Druckartikel: Drogen werden im Verkehr zunehmend zum Problem

Drogen werden im Verkehr zunehmend zum Problem


Autor: Marco Meißner

Kronach, Montag, 31. Dezember 2012

Täglich gefährden alkoholisierte Fahrer Leib und Leben anderer Verkehrsteilnehmer. Doch bei Polizeikontrollen im Landkreis Kronach taucht mittlerweile immer wieder auch ein anderer Risikofaktor auf: Rauschgifte.
Für den Drogenvortest muss Urin in einen kleinen Becher abgegeben werden. Mit einer Pipette wird die Flüssigkeit dann auf die Testbereiche aufgebracht. Die drei Felder sprechen auf unterschiedliche Rauschgifte an. Foto: Marco Meißner


Ein Becher mit einer Pipette steht auf dem Tisch. In dem klinisch wirkenden Gefäß steckt ein Plastikgegenstand, der drei Rillen, drei Löcher und eine blaue Beschriftung aufweist. Das weiße Teil wirkt fast wie ein Schwangerschaftstest - und vom Prinzip her funktioniert es auch so. Allerdings wird der Urin nicht darauf aufgebracht, um einen nahenden Kindersegen festzustellen. Wer diesen Test positiv absolviert, der hat ein Problem: Die Polizei hat ihn nach der Einnahme von Drogen erwischt.

"Wir haben nach wie vor ein Verhältnis von vier zu eins", berichtet Polizeihauptkommissar Georg Pabstmann, über die Zahl der festgestellten Alkoholfahrten im Vergleich zu den Drogenfahrten. Dass die Perspektive in Sachen Drogendelikte allerdings nicht unbedingt rosig ist, räumt Polizeihauptkommissar Heinrich Weiß ein. "Wir sind im Dunstkreis von Tschechien", erklärt er. Und dort werde teilweise wohl nicht ganz so restriktiv gegen illegale Machenschaften vorgegangen, wie man das aus Deutschland kenne.

Mehr Tests als früher

Bei der stichprobenartigen Betrachtung der Zahlen aus dem benachbarten Thüringen stellt er zudem immer wieder fest, dass die Drogenfahrten dort allem Anschein nach bereits eine größere Rolle spielen als im Kreis Kronach. Wie Pabstmann und seine Kollegen feststellen, liegt die Veränderung der Zahlen aber auch daran, dass heute mehr Drogenvortests als früher durchgeführt werden.

Ein solcher Vortest kommt zum Beispiel dann zum Einsatz, wenn die Polizei bei einem Autofahrer den Verdacht auf Rauschgiftkonsum hat. Die Anzeichen dafür sind jedoch von Fall zu Fall sehr unterschiedlich. Jeder ihrer "Kandidaten" verhält sich unter Drogen anders. "Der eine ist gar nicht nervös, verrät sich aber beim Reden. Ein anderer ist total hibbelig, der nächste tritt nach dem Motto auf: Komme ich heute nicht, komme ich morgen", erklärt einer der Kronacher Polizisten.

Nachwirkungen vom Wochenende

Besonders am Montag und Dienstag gehen den Polizisten häufiger Fahrer unter Drogeneinfluss ins Netz. Dann trauen sich diese nach ihrer Rauschgifteinnahme am Wochenende wieder ans Steuer, doch die Spuren der Drogen sind in ihrem Körper noch gut nachweisbar. Der partylastige Silvesterabend mit dem folgenden Neujahrsfeiertag könnte die Statistik aus dem gleichen Grund trüben.

Dass sie sich mit dem Rauschgift nicht nur gesundheitlich Schaden, sondern auch als Autofahrer mit erheblichen negativen Folgen rechnen müssen, ist vielen der "Umnebelten" im Drogenrausch wohl nicht klar - oder es ist ihnen ebenso egal, wie die Gefahr, die sie für andere Menschen in diesem Zustand darstellen.

Risiko für Beamte

Gängeln wollen die Polizisten mit der Überprüfung niemanden. Unabhängig davon, dass dies ihrer Berufsethik
nicht entspräche und die Tests nicht billig sind, ist das Prozedere auch für sie selbst kein Spaß. Die Beamten müssen schließlich unmittelbar dabei sein, damit bei der Urinabgabe nicht gemogelt wird. So steht in der Regel erst einmal eine zeitaufwändige Fahrt in die Dienststelle an, wo gewartet werden muss, bis es beim Verdächtigen "klappt". Wenn dann ein Drogenabhängiger krank ist, leben die Polizisten bei einem Kontakt mit dessen Körperflüssigkeiten zudem mit einem Risiko. Und die Drogensüchtigen haben zum Teil Hepatitis oder Aids, wie Pabstmann feststellt. Zwar gibt es als Alternative auch noch einen Wischtest für Schweiß, doch dieser ist nach Ansicht der Kronacher Beamten zu unsicher.

Der Drogentest schlägt auf verschiedene Rauschgifte an. "Marihuana und Metamphetamin sind im Kommen. Crystal Speed drückt von Tschechien herein", nennt Pabstmann einige der Sorten, die besonders häufig festgestellt werden. "Und bei Crystal hat man schon nach dem zweiten Mal kaum eine Chance, wieder davon loszukommen", warnt er Neugierige vor der Einnahme dieser fürchterlichen Droge. Sie mache den Körper gnadenlos kaputt und führe zu Psychosen.

Zwischen 15 und Mitte 30

Der typische Drogenkonsument sei in unserer Region derzeit übrigens zwischen 15 und Mitte 30. Die Älteren aus dieser Hauptgruppe seien diejenigen, die vor 15 Jahren eingestiegen und in der Szene geblieben seien.
Erschreckend ist für Pabstmann, dass viele Erwachsene keine Ahnung von den Drogeneskapaden ihrer Kinder haben. "Die Eltern fallen oft aus allen Wolken." Deshalb betreibe die Polizei auch Präventionsarbeit an den Schulen.