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Eila hofft auf trockene Tage


Autor: Peter Groscurth

Kronach, Mittwoch, 27. Juli 2016

Nach dem Hochwasser in Eila stellt sich die Frage, wie und ob derartige Schäden denn versichert sind. Auch Wetterexperten äußern sich zu den Vorfällen.
Wenige Tage nach dem Hochwasser lässt sich immer noch erahnen, welche Kräfte in Eila gewirkt haben. Foto: Veronika Schadeck


Seit dem Wochenende werden die 99 Einwohner von Eila häufig Richtung Himmel geblickt haben. Ihre Hoffnung: stärkere Regenschauer sollten den Pressiger Ortsteil verschonen. Samstag und Sonntag nämlich sorgten schwere Unwetter für Überschwemmungen. Das Wasser schoss wie ein reißender Fluss zwischen den Häusern durch. Zahlreiche Keller wurden überflutet - Scheunen waren voller Schlamm. Die Wiesen in der Umgebung verwandelten sich in Teiche. Dank des Einsatzes von 200 Rettern von Feuerwehren und THW konnte Schlimmeres verhindert werden.

Und die Ursache? Schon während des Einsatzes erklärte Kreisbrandrat Joachim Ranzenberger: "Das Ganze hat sich lokal entladen." Die Wassermassen von oben (wohl mehr als 100 Liter pro Quadratmeter) waren zu viel für den kleinen Bach, der durch Eila führt. Und auch der Kanal konnte die Mengen nicht rasch genug abführen.
Diplom-Meteorologe Dominik Jung von wetter.net sagt auf Anfrage dieser Zeitung: "Tja, wieso es zweimal den gleichen Ort erwischt? Das ist einfach Pech und Zufall. Ein Gewitter ist in vielen Fällen eine sehr kleinräumige Sache. Da hat man Starkregen auf engstem Raum und nur wenig weiter lacht die Sonne und es passiert nichts. Gewitter sind wirklich oftmals sehr lokal und bilden sich sehr spontan."

In den vergangenen Tagen trafen solche Unwetter-Phänomene auch Altenkunstadt, Burgkunstadt und Weismain (Landkreis Lichtenfels). Innerhalb kurzer Zeit fielen dort etwa 50 Liter Regenwasser pro Quadratmeter. Bei der Einsatzzentrale in Coburg gingen über 90 Meldungen ein. Bis zu einem Meter hoch stand das Wasser in den Häusern. Gleiches galt für die Erlanger Stadtteile Bruck, Eltersdorf, Tennenlohe und Frauenaurach, wo es auch zu zahlreichen Überschwemmungen kam.

Pressigs Bürgermeister Hans Pietz (FW) war das vergangene Wochenende oft in Eila und besprach sich mit den Einsatzkräften. Er setzt darauf, dass größere Niederschläge nun ausbleiben. "Es ist wichtig, dass die Böden in den Wäldern und Feldern abtrocknen und dann wieder aufnahmefähig werden." Derzeit sei bei schweren Unwettern kein Wasser-Ablauf mehr möglich. Genau das habe in Eila zu den Überschwemmungen geführt. Zu den Schäden an den Häusern im Ort meint Pietz: "Die individuelle Betroffenheit ist sehr unterschiedlich, aber die Aufräumarbeiten laufen derzeit. Für die Menschen, deren Keller voll Wasser liefen, ist das alles schlimm genug. Doch das Wichtigste war, dass es keine Personenschäden gab."


Hilfe aus Katastrophenfonds?

Der Bürgermeister will sich mit dem Bayerischen Gemeindetag in Verbindung setzen, ob die Bürger in Eila auf finanzielle Hilfen aus dem bayerischen Katastrophenfonds rechnen können. Für Schäden am Haus ist übrigens die Gebäudeversicherung zuständig. Die deckt in der Regel durch Sturm, Blitz oder Hagelschlag verursachte Schäden ab. Das Problem: Hochwasserschäden und Schäden durch Starkregen sind nur dann von der Gebäudeversicherung erfasst, wenn dies extra vereinbart ist - in der "Elementarschadenversicherung". Laut Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft wird dieser Schutz bei neueren Verträgen meist automatisch mit angeboten. Kunden können ihn aber abwählen, was die Versicherung günstiger macht. Bei älteren Policen fehlt der Elementarschadensschutz zudem oft. Ob dieser besteht, ergibt sich aus den Versicherungsunterlagen. Bei Zweifeln darüber, ob Versicherungsschutz besteht, sollten Betroffene den Schaden aber unbedingt sofort melden. Das hat oberste Priorität.

Schäden an Möbeln, Elektrogeräten, Kleidung - also alles, was sich im Haus befindet, aber nicht Teil des Hauses selbst ist - deckt nur eine Hausratversicherung ab. Auch hier müssen Betroffene im Fall von starken Regenfällen und über die Ufer tretenden Bächen schauen, ob auch Elementarschäden von ihrer Hausratversicherung abgedeckt sind.


Weitere Aussichten

Doch wie sind denn nun die weiteren Aussichten für die Region? Wetterexperte Stefan Ochs aus Mittelfranken: "Am Donnerstag und Freitag kommen mit schwachen bis mäßigen Westwinden gemäßigte Atlantikluftmassen zu uns. Es ist wolkig bis heiter. Vereinzelte Schauer oder Gewitter treten vor allem am Nachmittag auf. Unwettergefahr besteht nicht mehr. Die Aussichten für Samstag und Sonntag sind noch unsicher. Möglicherweise setzt sich erneut ein Schwall schwüler Mittelmeerluft durch. Dann könnte es wieder starke Gewitter geben."
Wenig gute Nachrichten für die Bewohner in Eila, die hoffen, dass die Schleusen am Himmel sich nicht erneut über ihrer Heimat öffnen.