Druckartikel: Ein Zeichen der Volksfrömmigkeit erstrahlt in Zeyern in neuem Glanz

Ein Zeichen der Volksfrömmigkeit erstrahlt in Zeyern in neuem Glanz


Autor: Michael Wunder

Zeyern, Montag, 18. Juli 2016

Die "Neumühlenmarter" bei Zeyern hat einen neuen Standort.
Kaplan Dominik Urban zeigte sich erfreut über die neuerliche Aktivität des Frankenwaldvereins Zeyern. Er segnete im Beisein von einigen Bürgern an neuer Stelle die über 300 Jahre alte Marter. Foto: Michael Wunder


Verantwortlich für die Sanierung und Neuerrichtung zeichnete sich die Ortsgruppe Zeyern des Frankenwaldvereins. Bei der Segnung durch Kaplan Dominik Urban sprach dieser von einem Zeichen der Volksfrömmigkeit. Er verwies darauf, dass Menschen schon vor Jahrhunderten dem Glauben vorausgegangen sind und die Mutter Gottes auf unterschiedlichen Weisen in freier Natur präsentiert haben.
Kreisheimatpfleger Robert Wachter bezeichnete die Marter aus dem Jahr 1707 als eines der schönsten Beispiele religiöser Bildstöcke in der Gegend. Eine ähnliche Marter, ein Jahr älter, befindet sich am Treppenaufgang zur Zeyerner Kirche. Daraus schloss der Kreisheimatpfleger die Annahme, dass beide aus der gleichen Werkstatt entstammen. Auffallend ist bei beiden Martern der sehr reich durchmodellierte Grundaufbau mit seinen Anklängen an große sakrale Architekturen.

Wie Wachter weiter ausführte, erinnert schon der kissenartige, gebauchte Sockel mit seiner Inschriftkartusche an klassische Sarkophag-Altäre der Barockzeit. Als sehr beachtenswert bezeichnete der Kunstkenner die Säule, die den eigentlichen Bildstock trägt und dabei besonders ihre gedrehte Form, die mit Weinranken verziert ist. Sie zitiert, ob bewusst oder unbewusst, dabei wohl ein sehr prominentes Architekturmotiv in der wohl bekanntesten christlichen Kirche, dem Petersdom in Rom. Dort befindet sich als zentraler Blickpunkt über Grab des Heiligen Petrus, dem Papstaltar, ein großer Baldachin mit ebenfalls gedrehten Säulen. Damals wurden solche Elemente nachgeahmt.


Wer hat einst Maria angerufen?

Auch im Bamberger Dom wurden in Bezug zum Petersdom Baldachinaltäre mit solch gedrehten Säulen errichtet, leider aber im frühen 19 Jahrhundert wieder beseitigt. Nicht überliefert war der Anlass für die Errichtung der Neumühlmarter. Aufgrund des zentralen Bildmotivs einer Marienkrönung könnte man spekulieren, ob die Mutter Gottes in einem Notfall hier um Hilfe ersucht wurde. Insgesamt sprechen viele der gewählten Bildmotive dafür, dass sich irgendwann im ganz frühen 18. Jahrhundert ein Unglücksfall, vermutlich sogar mit Todesfolge, ereignet hat, meinte Wachter. Aufgrund der aufwendigen Gestaltung der damaligen Zeit, geht der Kreisheimatpfleger davon aus, dass der Auftraggeber sehr wohlhabend gewesen sein dürfte.


Gelungene Restauration

Dem Roßlacher Steinrestaurator Wilhelm Keim ist es in vorbildlicher Weise gelungen, diese Marter wieder mit einem von Voluten verzierten Kapitell nach historischem Vorbild zu ergänzen. Der ursprüngliche Standort lag am Flößerpfad von der Zigeunersmühle über das Neumühlwehr nach Erlabrück, das noch lange von den Zeyernern für Ausflüge zur dortigen Gastwirtschaft genutzt wurde. Nach dem Abbruch des Wehres in den 1970er Jahren ist der Wiesenpfad verschwunden. Deshalb habe man den Standort mit Zustimmung des Grundeigentümers auch auf die andere Seite des Feldes gesetzt, sagte der Obmann Rudolf Hempfling bei seiner Begrüßung. Insgesamt sind 2700 Euro an Kosten angefallen. Dank des rührigen Ehrenobmanns Werner Hempfling, der die Aktion auch anregte, wurden 1700 Euro an Spenden eingesammelt. Die Kreisheimatpflege hat sich mit 300 Euro beteiligt, sodass für die Ortsgruppe des Frankenwaldvereins neben den Arbeitseinsätzen lediglich 700 Euro blieben.
Bürgermeister Norbert Gräbner dankte für das "Kleinod" am gut gewählten Standort Flößerweg. Durch die vielen Aktivitäten des Frankenwaldvereins in der Vergangenheit bleiben weitere Stücke der Geschichte erhalten, so der Bürgermeister.