Druckartikel: Drei Familien retten Marter in Rennesberg

Drei Familien retten Marter in Rennesberg


Autor: Roland Graf

Rennesberg, Donnerstag, 14. Januar 2016

An der Rennesberger Linde stehen zwei Martern. Eine davon lag über viele Jahre hinweg am Boden. Nach einer Erneuerung wurde sie im Jahr 2007 durch den Sturm Kyrill zerstört. Dank des Einsatzes des Kreisheimatpflegers und von Bürgern wurde sie schließlich wieder aufgestellt.
Das kleine Denkmalensemble, wie es heute noch zu bewundern ist. Foto: Roland Graf


Vom höchsten Punkt der Ortsverbindungsstraße zwischen Friesen und Unterrodach grüßte einst die mächtige Krone der Rennesberger Linde weit ins Kronach- und Rodachtal. Sie war ein so genannter "Richtbaum", eine richtungweisende Orientierungshilfe für Wanderer und Fuhrleute zugleich.

Leider hat der Sturm "Kyrill" diesen alten Baum im Jahre 2007 gefällt und zerstörte damit ein lieb gewonnenes Bild - ein Ensemble, das aus dem beeindruckenden alten Lindenbaum, zwei Sandsteinmartern und einer Ruhebank bestand. Es war und ist ein gerne aufgesuchter Ruheplatz geblieben, auch wenn es viele Jahre dauern wird, bis die Krone der neu gepflanzten Linde wieder dem Rastenden ihren Schatten spenden wird.

Dass die ältere der Martern aus dem 17./18. Jahrhundert lange Zeit am Boden lag, bestätigen Fotos aus dem Jahre 1936. Sie zeigen den Aufsatz, wie er an die zweite Marter angelehnt im Schutze der Linde steht.

Im Laufe der Zeit hatten sich dankenswerterweise Heimatfreunde dazu entschlossen, den Aufsatz mit den Heiligen Petrus und Paulus wieder auf den Sockelstein zu stellen und zu befestigen. Wegen des Tiefstandes der Reliefs war die Gefährdung jedoch immer noch vorhanden. Aus diesem Anlass ersuchte der zuständige Kreisheimatpfleger Roland Graf bei der Gemeindeverwaltung in Friesen um einen Termin vor Ort, um für Abhilfe zu sorgen.

Im Februar 1977 fand schließlich ein Treffen mit dem Ausschuss für Ortsverschönerung der Gemeinde Friesen statt. Dem Ausschuss gehörten Bürgermeister Hans Barnickel, Dionys Geiger, Albert Fischer und Josef Fischer an. Anwesend war auch Matthias Ebert vom Steinmetzbetrieb Ebert. Gemeinsam suchte man nach einer gangbaren Lösung und einer Finanzierung der Maßnahme. Auf Vorschlag des Kreisheimatpflegers war man sich sehr schnell einig geworden, vom Steinmetzbetrieb Ebert ein neues Schaftstück anfertigen zu lassen, um die Reliefs aus dem Gefahrenbereich zu nehmen und wieder in die ursprüngliche Höhe zu bringen. Als Anschauungsmaterial dienten Fotos von der "Fillesmarter" bei Effelter und die Stationen am Franziskanerweg zwischen Kronach und Glosberg.

Im September des gleichen Jahres war es dann soweit. Das vom Steinmetz- und Grabsteinbetrieb Baptist Ebert aus Friesen geschaffene Schaftstück mit einem abschließenden gesimsten Kapitell war fertig gestellt, so dass die Aufstellung am ursprünglichen Standort erfolgen konnte. Naturdenkmal und Flurdenkmal waren wieder vereint und boten lange Zeit jenes vertraute Bild, das die Heimatfreunde seit Jahrhunderten schätzten.
30 Jahre später wütete der Orkan "Kyrill" im Frankenwald und fällte auch die Rennesberger Linde. Betroffen war auch die unter der Baumkrone stehende Marter mit den Bildern der Heiligen Petrus und Paulus, die wieder zerstört am Boden lag. Diesmal erklärten sich die Besitzer der beiden Bildstöcke bereit, die Wiederaufstellung und die gründliche Renovierung der zweiten Marter ausführen zu lassen, was durch den Steinrestaurator Wilhelm Keim jun. aus Roßlach fachmännisch durchgeführt wurde.


Übergabe

Bei der Übergabe im Juni 2007 an die Bevölkerung sprach Kreisheimatpfleger Roland Graf den drei Rennesberger Familien Bernhard Fößel, Lothar Nickol und Christian Wich seinen besonderen Dank aus. Ihre Bereitschaft, die Renovierungs- und Restaurierungskosten gemeinsam zu tragen, sei beispielhaft gewesen. Um dieses Ereignis gebührend zu feiern, ließen es sich die drei Marternbesitzer nicht nehmen, zu einem deftigen "Halberoamd" mit eigenen Erzeugnissen einzuladen. Das Essen - wie sollte es anders sein - fand vor Ort an der Rennesberger Linde statt und ist allen Teilnehmern bis heute in bester Erinnerung geblieben.