Druckartikel: Drama an der provisorischen Zonengrenze

Drama an der provisorischen Zonengrenze


Autor: Gerd Fleischmann

Ludwigsstadt, Freitag, 16. Januar 2015

Vor 60 Jahren wurden auch in Ludwigsstadt Szenen für "Himmel ohne Sterne" gedreht.
Im Zonengrenzbildband von Siegfried Scheidig und Martin Weber ist der Film "Himmel ohne Sterne" von 1955 mit drei Bildern dokumentiert.  Repros: Gerd Fleischmann


Der ZDF-Dreiteiler "Tannbach - Schicksal eines Dorfes" wurde und wird heiß diskutiert. Im Mittelpunkt steht Mödlareuth, das 1945 brutal in Ost und West geteilt wurde. Bereits 1955, also schon vor 60 Jahren, wurde Ludwigsstadt zur Filmstadt. Regisseur Helmut Käutner (1908 - 1980), drehte vor allem im Landkreisnorden den Film "Himmel ohne Sterne".

Es ist eine der wenigen deutschen Produktionen, die sich bereits in den 1950er-Jahren mit der deutschen Teilung auseinander setzten, und zwar außerordentlich realistisch. Viele bekannte deutsche Schauspieler sind für diesen dramatischen Spielfilm engagiert worden, so unter anderem Erik Schuhmann, Eva Kotthaus, Georg Thomalla, Gustav Knut, Erich Ponto, Horst Buchholz und Siegfried Lowitz.

Dem "deutschen James Dean" Horst Buchholz (1933 - 2003) gelang sogar der ganz große Durchbruch in der Filmbranche.

Mit "Himmel ohne Sterne" dokumentierte Helmut Käutner den deutsch-deutschen Wahnsinn, als die Grenze zum Zeitpunkt von 1952 noch provisorischen Charakter hatte, aber streng bewacht wurde. Unter anderem diente die Ludwigsstadter Eisenbahnbrücke als Filmkulisse. Weitere Drehorte waren Naila und Töpen.

Die Autoren Siegfried Scheidig und Martin Weber von der Geologisch-Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft Ludwigsstadt haben in ihrem Bildband "Der Westen ist nur im Süden" - Erinnerungen an die Zonengrenze, das filmische Ereignis von 1955 in Ludwigsstadt mit drei Fotos dokumentiert. Auch bayerische Grenzpolizisten wirkten als Statisten mit.

In Heinrich Fraenkels "Unsterblicher Film" ist zu lesen: "Ein durch die Aufrichtigkeit seiner Aussage nicht minder als durch starke Dramatik erschütternder Film von zwei Menschen, deren Liebesglück an der Zonengrenze zerbricht."

Tragisches Ende

Und das ist der Inhalt: Die junge Anna Kaminski lebt unmittelbar an der Zonengrenze in Thüringen. Ihr Sohn, dessen Vater im Krieg gefallen ist, lebt bei den Großeltern in Bayern, nur wenige Kilometer entfernt im Westen. Da sie ihn aber immer wieder sehen will, stiehlt sie sich heimlich über die Grenze. Und dies war 1952 durchaus noch möglich.

Bei einem ihrer Gänge trifft sie auf den bayerischen Grenzpolizisten Carl Altmann. Der Westdeutsche hilft Anna, ihren Sohn illegal in den Osten zu holen. Beide verlieben sich ineinander. Die einzige Möglichkeit sich zu treffen, ist aber zwischen den Grenzen ein verlassener Bahnhof.

Schließlich will Anna mit ihrem Sohn endgültig in den Westen fliehen, aber die Grenzen werden immer dichter - und die Geschichte einer Liebe nimmt am Stacheldraht ein tragisches, ein tödliches Ende.

In den heimischen Kinos machte dieser Film vor 60 Jahren außerordentlich betroffen, denn der Landkreis Kronach war ja 102 Kilometer vom "Eisernen Vorhang" regelrecht eingeschlossen. Und die Menschen im Frankenwald wurden tagtäglich mit dieser tödlichen Absperrung konfrontiert.

Gezeigt wurde das Drama unter anderem auch im Stockheimer Kino, nach 1946 von Josef Stey betrieben. Damals kostete der Eintritt im Saal Vogel 50 Pfennige.

Die Heimatkundler Otto Heinlein und Gerd Fleischmann können sich an die Aufführung im Saal Vogel noch sehr gut erinnern, denn der Inhalt war außerordentlich erschütternd. Schließlich wurde die Brutalität der deutschen Teilung mit diesem Film authentisch dokumentiert, die dann erst 1989 mit dem Mauerfall ein glückliches Ende nahm.