Duett von Orgel und Klavier in Kronach
Autor: Heike Schülein
Kronach, Montag, 11. November 2013
Sarah Stamboltsyan (Klavier) und Dekanatskantor Marius Popp (Orgel) entzündeten in der Christuskirche ein Feuerwerk der Tasteninstrumente.
Das hat richtig Spaß gemacht", strahlte Sarah Stamboltsyan. Gerade waren die letzten Töne einer Rumba (!) verklungen, die sie zusammen mit dem Dekanatskantor voller Gefühl, Leidenschaft und Temperament hatte erklingen lassen. Eine Rumba auf der Orgel und dem Klavier bekommt man auch nicht jeden Tag zu hören! Überhaupt sind die beiden Instrumente eine nicht gerade typische Kombination. Leider sind dafür nur relativ wenige Stücke vorhanden - erstaunlich: Dabei klingen sie doch so wunderbar zusammen!
Es gibt sie immer mal wieder - wie am Sonntagabend: Jene Konzerte, nach denen sich die Frage stellt, warum sie angesichts der soeben gehörten traumhaften Musik zu den Raritäten im Konzertangebot zählen: Eine solche Rarität war auch das Duett von Orgel und Klavier, das den krönenden Abschluss des diesjährigen Internationalen Orgelzyklus bildete.
Das Publikum staunte ehrfurchtsvoll
Voraussetzung dafür sind natürlich besondere musikalische Qualitäten, so wie es bei den Beiden eindeutig der Fall ist. Das ungewöhnliche Duo begeisterte mit Musik auf zwei harmonisch miteinander verschmelzenden Instrumenten. Popp und Stamboltsyan zeigten dabei, welche Erlebnismöglichkeiten es gibt, wenn sich deren Klänge in schönster Zweisamkeit verbinden. Angesichts der zunächst fast unvereinbar scheinenden Klangköper war das Publikum entsprechend erwartungsfroh und neugierig, was die vier Hände vorzutragen gedachten. Die angespannte Stille entlud sich mit den ersten Klängen, die sie den Tasten entlockten. Voller Ehrfurcht staunte das Publikum, wie präzise, zusammenhängend und tief jeder einzelne Ton, der aus ihren Fingern floss, griff. Das kongeniale Duo begeisterte mit einem einzigartigen Anschlags- und Farbenspektrum - kraftvoll und mitreißend, energiegeladen und dabei auch wunderbar natürlich.
Sie brachten ein spannendes und anspruchsvolles Programm mit, das ihre virtuose Meisterschaft herausstellte - Werke von Johann Christian Bach (Sonate I C-Dur), Wolfgang Amadeus Mozart (Sonate D-Dur KV 448 für zwei Klaviere), Sergej Rachmaninow (Romanze) und Richard Wagner (Tannhäuser Ouvertüre). Vier Hände tanzten geradezu über die Tasten. Es war Musik wie aus einem Guss. Ein ums andere Mal hatte man den Eindruck, es spiele ein Musiker vierhändig. Feinfühlig, großartig aufeinander abgestimmt - stets trafen sie den richtigen Ton und ließen die Finger scheinbar schwerelos und in atemberaubendem Tempo über's Schwarzweiß gleiten.
Eine Riesenleistung
Marius Popp freute sich, Sarah Stamboltsyan für dieses außergewöhnliche Konzert gewonnen haben zu können. Leider sei die Auswahl an entsprechender Musikliteratur eher klein. "Wir haben bewusst immer wieder Werke von Komponisten im Programm, die nicht alltäglich im Fernsehen, Rundfunk oder in Konzertsälen zu hören sind", so der Initiator. Hierzu zählte beispielsweise auch das Auftaktstück des Konzerts, die Sonate I C-Dur von Johann Christian Bach (1735-1782). Der jüngste Sohn von Johann Sebastian Bach sei leider immer an seinem Vater beziehungsweise an den großen Komponisten seiner Zeit wie Mozart oder Joseph Haydn gemessen worden. Popps besonderer Willkommensgruß galt - neben den zahlreichen Musikliebhabern - auch Landrat Oswald Marr (SPD), dem Schirmherrn der Veranstaltungsreihe. Dieser war nach dem Konzert beeindruckt und gerührt. "Das war eine Riesenleistung - einfach fantastisch", lobte er. Das Angebot, das den Menschen in Kronach geboten werde, sei hervorragend. Er bedankte sich in diesem Zusammenhang insbesondere beim Dekanatskantor, dem er eine Spende für das Projekt überreichte, sowie bei Dekanin Dorothea Richter für die Christuskirche.
Eine großartige Zugabe erhielten alle Gäste in Form der Rumba. "Ich habe von Herrn Popp gelernt, dass es wohl nichts gibt, das man auf der Orgel nicht spielen kann", meinte die Dekanin, die ebenfalls begeistert war. Am Ende gab es "Standing Ovation" für das Duo. Der Abend hatte nämlich auch den Zuhörern Spaß gemacht - sehr viel Spaß sogar!