Ein Leben für die Musik
Autor: Heike Schülein
Kronach, Donnerstag, 19. November 2015
Sein außergewöhnliches Engagement im Bereich der Kirchenmusik ist bekannt und wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Am Sonntag feiert Dekanatskantor Marius Popp einen runden Geburtstag.
"Wenn ich die Freude in den Augen der Menschen sehe, wenn sie unsere Musik hören, dann ist das wunderschön", sagt Marius Popp. Mit leuchtenden Augen erzählt der Dekanatskantor von seiner Arbeit mit derzeit zehn Chören, mit denen er schon viele Konzerte gab und auch eine Reihe großer klassischer Vokalwerke zur Aufführung brachte. Seit 2002 ist Popp Dekanatskantor in Kronach. Was sich seitdem alles getan hat - darüber scheint er selbst fast ein wenig überrascht zu sein.
Die Leidenschaft für die Musik wurde dem in Rumänien geborenen Dirigenten, Organisten, Pianisten und Cembalisten in die Wiege gelegt. "Meine Eltern und meine beiden Geschwister: alles Musiker", verrät er.
Den ersten Klavierunterricht erhielt er mit fünf Jahren. 1962 trat er erstmals als Pianist auf.
"Ich war das schwarze Schaf"
Mit 25 Jahren begann Popp dann ein zweites Studium im Bereich Arbeits- und Betriebsorganisation und war danach in der Entwicklung und Programmierung von Softwareprodukten tätig. "Das hat in der Familie keiner so richtig verstanden. Ich war wohl ein wenig das schwarze Schaf."Die Liebe zur Musik blieb. 2001 initiierte und organisierte Popp als künstlerischer Leiter die Konzertreihe "Coburg & Königshäuser". "Ich saß dann eines Tages mit meiner Frau am Frühstückstisch und sagte zu ihr, dass ich wieder ganz zurück zur Musik möchte", erinnert er sich. Glücklicherweise wurde die Stelle als Dekanatskantor in Kronach frei - eine Stelle, die ihn ausfülle und mit der er sehr glücklich sei.
"Ich bin schon stolz darauf, was wir bis heute geschafft haben", sagt er. Man müsse bedenken, dass man in Kronach ja nicht über eine Orgel in "Pracht und Macht" verfüge und auch nur eine bescheidene Kirche habe. "Unsere neugotische Kirche ist klein, aber wunderschön - und unsere romantische Steinmeyer-Orgel hat einen wunderbaren Klang", schwärmt er.
Die hochkarätigen internationalen Organisten, die alljährlich hier im Rahmen des Internationalen Orgelzyklus gastierten, seien zunächst meist skeptisch. Dann aber seien sie begeistert vom herrlichen Klang.
Die Orgel habe er immer wieder ergänzt, um aus den vorhandenen Möglichkeiten das Optimale herausholen. Dabei komme wohl auch ein wenig sein betriebswirtschaftliches Studium durch. Das Motto treffe auch für seine anderen Tätigkeitsbereiche zu - so auch in der Arbeit mit den Chören, deren Mitglieder allesamt Laien seien. Er habe einen "Riesenrespekt" davor, dass diese in ihrer Freizeit - viele davon neben ihrem Beruf - große Werke einstudierten, um anderen Menschen eine Freude zu bereiten.
Beitrag zur Völkerverständigung
Bekannt sind vor allem auch die von Popp organisierten Konzertreisen durch ganz Europa. Damit leiste man einen großen Beitrag zur Völkerverständigung - ebenso wie durch das Einladen anderer Chöre aus dem In- und Ausland. Das Interesse von Schülern und jungen Menschen solle geweckt werden und so arbeite er oft auch mit Schulchören zusammen. Seit Jahren kommen Grundschüler zu den Schülerkonzerten, bei denen er die Orgel erklärt.
Seit acht Jahren gastiert Popp in der Nordhalbener Pfarrkirche mit Orgelkonzerten für Kindergarten und die Grundschule. Die Auslandsreisen sind oft mit Benefizkonzerten für soziale Zwecke verbunden - wie beispielsweise für die vom Erdbeben 2012 geschädigten Kirchen in Raum Mantova sowie zugunsten Krebskranker. Begonnen hat Popps soziales Engagement mit Benefizkonzerten für die Down-Syndrom-Selbsthilfegruppen Coburg, Lichtenfels und Kronach - aus Dankbarkeit, wie er sagt, selbst drei gesunde Kinder mit seiner Ehefrau Susanne zu haben.
CD- und Rundfunkaufnahmen, Konzertreihen - wie beispielsweise für die Kiwanier und den VHS-Vormittagskreis, die Kirchenchor-Wettbewerbe, die Würdigung von Johann Georg Herzog anlässlich seines 100.Todesjahres verbunden mit der Produktion einer CD mit erstmaligen Einspielungen - Popps musikalisches Engagement reicht weit.