Einbruch am helllichten Tag in Kleinvichtach
Autor: Sonny Adam
Kleinvichtach, Dienstag, 22. Oktober 2013
Die Langfinger warten schon lange nicht mehr bis zum Einbruch der Dunkelheit. Am Montag kamen sie in Kleinvichtach dreist während des Tages. Und das Haus wurde nicht zum ersten Mal heimgesucht.
Schon zum zweiten Mal wurde die Familie Müller aus Kleinvichtach Opfer von dreisten Einbrechern. Und das, obwohl ihr Haus mitten in Kleinvichtach auf einer Anhöhe steht. Von vorne ist der Eingang bestens einsehbar. Doch von hinten grenzen nur Wiesen und Äcker an das Grundstück.
Und das nutzten die Tageswohnungseinbrecher aus. Sie kamen gestern am Vormittag um kurz nach zehn Uhr. Dreist und ohne Skrupel gingen offenbar zwei Männer um das Haus herum und warfen mit einem großen Stein das Fenster der Terrassentür ein. Niemand der Nachbarn hatte irgend etwas mitbekommen. Aufmerksam wurden die Nachbarn erst, als sie beobachteten, dass zwei Männer im schnellen Laufschritt von dem Anwesen davonrannten.
Denn die Nachbarn wussten natürlich, dass der Hausherr als selbstständiger Maschinenbauer nicht zu Hause war und dass um diese Zeit auch die Hausherrin ihrem Bürojob nachging.
Alles Erinnerungsstücke
"Im vergangenen Jahr wurde schon einmal bei uns eingebrochen, damals ist Schmuck im Wert von rund 1000 Euro weggekommen. Die Stücke waren für uns wertvoll, denn es waren alles Erinnerungsstücke", erzählt der Hausherr sichtlich schockiert.
Nach dem ersten Einbruch hat die Familie Müller sicherheitstechnisch aufgerüstet. Die Terrassentür wurde mit Sicherheitsglas ausgestattet. Jetzt der Schock: Alles hat nichts genützt. Wieder wurde diese Familie Opfer von Einbrechern.
Doch die Aufmerksamkeit der Nachbarn war beispielhaft. "So eilig wie die beiden es hatten, war klar, dass etwas faul sein musste", sagte eine Nachbarin und verständigte die Polizei. Wieder ein anderer Nachbar hatte ein dunkles Auto, das am Straßenrand geparkt hat, gesehen und fand das Benehmen des Insassen auffällig. Der Mann habe etwas ins Handy getippt, aber es war ein Auto, das nicht in der Gegend beheimatet war. Das war tatsächlich der dritte Mann - er chauffierte die beiden. Während die Polizei mit der Spurensicherung anrückte und noch unter Hochdruck das genaue Vorgehen der Täter zu rekonstruieren versuchte, lief bereits im Hintergrund eine Fahndung an. Bei dem dunklen Auto, das die Nachbarn beobachtet hatten, handelte es sich um einen Opel Zafira mit Litauer Kennzeichen. Auch die drei dazugehörigen Männer sind schon gefunden worden. Bei einem neuerlichen Versuch, einzubrechen, allerdings konnten die Täter nicht einmal Beute machen.
Sehr ungutes Gefühl
Allein der Schaden an der Terrassentür beträgt schon mindestens 1500 Euro. "Es ist ein sehr ungutes Gefühl, wenn jemand überall in der Wohnung rumgewühlt hat und alles gesehen und angefasst hat", bestätigt der Hauseigentümer. Er hat von dem neuerlichen Einbruch durch seine Mutter erfahren. Denn die war sofort vor Ort und hatte ebenfalls ihre Beobachtungen der Polizei mitteilen können. "Beim ersten Mal kamen die Diebe auch tagsüber. Wir waren auch in der Arbeit", erinnert sich Müller mit Schrecken. Jetzt überlegen die Müllers, wie sie die Sicherheit noch weiter steigern können und hoffen, dass Ihnen die Verarbeitung des Vorfalls beim zweiten Mal leichter fallen wird.
Tatsächlich haben sich in den vergangenen Wochen die Einbrüche in der Region gehäuft. In Haßlach, Nordhalben und Küps gab es ebenfalls Einbrüche. Doch ob diese Einbrüche, die in den Nächten vonstatten gegangen sind, mit dem aktuellen Tageswohnungseinbruch im Zusammenhang stehen, ist noch unklar. Die Auswertung der Spuren und der DNA dauern noch an, erklärt die Polizei.
Die Täter machen reiche Beute
Gerade in den Herbst- und Wintermonaten nutzen Einbrecher die früh einsetzende Dämmerung und die Abwesenheit der Wohnungsinhaber zu Einbrüchen. Im Jahr 2012 registrierte die oberfränkische Polizei 277 Wohnungseinbruchdiebstähle (2011 waren es 266; +4,1 Prozent). Im Verhältnis zu den bayernweit fast 6000 angezeigten Delikten bewegen sich die oberfränkischen Zahlen eher im unteren Bereich. Allerdings zeigt der Trend für 2013 eine Steigerung.
Allein in der vergangenen Woche ereigneten sich in Oberfranken mehrere schadensträchtige Einbruchdiebstähle. Während in Gattendorf im Landkreis Hof die Langfinger am Donnerstagmorgen ohne Beute flüchten mussten, erbeuteten in Neustadt bei Coburg bislang Unbekannte einen fünfstelligen Eurobetrag. In Himmelkron konnten Einbrecher mit Laptops und Schmuck entkommen.
Am Mittwochvormittag entwendeten Langfinger aus zwei Wohnungen im Stadtgebiet Bayreuth Bargeld, Schmuck und Elektronikgeräte. Besonders dreist waren Einbrecher in der Nacht zum Mittwoch. Sie verschafften sich gewaltsam Zutritt in eine Ausstellungshalle auf der Oberfrankenausstellung und flüchteten mit Pelz- und Lederjacken. Im gleichen Zeitraum erbeuteten Unbekannte Schmuck im Wert von mehreren tausend Euro aus einem Juweliergeschäft in der Coburger Innenstadt.
Steigender Trend
"Mit einer intensivierten Täterfahndung und weiterhin professioneller Spurensicherung an den Tatorten versucht die oberfränkische Polizei, dem steigenden Trend entgegenzuwirken", erläutert Polizeivizepräsident Werner Mikulasch. Aber auch jeder Einzelne kann durch entsprechende Maßnahmen bereits im Vorfeld dazu beitragen, Einbrüche erst gar nicht geschehen zu lassen. Tipps zu Sicherungstechnik und dem richtigen Verhalten geben die oberfränkischen Kriminalberatungsstellen in Bamberg, Bayreuth, Coburg und Hof. "Nutzen Sie die kostenfreien Präventionsangebote", empfiehlt Mikulasch.
Mit einer Aufklärungsquote von fast 35 Prozent ist es den oberfränkischen Ermittlern 2012 gelungen, jeden dritten Wohnungseinbruch aufzuklären. Bayernweit konnte nur etwa jeder fünfte Fall gelöst werden. Einem Serieneinbrecher, der sein Unwesen unter anderem im Landkreis Hof trieb, konnte die Kriminalpolizei mehr als 100 Fälle im Bundesgebiet nachweisen. Der Mann ist zwischenzeitlich zu über acht Jahren Haft verurteilt worden.
Schutz gegen Einbrecher
• Verschließen Sie immer Fenster, Balkon- und Terrassentüren auch bei kurzer Abwesenheit.Nie den Schlüssel legen.
• Gekippte Fenster sind offene Fenster und von Einbrechern leicht zu öffnen. Nie an einer Glastür den Schlüssel stecken lassen.
• Rollläden sollten zur Nachtzeit - und keinesfalls tagsüber - geschlossen werden. Denn das signalisiert Abwesenheit.
• Auch wenn Sie Haus oder Wohnung nur kurzzeitig verlassen: Ziehen Sie die Tür nicht nur ins Schloss, sondern schließen Sie sie auch immer zweifach ab.
• Mehr Tipps im Internet: www.k-einbruch.de
Aktionswoche bis Sonntag
Das Bayerische Staatsministerium des Innern führt bis zum kommenden Sonntag die Aktionswoche Einbruchschutz durch, an der sich auch das Polizeipräsidium Oberfranken mit seinen Dienststellen beteiligt. Höhepunkt ist am kommenden Sonntag der bundesweite "Tag des Einbruch schutzes". Zudem werden am Freitag, 25. Oktober, in Bamberg, Bayreuth und Hof öffentlichkeitswirksame Präventionsveranstaltungen durchgeführt, bei denen Infomaterial verteilt und Verhaltenstipps an den Mann gebracht werden.