Dröhnen, Brausen und Beben in Kronach
Autor: Heike Schülein
Kronach, Montag, 25. März 2019
Beim Auftakt des 10. Internationalen Orgelzyklus begeisterte am Sonntag Jacek Pupka aus Posen mit einem gewaltigen Klangerlebnis.
Juliusz Luciuk, Mieczyslaw Surzynski, Marian Sawa und Feliks Nowowiejski: Noch nie "gehört"? Wie schade! Auch wenn hierzulande diese polnischen Komponisten weitgehend unbekannt sein mögen, so stehen sie doch für eines: richtig tolle Orgelmusik. Solche einem breiteren Publikum bislang verborgenen Schätze zu heben, ist eine der Hauptintentionen des von Dekanatskantor Marius Popp gegründeten und geleiteten Internationalen Orgelzyklus Kronach. Die hoch angesehene Veranstaltungsreihe bringt auch 2019 renommierte nationale und internationale Interpreten in die Kreisstadt und an die romantisch intonierte Steinmeyer-Orgel der Christuskirche.
Mit Jacek Pupka gab sich am Sonntag der Organist der Erzkathedrale St. Peter und Paul in Posen die Ehre. Auf dem Programm stand "Polnische Orgelmusik von der Romantik bis zur Moderne" - und die hatte es fürwahr in sich...
Prädestiniertes Instrument
Marius Popp zeigte sich eingangs zu Recht sehr stolz auf den im zweijährigen Turnus abgehaltenen und nunmehr bereits 10. Internationalen Orgelzyklus, der damit schon ein kleines Jubiläum feiern konnte. Ein großes Anliegen ist es dem Dekanatskantor, dass die teilnehmenden Solisten Werke aus ihren Herkunftsländern interpretieren, wofür die Steinmeyer-Orgel mit ihrer großen Klangvielfalt und ihren technischen Möglichkeiten geradezu prädestiniert ist - ein Wunsch, dem der künstlerische Leiter des Vereins "Musik in der Kathedrale von Posen" gerne nachkam; sehr zur Freude seines begeisterten Kronacher Publikums.
Dröhnen und Brausen, Zittern und Beben - Hände, die nur so über die Tasten tanzen: Das Highlight der spannenden musikalischen Entdeckungsreise bildete die achte der neun großen Orgelsymphonien op. 45 des polnischen Tonschöpfers, Dirigenten, Organisten, Musiklehrers und päpstlichen Kammerherrn Feliks Nowowiejski (1877 - 1946). Die zwischen 1921 und 1931 entstandenen Kompositionen von orchestraler Dimension verlangen von Instrument und Spieler eine breite Palette an Ausdrucksmöglichkeiten und eine hohe Spieltechnik, dem Jacek Pupka vollends gerecht wurde. Der einzigartige Zyklus in der polnischen Orgelmusik ist voller virtuoser und emotionaler Elemente, nicht umsonst wird Nowowiejski in Polen auch als "Chopin der Orgel" bezeichnet.
Eine weitere ganz wunderbare Komposition ist auch sein Präludium über Kyrie "Orbis Factor" op. 9 nr, das Jacek Pupka zum Auftakt des Konzerts darbot - überwältigend schön!
Ebenfalls mit mehreren Werken verhalf Jacek Pupka dem aus einer begnadeten Musikerfamilie stammenden Mieczyslaw Surzynski (1866 - 1924) zu musikalischen Ehren. Er wirkte in Posen u.a. als künstlerischer Leiter der Musikalischen Gesellschaft und Organist an der Kathedrale. Als Komponist trat er überwiegend mit romantischen Orgelwerken hervor, deren bekannteste eine Improvisation über Gott ist. Diese wurde vom Gast aus Polen ebenso virtuos zum Klingen gebracht wie dessen Toccata sowie Chant triste op. 36. Abgerundet wurde das sehr stimmungsvolle Programm von der "Preludia Maryjne" (Maria Büchlein) von Juliusz Luciuk (geboren 1927) sowie "Sekwens" von Marian Sawa (1937 - 2005), beide Preisträger mehrerer Kompositionspreise. Auch wenn Sawa in größeren Kreisen außerhalb Polens eher unbekannt sein mag, so hinterließ er ein umfangreiches Gesamtwerk von 1000 Kompositionen und konzertierte in vielen europäischen Ländern. Viele seiner Werke nahm er auch auf Schallplatte auf.
Applaus will nicht enden
Mit nicht enden wollendem Applaus sowie Standing Ovations dankten die Besucher dem Musiker, der über eine Stunde lang mit einer majestätischen - aber zu keiner Zeit aufdringlichen - Klangfülle das ehrwürdige Gotteshaus erfüllt hatte.