Ein Kinderbuch für Kronacher Kinder entsteht
Autor: Heike Schülein
Kronach, Montag, 04. November 2013
Der "Verein 1000 Jahre Kronach" bringt eine Lektüre für Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren heraus. Alle Geschichten drehen sich um das Städtchen. Das Büchlein soll vor Weihnachten in den Verkauf gehen.
"Kronacher Dachgeschichten ... von tapferen Weibern, finsteren Gestalten, munteren Flüsschen und anderem mehr" - So oder so ähnlich wird wohl der Titel des neuen Kronacher Lesebuchs für Kinder lauten. Das Redaktionsteam Eva Schreiber-Dümlein, Tina Vadász-Hain und Dirk Eilers mit seiner Leiterin Kerstin Sperschneider und der Vorsitzende des Vereins "1000 Jahre Kronach", Manfred Raum, sind sich noch nicht ganz einig. Gemeinsam gehen die fünf Wort für Wort der zehn eingereichten Geschichten durch, die sie - an eine Wand projiziert - groß vor sich sehen. Bei einzelnen Wörtern und Ausdrücken überlegen sie: "Ist das auch kindgerecht? Verstehen das Kinder in diesem Alter?" Dirk Eilers tippt die kleinen Änderungen in den Laptop. "Wir kämpfen um jedes Wort und das mittlerweile schon seit einigen Wochen", meint Kerstin Sperschneider schmunzelnd.
Kritisch bei der Wortwahl
So kritisch wie bei der Wortwahl ist man auch beim Finden des Titels. "Ich finde "Dachgeschichten" passend. Die Geschichten spielen unter Kronacher Dächern und wenn Häuser erzählen könnten, würden sie genau diese spannenden Geschichten erzählen", denkt Tina Vadász-Hain.
Die Grafikerin schlug nicht nur den Arbeits-Titel des rund 70 Seiten umfassenden Büchleins vor, sondern zeichnet auch mit Motiven von Kronach und Umgebung für dessen grafische Gestaltung verantwortlich. "Das Büchlein enthält keine abgezeichneten Fotos, sondern aquarellierte Zeichnungen. Ich deute nur an, um die Vorstellung der Kinder anzuregen. Sie sollen sich eigene Gedanken machen", erklärt sie.
Die Grafikerin gehört dem Redaktionsteam unter Leitung von Kerstin Sperschneider ebenso an wie die Pädagogen Eva Schreiber-Dümlein und Dirk Eilers. Sie alle und Manfred Raum freuen sich über die kindgerechten Geschichten, die zehn ideenreiche Männer und Frauen aus Kronach und Umgebung eigens für dieses Büchlein geschrieben haben. "Da war schon Überzeugungsarbeit notwendig", gesteht Kerstin Sperschneider. Zum Einen hätten die potenziellen Autoren, die man gefragt habe, zunächst nicht so recht gewusst, in welche Richtung das Buch gehen soll. Zum Anderen mangelte es bei vielen von ihnen an der Zeit.
Voller Freude über die schönen Geschichten habe man sich bereits vor Wochen an die Ausarbeitung gemacht, was sich als zeit- und arbeitsaufwendiger als gedacht herausgestellt habe. "Das ist keine leichte Aufgabe. Je länger man sich damit beschäftigt, umso mehr Kleinigkeiten fallen einem auf. Zudem müssen die Geschichten auf die richtige Länge gebracht werden", erklärt das Redaktionsteam. Mittlerweile sind die Geschichten schon in einem Entwurf niedergeschrieben. Sobald die letzten Arbeiten abgeschlossen sind, geht dieser für den "letzten Schliff" an eine Lektorin. Das Büchlein soll vor Weihnachten erscheinen, damit es bei möglichst vielen Kindern und natürlich - wie Manfred Raum schmunzelnd ergänzt - auch bei junggebliebenen Erwachsenen unter dem Weihnachtsbaum liegen kann.
Kindgerecht umgesetzt
Der Vorsitzende war es auch, der die Idee für das Projekt hatte, mit dem man insbesondere das Brauchtum sowie die Kronacher Geschichte aufgreifen und kindgerecht umsetzen möchte. "Die Geschichten können von den Kindern selbst gelesen werden. Sie können sie anderen Kindern und Erwachsenen vorlesen und natürlich können sich die Jungen und Mädchen die Geschichten auch vorlesen lassen", wünscht sich Raum, der das Vorwort des Buchs beisteuerte. Ausgedacht hatten sich die Geschichten Frauen und Männer, die in Kronach oder in der Nähe von Kronach leben. Gemeinsam wolle man die Kinder begeistern für das liebenswerte Städtchen Kronach und auch neugierig machen.
Das Lesebuch sei - so Raum - in vielerlei Hinsicht ein Experiment mit dem Ansatz, Kronacher Geschichte im Alltagsgeschehen interessant und spannend zu vermitteln: unterhaltsam und gleichzeitig informativ, und das alles nicht aus einer Feder, sondern als Gemeinschaftswerk. Wie er betont, sollte dabei kein Bilderbuch entstehen, sondern ein Lesebuch. Deswegen habe Tina Vadász-Hain auch nur Bildandeutungen gemacht. All das belege, welcher Spagat für das Kronach-Buch der besonderen Art gemacht worden sei. "Es gibt sehr viel Sagenstoff rund um Kronach. Und vieles zu entdecken. Für Kinder ist es notwendig, das in neuer Form darzustellen", ist er sich sicher. Das neue Lese-Buch solle ein kindgerechtes Pendant des historischen Kronacher Stadtlesebuchs sein.
Dem pflichtet Kerstin Sperschneider bei. Man wollte kein pädagogisch-belehrendes Buch. Vielmehr sollen die Begegnungsgeschichten die Lesefreude anregen. Viele Dinge nehme man nicht mehr so wahr, sondern sie seien schon selbstverständlich geworden. "Es geht uns darum, bestimmte Dinge wieder mehr ins Bewusstsein zu rufen", betont sie. Dabei müssten, ergänzen Eva Schreiber-Dümlein und Dirk Eilers, die Geschichten keineswegs zu 100 Prozent authentisch sein. Vielmehr wolle man Kindern über das Erzählerische in spannender Art und Weise die Geschichte Kronachs und seiner Umgebung vertraut machen. Kinder sollten neugierig werden und wieder mit offeneren Augen durch die Stadt gehen.
Das ist im Fall von Lukas, dem elfjährigen Sohn von Dirk Eilers, bereits gelungen. "Das Buch kam sehr gut bei ihm an. Er hat die Geschichte über ein abgebranntes Haus am "Bach ohne Namen” gelesen und wollte das unbedingt besuchen", erzählt Dirk Eilers.
Diese Autoren wirken mit: Christa Franz, Manfred Blinzler, Hans Blinzler, Gisela Lang, Udo Georg Gellner, Kerstin Sperschneider, Hans Götz, Hinrich Ruyter, Dirk Eilers und Cristina-Anna Bijok.