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Ein unterhaltsamer Abend beim KAB-Kreisverband Kronach


Autor: Heike Schülein

Kronach, Sonntag, 10. März 2013

Der KAB-Kreisverband Kronach initiierte in Zusammenarbeit mit Gleichstellungsbeauftragter Claudia Merkel einen unterhaltsamen Abend in der Synagoge.
Carol Jakob stellte Elisabeth Bach vor.


Papst Benedikt XVI. nannte sie eine außergewöhnliche Frau. 2009, mehr als 360 Jahre nach ihrem Tod, verlieh er ihr den Ehrentitel "Ehrwürdige Dienerin Gottes": Maria Ward (1585 bis 1645) war eine englische Ordensschwester und Ordensgründerin in der römisch-katholischen Kirche. Sie gründete die "Congregatio Jesu" und wurde zur Wegbereiterin einer besseren Bildung für Mädchen.

Und doch: Die Anerkennung der Kongregation der Englischen Fräulein durch den Papst erfolgte erst 1703 und erst 1909 erteilte Papst Pius X. die Erlaubnis, Maria Ward als Stifterin des Instituts zu bezeichnen. Zu Lebzeiten sah das noch ganz anders aus: 1631 löste Papst Urban VIII. die gesamte Vereinigung auf; Maria Ward selbst wurde als Ketzerin neun Wochen inhaftiert.

Gegen große Widerstände

Frauenbewegung, Sozialarbeit und politisches Engagement: Es sind Frauen wie Maria Ward, die mit Engagement für ihre Sache eintraten - und das gegen große Widerstände. Der Frauentag ist alljährlich ein guter Anlass, sich dieser mutigen Vorreiterinnen zu erinnern. Unter dem Motto "Frauengestalten - Frauen gestalten" stellten Mathilde Hutzl, Gabriele Zeuß, Lieselotte Klinger und Carol Jakob vom Kronacher KAB-Kreisverband vier couragierte "Frauen von damals" vor.

"Wir wollen heute Frauengestalten kennen lernen, die nicht so bekannt sind, und doch zu ihrer Zeit Großartiges geleistet haben. Sie haben dafür gelebt, Frauen ihren Platz in der Gesellschaft oder Kirche zu verschaffen", führte KAB-Kreisvorsitzende Gabriele Zeuß in den ebenso kurzweiligen wie interessanten Abend ein. Obwohl sie vor Jahrhunderten gelebt hätten, könne sich sicherlich noch heute die eine oder andere Frau in diesen starken Streiterinnen für Gleichberechtigung wiederfinden. Neben Maria Ward gaben die KAB-Vorstandsfrauen auch Helene Weber, Therese Studer und Elisabeth Bach eine Stimme. Eindrucksvoll zeigte das Wirken dieser Frauen auf, wie vehement das heutige Frauenbild und die bisherigen Erfolge eingefordert wurden und wie hart erkämpft sie doch waren. Gleichzeitig verdeutlichten die vorgetragenen Texte aber auch, dass es noch ein weiter Weg ist, bis tatsächlich eine Gleichheit der Geschlechter erreicht werden kann - Ein Grund mehr, alljährlich den internationalen Frauentag zu begehen.

Mathilde Hutzl informierte, auch die KAB sei eine internationale Bewegung. Sie sei Teil der Weltbewegung Christlicher Arbeiter (WBCA). Gemeinsam setze man sich für eine gerechte, solidarische und nachhaltige Welt ein.

Die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Kronach, Claudia Merkel, bedankte sich bei den KAB-Damen für die Gestaltung und Organisation des gelungenen Abends sowie bei Silvia Wachter für die wunderschöne Umrahmung mit "Musik von heute". Die Sängerin hatte ein feines Gespür bei der Auswahl ihrer Songs und dabei auch den Geschmack des Publikums getroffen. Mit ihren sehr gefühlvoll vorgetragenen - überwiegend nachdenklich-besinnlichen - Liedern betätigte sie sich als Seelenstreicherin. Ihr musikalischer Reigen reichte aber auch bis zum flotten Mitklatsch-Song "La Ballade des gens heureux". Zwischen den Beiträgen stimmte sie mit kurzen, prägnanten Erklärungen auf das jeweils bevorstehende Stück ein.
Die weiteren vorgestellten Frauen: Helene Weber (1881 bis 1962): war Pädagogin sowie Politikerin. Sie gründete 1916 die Soziale Frauenschule des Katholischen Deutschen Frauenbundes und blieb ihr Leben lang deren Vorsitzende. In der Weimarer Republik gehörte sie dem Zentrum an. 1945 beteiligte sie sich am Aufbau der CDU. 1948 war sie Mitbegründerin der Frauenarbeitsgemeinschaft der CDU/CSU, einer Vorläuferin der heutigen Frauenunion.

Therese Studer (1862 bis 1931): und Stiftungspriester Rupfle gründeten am 17. Juni 1906 eine lokale Ortsgruppe katholischer Arbeiterinnen, der sofort 159 Mitglieder beitraten. Sie war die erste Verbandssekretärin beim Süddeutschen Verband katholischer Arbeiterinnenvereine sowie ab 1920 die Verbandsvorsitzende. Sie führte den Arbeiterinnenverband zu einer Größe von 21 000 Mitgliedern.

Elisabeth Bach (1908 bis 1976): war eine überzeugte Streiterin für soziale Gerechtigkeit im Erzbistum Bamberg nach dem Zweiten Weltkrieg. Insbesondere setzte sie sich auch für die Sache der Frau ein und übernahm von 1947 bis 1960 die ehrenamtliche Aufgabe der Diözesanleiterin im Katholischen Werkvolk der Erzdiözese Bamberg (heute: KAB). Von 1952 bis 1972 gehörte sie der CSU-Fraktion im Nürnberger Stadtrat an.

Weitere Veranstaltungen zum Internationalen Frauentag: Montag, 11. März, 19.30 Uhr: Vortrag von Amalie Fößel "Adelheid, Theophanu und Kunigunde: Drei einflussreiche Kaiserinnen im deutschen Reich vor einem Jahrtausend" - Kronacher Synagoge

Samstag, 16. März, 17 Uhr: Lesung mit anschließender Diskussion und Buchsignierung mit der Autorin Sonja Liebsch - "Muttertier @n Rabenmutter" - "'s Antla", Obrist Beckhardt Saal, Kronach

Der Internationale Frauentag: für die Rechte der Frau und den Weltfrieden wird weltweit von Frauenorganisationen am 8. März begangen. Er entstand in der Zeit um den Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung und das Wahlrecht für Frauen. Der erste Frauentag wurde am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz gefeiert.