Ein Idealist kämpft für die Region
Autor: Veronika Schadeck
Kronach, Freitag, 14. Oktober 2016
Hans Rebhan ist IHK-Vizepräsident und Vorsitzender des IHK-Gremiums Kronach. Seine Wiederwahl im Jahr 2017 dürfte rein obligatorisch sein.
Im Januar 2017 finden in der Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken Bayreuth die Wahlen der Wirtschaftsvertreter für den Kammerbezirk statt. Der IHK-Vizepräsident und Vorsitzende des IHK-Gremiums Kronach, Hans Rebhan, wird sich dabei wieder zur Wahl stellen. Im Interview stellt er sich unseren Fragen.
Für was steht eigentlich die IHK für Oberfranken Bayreuth?
Hans Rebhan: Die IHK Oberfranken ist eine Interessensvertretung der Wirtschaft. Als eine von 79 IHK in Deutschland setzen wir uns für die Belange unsrer rund 47 000 Mitgliedsunternehmen ein. 3000 Unternehmen davon kommen aus dem Landkreis Kronach.
Was macht die IHK?
Wir erfüllen zahlreiche hoheitliche Aufgaben und unterstützen unsere Mitglieder beispielsweise bei der Durchführung und Organisation der Aus- und Weiterbildung oder etwa durch
Wie setzt sich der IHK-Kammerbezirk Oberfranken zusammen?
Unsere Kammer besteht aus acht lokalen Gremien. Dazu zählen Bayreuth, Bamberg, Forchheim, Hof, Kronach, Kulmbach, Lichtenfels und Marktredwitz-Selb.
Nun stehen im Januar 2017 Neuwahlen an. Haben Sie genügend Bewerber?
Ja, und darüber freue ich mich. Insgesamt werden 270 IHK-Gremiumsmitglieder gewählt. Im Landkreis Kronach sind es 30, die sich in den nächsten fünf Jahren für ihre Heimat einsetzen wollen. Hierfür kandidiert etwa die doppelte Anzahl an Bewerbern. Aufgegliedert sind diese in drei Wahlgruppen, nämlich Industrie, Handel sowie Tourismus und Dienstleistungen. Die jeweiligen Gremiumsmitglieder wählen schließlich den Präsidenten.
Besteht für Gewerbetreibende eine Pflichtmitgliedschaft bei der IHK?
Ja, aber nur gut die Hälfte der Mitglieder muss Beiträge zahlen, da sich diese an die Höhe der Gewinne orientieren. Man darf auch nicht vergessen, die IHK ist eine Solidargemeinschaft. Alle haben eine Stimme - egal, ob es sich um einen Ein-Mann-Betrieb oder um ein Unternehmen mit Hunderten von Mitarbeitern handelt.
Warum engagieren Sie sich im IHK-Gremium?
Ich habe den Vorsitz des IHK-Gremiums Kronach im Mai 2009 vom ehemaligen Loewe-Chef Rainer Hecker übernommen. Bereits seit 1994 gehörte ich dem IHK-Gremium an. Ich habe hier schon immer eine Möglichkeit gesehen, etwas für meine Heimatregion zu bewegen. In Kombination mit meiner kommunalpolitischen Erfahrung und des damit verbundenen Netzwerks sah ich hier gute Chancen, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit zu verbessern. Denn jede Region und jede Kommune lebt von einer florierenden Wirtschaft.
Sie sind auch Stellvertreter des ausscheidenden IHK-Präsidenten Heribert Trunk. Hat sich Ihr Einsatz gelohnt?
Ja, weil wir sehr viel bewegt haben. Eingeführt wurden in Kronach beispielsweise die Wirtschaftstage. Entstanden sind zudem das Innovationszentrum, die Zusammenarbeit mit der Hochschule Coburg, der Studiengang "Zukunftsdesign" und der Campus für Innovationskultur (CIK). Mittlerweile schaut man auch von außerhalb auf den Landkreis Kronach. Einer der Höhepunkte war auch die Teilnahme an der Kabinettsausschusssitzung der Bayerischen Staatsregierung auf der Festung Rosenberg im August 2013, wo ich unser kurz vorher erarbeitetes Strukturprogramm für Kronach vorstellen konnte. Davon befinden sich mittlerweile die meisten Punkte in der Realisierung befinden. Ohne die Unterstützung unseres Präsidenten Heribert Trunk wäre das nicht möglich gewesen.
Wo kann die IHK noch Einfluss nehmen?
Wir haben uns beispielsweise auch für die Infrastruktur stark gemacht. Gemeinsam haben wir mit unseren Abgeordneten massiv Einfluss genommen bei Straße, Schiene oder Breitband. Ich freue mich, dass die Bemühungen für den vierstreifigen Ausbau der B 173 von Lichtenfels nach Kronach mit der Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan erfolgreich waren. Weitere Themen waren und sind die sichere und bezahlbare Energie gerade auch für unsere energieintensiven Unternehmen. Momentan kämpfen wir dafür, dass die IC-Strecke von Lichtenfels über Kronach und Ludwigsstadt nach Jena nicht erst im Jahre 2023, sondern bereits 2018 kommt.
Was sind die weiteren Ziele?
Heribert Trunk hat weitere fünf Wünsche für Oberfranken geäußert. Ein Wunsch ist die Förderung für den Campus für Innovationskultur. In den letzten Tagen kam die Mitteilung, dass diese Einrichtung vom Freistaat mit einer Million Euro gefördert wird. Ich bin hier auch unserem MdL Jürgen Baumgärtner sehr dankbar. Stolz bin ich darauf, dass der Landkreis Kronach vom Bayerischen Förderprogamm zur Revitalisierung von Ortskernen profitiert. Hier hat unser Präsident Heribert Trunk maßgeblichen Einfluss genommen, dass wir in Kronach mit von der Partie sind. Die 90-prozentige Förderung ist ein echtes Zukunftsprogramm.
Was ist denn eigentlich unter "Campus für Innovationskultur" zu verstehen?
Das ist ein neues Konzept für die Begleitung von Gründern und zeichnet sich dadurch aus, dass nicht nur Gründer mit ihrer Idee unterstützt werden, sondern auch Gründungen um bestehende Unternehmen herum initiiert werden. Wir denken in Netzwerken und nicht in Gebäuden. Ich empfehle mal die Website CIK.one zu besuchen.
Mit welchen Herausforderungen wird sich die IHK künftig befassen müssen?
Wir werden von der Entwicklung im Bereich der Digitalisierung überrannt. Bayern muss hier eine Vorreiter-Rolle einnehmen und Oberfranken an der Spitze stehen. Ich sehe gerade durch das Gigabit-Zeitalter eine besondere Chance für den ländlichen Lebensraum, denn Digitalisierung bedeutet Dezentralisierung und Hinführung zu gleichwertigen Lebensbedingungen in Bayern.
Nun klagen ja Unternehmer über die Schwierigkeiten, qualifizierten Nachwuchs zu finden. Was kann die IHK in diesem Zusammenhang machen?
Die IHK hat ihre Hausaufgaben gemacht. Mit einem elfteiligen Fachkräftekonzept unterstützen wir unsere Mitgliedsunternehmen. Im Mittelpunkt stehen dabei natürlich Maßnahmen zur Gewinnung von Ausbildenden. Wir haben im Landkreis Kronach seit 2005 einen Zuwachs von 15 Prozent in der Ausbildung. Es gibt aber Mitgliedsbetriebe in der IHK, die im ersten Lehrjahr den Azubis Grundkenntnisse in Deutsch und Mathematik vermitteln müssen. Das zeigt, welche schulischen Defizite teilweise vorhanden sind. Es ist ein Umdenken notwendig. Ich richte daher den Appell an die Eltern, sich mehr mit den Berufsbildern zu befassen. Längst hat man im gewerblich-technischen Bereich die gleichen Chancen und Einkommensmöglichkeiten wie nach einem Hochschulstudium.
Macht Ihnen denn Ihr Ehrenamt bei der IHK noch Spaß?
Idealismus ist schon nötig, denn es gibt auch im Ehrenamt Höhen und Tiefen. Mein Engagement bei der IHK ist immer wieder mit Herausforderungen verbunden. Aber man wächst mit den Aufgaben. Bestätigt werde ich immer wieder durch die Rückkoppelung der Unternehmer. Die Anerkennung unserer Arbeit freut mich natürlich und es spornt mich auch an, weiterzumachen - sofern mir die Wahlberechtigten ihr Vertrauen schenken. Es begeistert mich auch immer wieder, wie viele Unternehmer sich wirklich ehrenamtlich, also ohne jegliche Bezahlung ihres Aufwandes, für die Region einsetzen.
Präsident Heribert Trunk scheidet als IHK-Präsident aus. Als Nachfolger werden immer wieder mal auch Sie ins Gespräch gebracht. Wäre das für Sie eine Option?
Im April 2017 wissen wir mehr.
Die Fragen stellte
Veronika Schadeck