Droht bei Loewe in Kronach doch ein personeller Kahlschlag?
Autor: Marco Meißner
Kronach, Montag, 27. Mai 2019
Beim TV-Gerätehersteller Loewe in Kronach wird viel über Qualität und "Made in Germany" gesprochen. Ein Medienbericht stellt diese Aussagen in Frage.
Bei allem Getöse in der Öffentlichkeit um das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung war die Chefetage bei Loewe in den vergangenen Wochen sehr darum bemüht, mit ihrem Zukunftskonzept eine langfristige Perspektive aufzuzeigen. Nicht nur für sich, sondern zumindest auch für den größten Teil der Belegschaft. Doch aus deren Mitte kommen jetzt kritische Stimmen. Und ein Bericht der Süddeutschen Zeitung (SZ) vom Wochenende befeuert die schlimmen Befürchtungen vieler Angestellter.
"Loewe steht vor einem großen Stellenabbau", "offenbar will das Unternehmen bald weitgehend im Ausland fertigen lassen", "nicht nur dem Großteil der knapp 500 Mitarbeiter am Stammsitz in Kronach droht die Entlassung" - die SZ zeichnet in ihrem Online-Auftritt ein düsteres Bild von der Zukunft des TV-Geräteherstellers aus dem Frankenwald.
Drei aufreibende Monate
Blenden wir zurück. Am 13. März 2019 stellte der Vorsitzende der Geschäftsführung der Loewe Technologies GmbH, Ralf Vogt, im Interview mit unserer Zeitung fest, dass der Blick der Chefetage 24 Monate weit in die Zukunft reicht. Portfolio, Personal und Kooperationen sollten mit einem umfassenden Konzept langfristig neu ausgerichtet werden, das Unternehmen zugleich die Fäden fest in den eigenen Händen halten. Eine ganz wichtige Position des Firmenchefs: Der Standort Kronach soll nicht nur erhalten, sondern sogar gestärkt aus dieser Situation hervorgehen.
Was das Personal angeht, war von der Ausgliederung der heutigen Produktion mit ihren 115 Mitarbeitern in eine eigene Gesellschaft - aber weiter unter dem Dach der Loewe-Gruppe - die Rede. Der Personalstand sollte gehalten werden, bei Erfolg später sogar steigen können. Für die übrigen rund 350 Mitarbeiter wurden Stellenstreichungen um die zehn Prozent prognostiziert. Und: Niemand werde einfach auf die Straße gesetzt oder sich selbst überlassen, versicherte Vogt.
Insolvenzverfahren als Antrieb
Anfang Mai wurde die Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Die Realität hatte die Planungen offenbar eingeholt. Dieses Vorgehen wurde jedoch positiv gesehen und als notwendige Triebfeder für eine schnellere Umsetzung des Zukunftskonzepts tituliert.
Daraufhin wurde von unserer Zeitung unter anderem die Diskussion über die Lohnzahlungen aufgeworfen. Hintergrund war ein angeblicher Appell auf Lohnverzicht für den April. Hier hieß es von Unternehmensseite, dass die Löhne gesichert seien. "Der Geschäftsbetrieb von Loewe geht während der Sanierung ohne Einschränkungen weiter", garantierte Vogt.
Inzwischen relativierten sich solche Aussagen. Die Geschäftsführung musste etwa einräumen, dass in der Produktion sehr wohl ein längerer Stillstand eingetreten war. Das sei nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens allerdings ganz natürlich, da "die Geschäftsprozesse wieder neu geordnet werden müssen", so Vogt im FT vom 17. Mai. Zum vergangenen Wochenende hieß es schließlich, die Produktion laufe an, andere Bereiche sollten baldmöglichst folgen.