Doležel zieht alle Register in der Kronacher Christuskirche
Autor: Heike Schülein
Kronach, Montag, 04. Mai 2015
Der tschechische Organist begeisterte am Sonntag die vielen Zuhörer in der Christuskirche. Mit Musik aus seiner Heimat brachte er die Steinmeyer-Orgel des Gotteshauses zum Strahlen.
Die Orgel braust und dröhnt, dass es einem schier den Atem verschlagen könnte: Wenn Jan Doležel in die Tasten greift, vibriert die Luft. 230 Registrierungen umfasst die "Konzertfantasie über den St. Wenzel-Choral", mit denen der Organist der "Königin der Instrumente" zur Ehre gereicht. Die gewaltige Komposition aus der Feder von Josef Klička (1855 - 1937) war Hauptwerk seines Konzertprogramms "Tschechische Orgelsymphonik".
Beim zweiten Orgelkonzert des 8. Internationalen Orgelzyklus erklangen überwiegend Werke tschechischer Komponisten. Viele davon sind in Deutschland nicht so bekannt, wie sie es aufgrund ihrer Ausdruckskraft verdient hätten.
So geriet das Konzert auch zu einer Entdeckungsreise in die Heimat des Orgelvirtuosen, was Dekanatskantor Marius Popp ein großes Anliegen ist.
Diese bringt auch in diesem Jahr wieder bekannte nationale und internationale Interpreten in die Kreisstadt. Und auch die Organisten fänden es toll, wenn die Gastgeber andere Klangfarben und Welten kennenlernen wollten und sie Kompositionen aus ihrer Heimat spielen "dürften", so Popp.
Dies galt offensichtlich auch für Jan Doležel, mit dem sich ein renommierter Virtuose in Kronach vorstellte. Der junge in Würzburg lebende Organist ist Preisträger mehrerer Wettbewerbe und war Stipendiat des Evangelischen Studienwerkes. Er studierte Musik in Pilsen, Prag, Lübeck und Würzburg. Darüber hinaus hat er aktiv an vielen internationalen Meisterkursen teilgenommen. Seit dem Jahr 2012 ist er Dozent für Orgel der Hochschule für Musik in Würzburg.
Erwartungen wurden übertroffen
Dementsprechend hoch waren die Erwartungen der Besucher - und sie wurden noch übertroffen. Mit brillanter Technik, nuanciert in allen Farb- und Tongebungen, lotete der Pianist den Farbenreichtum und die Klanggewalt der romantischen Steinmeyer-Orgel voll aus.
Tschechische Orgelmusik von Anton Dvorák (1841 - 1904), Leoš Janácek (1854 - 1928) und Bohuslav Martinů (1890 - 1959): Mit seiner Fähigkeit, musikalische Spannung zu bilden und mit seinem Sinn für Dramatik, schickte Jan Doležel die Besucher durch ein Wechselbad der Gefühle.
Neben den tschechischen Tonschöpfungen ließ er auch den Choral "An Wasserflüssen Babylon" vom Altmeister Johann Sebastian Bach (1685 - 1750) erklingen wie auch Toccata und Fuge des bei uns recht in Vergessenheit geratenen Komponisten Heinrich Kaminski (1886 - 1904), Lehrer unter anderem von Carl Orff.
Immer wieder brachte der Organist, der eine Vorliebe für langgehaltene Töne hat, die Zuhörer zum Staunen, welche farbenprächtigen Klangvarianten die Kronacher Orgel entfalten kann.
Den krönenden Abschluss des Konzertprogramms bildete Kličkas - Camille Saint-Saens gewidmete - Konzertfantasie. Josef Klička gilt als Begründer der tschechischen Tradition moderner Orgelimprovisation und -interpretation.
Nach den letzten Klängen entlud sich die bislang geübte Zurückhaltung der erfreulich vielen Gäste in einem nicht enden wollenden Applaus. Sie erhoben sich von den Plätzen.
Als Zugabe hatte Jan Doležel das meditativ anmutende Choralvorspiel "Heiliger Segen Gottes" seines 1987 geborenen Landsmanns Vojtech Esterle ausgesucht - ein wunderschöner Schlusspunkt.