Dr. Schneider aus Neuses: Mit Innovationen in Richtung Zukunft
Autor: Lisa Kieslinger
Neuses, Dienstag, 02. Mai 2017
Markus Langbein und Bernd Hüttel von der Unternehmensgruppe erklären im Interview, wie man etwas entwickelt, das es so eigentlich noch gar nicht gibt.
Sich im Auto gemütlich zurücklehnen, einen Kaffee trinken und dabei sein neues Lieblingsbuch lesen oder einen Film schauen - und das als Autofahrer. Geht nicht? Alles nur Zukunftsmusik? Nicht ganz. Konzeptstudien wie die vom Schweizer Visionär Frank Rinderknecht holen selbstfahrende Autos in die Realität. Wenn auch vorerst nur als Einzelstück, zeigen solche Studien, wie Autos in der Zukunft aussehen und funktionieren könnten.
Bei der Entwicklung des Konzeptautos "Oasis" in diesem Jahr war die Dr.-Schneider-Unternehmensgruppe aus Neuses vorne mit dabei - wie auch schon vor zwei Jahren bei der Rinspeed-Studie "Budii". "Vor vier Jahren haben wir Frank Rinderknecht auf der IZB kennengelernt. Wir hatten einen bunten Blumenstrauß voller Innovationen, für die er sich interessierte", erzählt Markus Langbein, Leiter Vertrieb und Marketing bei Dr. Schneider.
Vom Fahrzeug hin zu einem Lebens- und Wohlfühlraum
"Nichts ist schöner, als mit einem Trendsetter zusammenzuarbeiten und selbst Trends zu setzen", meint Langbein. Doch wie entwickelt man den Innenraum für ein selbstfahrendes Auto, das es so überhaupt noch nicht gibt? "Frank Rinderknecht definiert für ein Fahrzeug eine Story. Wir schauen dann, was das Fahrzeug können soll", erklärt Bernd Hüttel, Leiter der Vorentwicklung. Dann müssen Innovationen entwickelt werden, die technisch funktionieren und vom Design her ins Konzeptauto passen. "Von der Konzeptstudie bekommen wir Trends, die uns zeigen, wie sich Gewohnheiten ändern werden", sagt Langbein. Für das Konzeptauto "Oasis" gilt: weg vom Fahrzeug, hin zu einem Lebens- und Wohlfühlraum. Dazu gehören neben drehbaren Tischen und Sitzen auch praktische Dinge wie Abfalleimer oder Becherhalter. "Für uns sind das Denkanstöße, die wir schon jetzt in die Realität umsetzen, um dem Markt drei bis vier Jahre voraus zu sein", meint Langbein. Schon jetzt verbaut die Unternehmensgruppe Mittelkonsolen mit multifunktionalen Ablagen und Abfalleimern - Ideen, die aus den Konzeptstudien entstanden sind. "Und wenn sich dann Autositze mal drehen sollten, brauchen wir Belüftungssysteme im Dach oder in den ABC-Säulen", erklärt Langbein. Das alles seien neue Positionen, die man ohne solche Konzeptstudien nicht betrachten würde.
Nur drei Monate Zeit
Vom Durchsprechen der Story bis zum fertigen Prototyp bleiben Dr. Schneider gerade einmal drei Monate. "Dafür brauchen wir Leute, die verrückt sind und hartnäckig am Projekt bleiben", meint Langbein. Der fertige Prototyp werde dann innerhalb von vier Wochen gebaut. "Die Mitarbeiter setzen wahnsinnige Energien frei, aber nur dann, wenn alle von Anfang an am Projekt beteiligt werden und das Ziel klar definiert ist", meint Hüttel.
Und dann wird es ernst: Das Konzeptauto wird in der Schweiz zusammengebaut. Ein Innovationsteam reist mit den Prototypen dorthin. Die Arbeitsschritte sind in Sequenzen eingetaktet. Eine wahre logistische Herausforderung. Der Prototypenbauer der jeweiligen Firma schaue beim Einbau zu, damit alles richtig gemacht wird. "Wenn sich bauliche Gegebenheiten verändern, muss vor Ort schnell eine Lösung gefunden werden", meint Hüttel.
Oasis als Marketinginstrument
Welt-Premiere in Las Vegas, danach zur Motorshow nach Detroit, zur Europa-Premiere nach Genf und dann weiter nach Shanghai und Frankfurt - Konzeptautos wie der "Oasis" werden weltweit ausgestellt. "Wir nutzen das natürlich als Marketinginstrument", gibt Langbein zu. Der "Oasis" habe viel Aufmerksamkeit auf dem Videokanal "Youtube". Auch Fachmedien greifen das Thema öfters auf. "Für uns ist das ein guter Weg, mehr Bekanntheit für unsere Innovationen zu bekommen", meint Markus Langbein. Auch der Zugang zu den Automobilherstellern werde dadurch erleichtert. Zudem werde man so zu einem Trendsetter, unabhängig vom Hersteller. "Wir generieren in der Konzeptstudie Produkte, mit denen wir ein Alleinstellungsmerkmal haben. Und das ist bei den Herstellern gefragt", ergänzt Langbein.
Dr. Schneider sei mit seinem Standort in Neuses heimatverbunden, aber "spielt auf einem Spielfeld, das weltweit agiert. Nur über Innovationen können wir uns dort positionieren", stellt Langbein fest. Es sei viel besser, wenn man als Unternehmen die Zukunft mitgestaltet, als am Ende hinterherzulaufen.
Und so sei es auch mit dem autonomen Fahren: "Spiele ich dieses Szenario nicht durch, bin ich am Ende weg", meint Bernd Hüttel. Beim autonomen Fahren sind für Markus Langbein zwar noch viele Randfragen offen, doch der Grundsatz ist von der Politik bereits geregelt: "Autonomes Fahren wird salonfähig und ist im Kopf der Leute angekommen. In zehn Jahren ist es soweit. Vielleicht aber auch schon früher."