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Dressel tritt zurück - jetzt soll Tessmer ran


Autor: Corinna Igler

Kronach, Montag, 04. März 2013

Der Kronacher Kreisvorsitzende der SPD, Ralf Pohl, teilt sich nach dem Rücktritt Carl-Christian Dressels die kommissarische Leitung des Unterbezirks mit Carsten Höllein.
Ralf Pohl (links) äußert sich zum Rücktritt Carl-Christian Dressels (mitte). Foto: Karl-Heinz Hofmann/Archiv


Ganz intensiv habe man sich im SPD-Unterbezirk Coburg-Kronach am Wochenende mit dem Fall Dressel befasst, sagt der Kronacher Kreisvorsitzende Ralf Pohl, der bis zum nächsten Unterbezirksparteitag gemeinsam mit Carsten Höllein die Geschäfte des Unterbezirks kommissarisch führt. Die beiden waren bislang Dressels Stellvertreter.

Am Sonntag habe es noch einmal eine Sitzung gegeben, nachdem man sich bereits am Donnerstag versammelt hatte. "In der Zwischenzeit wurden viele Gespräche geführt", so Pohl.
Die Entscheidung habe letztlich von Carl-Christian Dressel ausgehen müssen, "politische Freunde haben es ihm natürlich empfohlen", räumt Pohl ein. Schließlich sei der Druck auf Carl-Christian Dressel in den vergangenen Wochen immer größer geworden.Und letztlich sei dem Bundestagskandidaten dann auch daran gelegen gewesen, im Interesse der Partei seine Kandidatur zurückzugeben, wie es in einer Pressemitteilung des SPD-Unterbezirks heißt.

Die parteiinterne Kritik war zuletzt immer lauter geworden. Unter anderem hatte es viele Genossen gestört, dass Dressel bereits zum jetzigen Zeitpunkt laut über einen kompletten Rückzug aus der Politik nachgedacht hatte. Dies war ihm als Zeichen dafür ausgelegt worden, dass er selbst gar nicht mehr daran glaube, gegen den CSU-Platzhirsch Hans Michelbach das Direktmandat zu gewinnen. Dies wäre aber die Voraussetzung für Dressel, um (wieder) in den Bundestag zu kommen. Denn auf der Bayern-Liste der SPD hat er einen aussichtslosen Platz erhalten. Auch dies war damals schon von vielen als Zeichen gewertet worden, dass Dressels Rückhalt in der Partei schwindet. Andererseits: Bei der Nominierungsversammlung im September 2012 hatte sich Dressel noch gegen gleich drei Mitbewerber durchgesetzt, darunter etwa auch gegen den hoch gehandelten Zweiten Bürgermeister von Coburg, Norbert Tessmer.

Und genau dieser soll nun als Bundestagskandidat nominiert werden. Darauf hat sich der Unterbezirksvorstand einstimmig geeinigt. Pohl bezeichnet diesen als "sehr guten Kandidaten", der es nun sicher nicht einfach hat. "Umso mehr freue ich mich, dass er bereit ist", so Pohl. Und weiter: "Es musste eine Person sein, von der wir denken, das sie es nach all dem packt." Und genau das trauten er und der Unterbezirksvorstand dem zweiten Bürgermeister der Stadt Coburg zu. Schließlich sei Tessmer durch seine gute Arbeit zumindest in Coburg sehr bekannt - "und in Kronach müssen wir ihn noch bekannt machen".

Die Nominierungsversammlung soll schnellstmöglich stattfinden - und zwar in Kronach. "Es müssen die Delegierten eingeladen, ein Raum gefunden werden, etc. Aber das gehen wir dieser Tage schon an", so Pohl. Schnelligkeit sei nun geboten, daher hätte es auch keinen Sinn gemacht, so Pohl, nach Dressels Rückzug noch einen Kandidaten aus Kronach ins Spiel zu bringen. "Das hätte dann noch zu intensiven Diskussionen geführt. Eine Kampfkandidatur wollte niemand. Wir sind uns einig, dass Norbert Tessmer ein hervorragender Kandidat ist."
Ausschließen können man natürlich nie, dass es noch einen weiteren Kandidaten gibt, aber immerhin sei der Empfehlungsbeschluss für Tessmer einstimmig im Unterbezirksvorstand erfolgt.

Und immerhin sei man sich auch bewusst, dass es keine leichte Aufgabe ist, diese Kandidatur zu übernehmen. Schließlich sei dadurch, dass Carl-Christian Dressel den Eindruck erweckt habe, gar kein rechtes Interesse an dem Bundestagsmandat zu haben, schon ein Schaden für die Partei entstanden. Trotzdem ist Pohl anderer Meinung, glaubt sehr wohl, dass Dressel das Interesse nicht verloren hatte. Und deshalb sagt er auch: "Wenn er sich anders entschieden hätte, hätte ich das auch mit ihm durchgekämpft." Allerdings sei Dressel fast kein anderer Ausweg geblieben. Das weiß auch Pohl.

Den Schaden will die SPD nun vor allem dadurch beseitigen, indem "wir schauen müssen, dass wir endlich über Themen diskutieren. Denn da sind wir stark."

Pohl, der selbst für den Landtag kandidiert, muss nun nicht nur Wahlkampf machen, sondern auch die Geschäfte des Unterbezirks führen. Dabei ist er froh, sich dies mit Carsten Höllein zu teilen. Wie genau die Aufteilung aussehen soll, könne man noch nicht sagen: "Wir stehen in ständigem Kontakt und sprechen uns ab."