hürde nahm die 49-Jährige mit Bravour. Unisono berichten die drei Jungjäger von ihren ersten Jagderfahrungen, dass der Ansitz die Möglichkeit der Entschleunigung biete - weg vom hektischen Alltag hinein in die friedliche Stille der Natur. Und sie erzählen weiter, dass in der Familie größter Wert auf Eigenerzeugnisse und gesunde Ernährung gelegt wird. "Wir bauen unser Gemüse und Obst an, trocknen Beeren, Früchte und Pilze, pressen Saft und stellen Wein oder Likör her", berichtet Klaus Birkner. Und nun komme als Ergänzung dazu, dass sie mit dem selbst erlegten und zubereiteten Wild ihren Speiseplan mit qualitativ hochwertigem, biologisch einwandfreiem Fleisch erweitern können. Schon in der Jugend hat Ruth Birkner von ihrer Mutter gelernt, wie man Reh, Hase, Rebhühner oder Täubchen zubereitet - schließlich war und ist ihr Vater bis zum heutigen Tag passionierter Jäger.
Einige befreundete und erfahrene Jäger verhalfen dem Jungjägertrio bereits zum ersten jagdlichen Erfolg. Victor brachte bereits einen Keiler und einen Rehbock zur Strecke, Mutter Ruth erlegte ebenfalls einen Rehbock und Vater Klaus ein Reh.
Als frisch gebackene Waidleute freuen sich die Birkners natürlich auch auf die Hubertusmesse, die am Samstag in Burggrub in der St. Laurentius-Kirche stattfindet. Letztes Jahr besuchten sie zum ersten Mal so eine Feier und waren berührt von der würdigen Gestaltung und der musikalischen Umrahmung. Der Gottesdienst und das anschließende Hubertusfest werden einen schönen Rahmen abgeben, um das Erreichte noch einmal gebührend zu feiern.