Ein Gerüst, zwei Meinungen: Warum das Kronacher Landratsamt einer Firma nun kündigen will
Autor: Andreas Schmitt
Kronach, Dienstag, 25. Sept. 2018
Auf der größten Baustelle der Stadt Kronach droht der Stillstand. Das Aufstellen des Gerüsts ist so lange überfällig, dass das Dach nicht bis zum Winter dicht werden könnte.
"Eigentlich", sagt Sonja Witzgall, "hätte der Gerüstaufbau schon am 10. oder 11. September beginnen sollen". So habe es die zuständige Firma Jawuretz aus Viereth-Trunstadt im Landkreis Bamberg der Sachbearbeiterin Hochbau am Landratsamt Kronach telefonisch versichert.
"Bis vergangenen Freitag hat sich aber gar nichts getan", berichtet Witzgall. Im Kronacher Landratsamt, das für Sanierung und Erweiterung des Volkshochschulgebäudes verantwortlich ist, macht man sich nun Sorgen um den planmäßigen Fortgang der Arbeiten. Witzgall: "Vom Gerüst hängt alles ab. Wenn es nicht rechtzeitig steht, wird das Dach nicht dicht und wir haben im Winter einen Stillstand." Der Innenausbau und der Einbau der Fenster wären dann nicht möglich.
Ursprünglich, so gibt die Sachbearbeiterin zu, hätte das Gerüst laut Vertrag schon ab Mitte Juni aufgebaut werden sollen. Da sich jedoch andere Arbeiten verzögert hatten, war dies nicht möglich. Witzgall: "Danach hatte ich mit der Firma mehrfach Kontakt. Der 11. September wurde mir zugesichert. "
Personalmangel als Ursache
"Der Chef war dann oft nicht erreichbar. Als er mal ans Telefon ging, gab er Personalmangel und gesundheitliche Gründe als Ursachen an. " In der Folge erhielt die Gerüstfirma eine Frist bis 17. und dann eine Nachfrist bis vergangenen Freitag, 21. September, gesetzt. "Wäre er nicht gekommen, hätten wir gekündigt und Schadensersatzansprüche angemeldet", sagt Witzgall.
Denn der Zimmerer, die Firma Konrad aus Kulmbach, will am 26. September anfangen und steht schon Gewehr bei Fuß. Sonja Witzgall: "Wenn das nicht klappt, nimmt diese Firma vielleicht eine andere Baustelle an und alles verzögert sich weiter."
Ohne Gerüst geht manches nicht
Auch die Baugesellschaft Dietz aus Weismain (Kreis Lichtenfels), die am VHS-Gebäude umfangreiche Tief- und Ingenieurbauarbeiten ausführt, braucht das Gerüst. "Wir versuchen, manche Sachen vorzuziehen. Aber ab einer Höhe von 3,50 Meter brauchen wir ein Gerüst wegen der Arbeitssicherheit", sagt Geschäftsführer Christian Dietz.
Decke einschalen, Beton von außen einbringen - diese Arbeiten gehen nicht ohne Gerüst. "Wir sind etwa halb fertig. Aber wenn das Gerüst nicht bald steht, können wir nicht mehr tricksen", sagt Dietz.