Druckartikel: Ein ganz besonderer Platz

Ein ganz besonderer Platz


Autor: Alexander Löffler

, Samstag, 11. August 2012

Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein hat beim Freischießen seine Frau Christine kennen gelernt.
Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein hat vor 23 Jahren genau an diesem Platz in der Kaiserhof-Bierhalle seine Frau Christine kennen gelernt. Foto: Alexander Löffler


Wolfgang Beiergrößlein betritt die Kaiserhof-Bierhalle. Zielstrebig läuft er auf einen Bereich zu und überlegt nur ganz kurz, an welche Bierbank er sich setzt. Er ist in sich gekehrt, bevor er zu erzählen anfängt: "Wahnsinn - hier habe ich gesessen, als ich meine Frau kennen gelernt habe", betont der Bürgermeister. Das war vor 23 Jahren.
Kein Wunder also, dass das Freischießen für Beiergrößlein eine ganz besondere Bedeutung hat. Direkt ihm gegenüber saß seine heutige Frau Christine, mit der er seit 1995 verheiratet ist und zwei Kinder hat: "Man hat sich gesehen und fand sich gleich sympathisch." Dass sie am gleichen Tisch Platz genommen hatte, war wiederum kein Zufall. "Ich war damals im Landratsamt Personalratsvorsitzender und habe die Kollegen vom Lichtenfelser Landratsamt nach Kronach eingeladen." In Letzterem war damals seine Frau Christine tätig, so dass es zu diesem schicksalhaften Zusammentreffen kam.
Der Bürgermeister räumt dabei ein, dass der Alkohol beim Kennenlernen seine Wirkung zeigte. "Ich war zwar nicht betrunken, aber bei einer Maß Bier wird man im Umgang einfach lockerer", erinnert er sich an die damals gute Stimmungslage. "Danach haben wir immer wieder mal telefoniert und so den Kontakt aufrecht erhalten. Und wie es halt so ist, dann hat das eine das andere ergeben. Es war einfach schön", gerät er ins Schwärmen und schweift mit seinem Blick hinaus zur Festwiese ab, als würde er in der damaligen Zeit weilen.

Wichtiger Grundstein

Schnell ist er wieder zurück in der Gegenwart und bezeichnet die Ereignisse als wichtigen Grundstein für seine Karriere als Lokalpolitiker. 1995 war nämlich nicht nur die Hochzeit: "Aus einer Schnapsidee heraus haben Karl-Heinz Hühnlein und ich angepackt und die Freien Wähler gegründet. "Meine Frau war dabei neben Karl-Heinz Hühnlein die wichtigste Stütze für mich und ist es auch heute noch."
Während des Freischießens werden Beiergrößlein und seine Frau Stammgäste sein. "Für mich ist es das schönste Fest der Stadt. Viele Kronacher richten ihren Urlaub danach aus. Man trifft Menschen, die vielleicht schon ein Jahr lang nicht mehr in Kronach waren. Es ist nicht Ostern oder Weihnachten, es ist das Freischießen", stellt der Bürgermeister die große Bedeutung des Festes nicht nur für die Kronacher heraus.
Der 57-Jährige selbst war schon als Kind Dauergast auf der Festwiese. "Früher sind die Schausteller mit dem Zug gekommen. Da ich an der Ecke Bienenstraße aufgewachsen bin, konnte ich das immer hautnah miterleben", erinnert sich Beiergrößlein, der dann auf dem Festplatz sogar beim Auf- und Abbau mitgeholfen hat. "Da habe ich mir so manche Mark verdient." Und am Standplatz des Autoscooters sei auch so manche weggeworfene Schallplatte zu finden gewesen. Beiergrößlein spricht von vielen schönen Erinnerungen. Dazu gehört in späteren Jahren auch so mancher Rausch, wie er mit einem Schmunzeln einräumt. "Da ging dann schon mal ein Hemd an einem Gartenzaun kaputt", erzählt der 57-Jährige.
Heute lässt er es ruhiger angehen. Besonderes bewegend ist für ihn der Schützenauszug, wenn die Menschen Schlange stehen und winken. Dass er beim Freischießen letztlich nie als Privatmann unterwegs sein kann, stört ihn nur wenig. "Man wird häufig mit Wünschen, Anregungen und Forderungen konfrontiert. Man muss dann aber auch sagen können, ich habe Verständnis, aber es geht nicht", spricht er seine klare politische Linie an, der er auch auf dem Freischießen treu bleibt. Und wer ihn persönlich treffen möchte, dem verrät er seinen liebsten Platz: "Zu späterer Stunde bin ich meistens bei Heidis Bartreff zu finden."