Doppelkonzert in Steinberg für guten Zweck
Autor: Heike Schülein
Steinberg, Sonntag, 04. November 2018
Ein gewaltiges Klangerlebnis war am Samstag das Benefiz-Jahreskonzert des Kreisauswahlorchesters Kronach des Nordbayerischen Musikbundes in der Kronachtalhalle. Den ersten Programmteil bestritt das "Kreis-Seniorenorchester 50+".
Es wird mystisch in Steinberg: Als das Kreisauswahlorchester am Samstagabend "Das Phantom der Oper" anstimmte, kam sich das Publikum in der Kronachtalhalle fast ein wenig so vor wie im Kellergewölbe der Pariser Oper, in dem selbiges sein Unwesen treibt. Über 15 Minuten lang erklangen in dem Medley Auszüge der traurig-schönen Dreiecks-Liebesgeschichte zwischen dem Chormädchen Christine, ihrem Schwarm Raoul und dem entstellten Mann mit der Maske. Voraussetzung, um die wunderbaren Melodien des Musical-Klassikers in ganzer Pracht und Schönheit erklingen zu lassen, ist ein Klangkörper mit dem hierfür erforderlichen Können - und wem sollte das besser gelingen als der Crème de la Crème der Aktiven im Landkreis Kronach?
Gänsehaut pur gab es nicht nur bei diesem spannungsgeladenen, von den 64 Musikern aus 22 Vereinen eindrucksvoll in Szene gesetzten Meisterwerk, sondern auch bei allen anderen Stücken des Jahreskonzerts. Was der junge Klangkörper unter Leitung von Kreisdirigent Roman Steiger auf die Bühne brachte, war erlebtes Musiktheater! "A little Opening" kennzeichnete die aufregende und spannende Atmosphäre des Konzertbeginns. Die ständig in der Luft liegende Spannung zieht sich in Form einer Fanfare wie ein roter Faden durch das ganze Werk. Auch die cool-funkige "Gospel Brass Machine" ließ den Funken sofort überspringen. Während sie es dabei so richtig krachen ließen, betätigten sich die Aktiven anschließend als "Drachenzähmer" bei "How to train your Dragon" mit zauberhaften, keltisch angehauchten Themen. Abgerundet wurde das Programm mit dem spannenden, musikalischen TV-Kultabend - ein Medley von neun unvergesslichen Erkennungsmelodien bekannter TV-Serien wie beispielsweise "Lindenstraße", "Wetten, dass...?" oder "Das aktuelle Sportstudio". Was für eine Spielfreude!
Polkas und Märsche
Die musikalische Eröffnung des Abends oblag dem Kreisseniorenorchester 50+. Die 41 gestandenen Mannsbilder und ihre "Prinzessin" Gabi Schlagenhaft aus 19 Vereinen mit ihrem Notenwart Bruno Schnappauf nahmen sich insbesondere Polkas und Märschen an. Eindrucksvoll zeigten sie, unter Leitung des stellvertretenden Kreisdirigenten Markus Schnappauf, wie vielseitig diese arrangiert werden können. Es erklangen der feierliche "des großen Kurfürsten Reitermarsch", "So schön ist Blasmusik"- eine Bearbeitung der eingängigen Erkennungsmelodie des Grand Prix der Volksmusik, die zackige "Heimatsterne"-Polka, Holger Mücks facettenreicher "Egerländer Blut"-Marsch sowie der schwungvolle "Kaiserin-Sissi-Marsch". In die warmen Gefilde der Karibik entführte das Orchester sein Publikum mit den Boney-M.-Superhits. Es dauert nicht lange, bis die Füße wippten, die Hüften zu schwingen begannen und das Publikum die Melodien von "Belfast", "Brown Girl In The Ring", "Hooray Hooray" und "Rivers of Babylon" mit summten.
"The Way old Friends do" der Kultband Abba ist eine emotionale Hymne an die Freundschaft. Die für Blasorchester arrangierte, berührend-kraftvolle Pop-Ballade bildete den stimmungsvollen Abschluss des ersten Programmteils, vor zwei vehement eingeforderten Zugaben in Form weiterer Polkas. Durch das Programm führte der Zweite Bürgermeister der Stadt Teuschnitz, Stephanus Neubauer, während beim Kreisauswahlorchester Holger Pohl viel Wissenswertes über die jeweiligen Stücke zu erzählen wusste.
Krönender Höhepunkt war das gemeinsam von beiden Orchestern bewegend dargebotene "Guten Abend, gut Nacht" nach Johannes Brahms - innig-ergreifender Abschluss des über dreistündigen Konzertabends, für das es verdientermaßen "Standing Ovation" gab.
Die Besucher waren eingangs vom NBMB-Kreisvorsitzenden Wolfgang Müller und Wilhelmsthals Zweitem Bürgermeister Gerhard Eidelloth willkommen geheißen worden. Der Landkreis wurde von Kreiskulturreferentin Gisela Lang sowie stellvertretendem Landrat Gerhard Wunder vertreten. "Die Blasmusik ist fester Bestandteil des kulturellen Lebens im Landkreis. Die Vereine leisten Hervorragendes", lobte Wunder.
Abschließend dankte Müller den beiden Orchestern und ihren Dirigenten für ihre geopferte Freizeit. In seinen Dank schloss er alle ein, die zum Gelingen beitrugen. Roman Steiger zollte dem Kreisvorsitzenden "als Motor" und allen Aktiven tiefen Respekt: "Ihr habt heute ein Riesending abgerissen. Ich bin sehr glücklich, euch dirigieren zu dürfen." Spenden des Konzerts kommen der musikalischen Jugendarbeit im Landkreis zugute.