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Diskussion um weiterführende Schule geht weiter


Autor: Veronika Schadeck

Kronach, Montag, 03. Februar 2014

Die Diskussion um eine weiterführende Schule im Norden des Landkreis Kronach geht in die nächste Runde. Die Bildungslandschaft steht zurzeit auf dem Prüfstand. Nachdem am Freitag ein Gespräch im Landratsamt stattfand, wird sich nun der Ausschuss für Schule, Kultur und Sport damit befassen.
Anfang der 70er Jahren wurde der Bau von Schulzentren bevorzugt. Daran und auch an einer Elternbefragung scheiterte der Versuch, im nördlichen Landkreis eine weiterführende Schule anzusiedeln. Heute, mehr als 40 Jahre später, sind die Diskussionen wieder voll im Gange. Foto: Archiv


Auslöser der Diskussion war nicht zuletzt die geplante Teilverlagerung der Finanzfachhochschule von Herrsching nach Kronach. MdL Jürgen Baumgärtner hatte im vergangenen Jahr die Unterbringung in den Räumen einer weiterführenden Schule in Kronach ins Spiel gebracht. Die Kapazitäten dafür könnten eben durch eine Verlagerung einer solchen in den Landkreis-Norden geschaffen werden - mittlerweile ist mitunter aber auch von einer Auslagerung von einzelnen Klassen die Rede.

Was denkt der Kronacher Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW) darüber? Eine Ansiedlung der Finanzfachhochschule in einem bestehenden Gebäude kommt für ihn nicht in Frage: "Man kann eine Schule nicht einfach so umsetzen." Vielmehr gibt es bereits drei mögliche Standorte für einen Neubau, in dem die rund 200 Studenten der Finanzfachhochschule künftig unterrichtet werden sollen: LGS-Gelände sowie in der Nähe von Crana Mare und Kreuzberg. In der kommenden Woche könnte dazu bereits eine Entscheidung fallen.


Alle Möglichkeiten ausschöpfen

Der Tettauer Bürgermeister Peter Ebertsch (Bündnis für Tettau) sagte mit Blick auf eine weiterführende Schule im Landkreis-Norden, dass alle Möglichkeit ausgeschöpft werden sollten. Ein Gymnasium oder eine Realschule würde auf jeden Fall die Rennsteig-Region aufwerten. Er verweist auf die Industrie, auf die zunehmenden Schwierigkeiten, Fachkräfte zu gewinnen. Und er ist überzeugt, dass die eine oder andere Familie eher bereit wäre, sich im Norden anzusiedeln, wenn ihre Kinder nicht einen 40 Kilometer langen Schulweg in Kauf nehmen müssten. Durchaus könnte er sich aufgrund der zentralen Lage Steinbach als Standort vorstellen. Das hätte den Vorteil, dass jeder Schüler weniger als 20 Kilometer Schulweg zurücklegen müsste. Außerdem wäre auch die Problematik mit der Schülerbeförderung weitaus geringer.


Segen für die Kinder

"Ein Gymnasium oder eine Realschule wäre ein Segen für die Kinder", so die Teuschnitzer Bürgermeisterin Gabi Weber (CSU) . Sie hielt sich zwecks Standortfrage aber bedeckt. Zuerst müssten die Schülerzahlen und die Machbarkeit ausgelotet werden. Durchaus könne sie sich auch die Ansiedlung eines Teilbereiches einer weiterführenden Schule vorstellen, wie beispielsweise die Unterstufe eines Gymnasiums.

Der Ludwigsstädter Bürgermeister Timo Ehrhardt (SPD) und sein Steinbacher Kollege Klaus Löffler (CSU) wollten sich zu diesem Thema nicht äußern, weil Stillschweigen vereinbart worden sei.


Ergänzung der Schullandschaft

Für den Pressiger Bürgermeister Hans Pietz (FW) wäre eine Ansiedlung einer Realschule oder eines Gymnasiums eine Ergänzung zur Pressiger Schullandschaft. Für einen möglichen Standort in seiner Gemeinde sprächen die gute Lage, die entsprechenden Anbindungen über Bahn und Busse. Aber, so Pietz, zuerst gelte es, vorhandene Kriterien nach objektiven Gesichtspunkten zu vergleichen, eigene Befindlichkeiten außen vor zu lassen und eine einvernehmliche Lösung zu finden.

"Ich bin nicht gegen eine Schule im Norden, aber es führt kein Weg dorthin", so der Altlandrat Heinz Köhler, der als Landrat die Diskussion um eine weiterführende Schule schon einmal hautnah erlebte (siehe Infobox). Der Landkreis zähle zurzeit etwa 70.000 Einwohner, 55.000 davon hätten ihren Lebensmittelpunkt außerhalb der Rennsteig-Region. "Das sind die Zahlen." Dennoch schade es nicht, die Bildungslandschaft auf den Prüfstand zu stellen.

Ein Großteil der Schulleiter der weiterführenden Schulen hielt sich gestern bedeckt über eine mögliche Verlagerung. Größtenteils wurde darauf verwiesen, dass es sich bei dieser Diskussion um "schwerwiegende schulpolitische Entscheidungen" handele und man sich an die "Ministerialbeamten-Dienststelle wenden" müsse.
Klaus Morsch, Schulleiter des Frankenwald-Gymnasiums, gab wiederum zu bedenken, dass eine gute Lösung für den nördlichen Landkreis trotz intensiver Gespräche nur sehr schwierig zu finden sei.


Erschreckende Zahlen

Wie Schulamtsdirektor Uwe Dörfer, der die Geburtenzahlen im nördlichen Landkreis zur Debatte am Freitag bereitstellte, wies auch Morsch auf den signifikanten, demographischen Wandel im Norden hin. Zum einen seien, so Morsch, die Schülerzahlen nicht sehr hoch und zum anderen seien diese auch noch rückläufig. "Daraus ergibt sich, dass eine weitere Schule im nördlichen Landkreis nur begrenzt erfolgreich sein kann", sagte Morsch.

Das sagte auch Uwe Dörfer vom Schulamt, der die Geburtenzahlen im nördlichen Landkreis als "erschreckend niedrig" einstuft. Die Gemeinde Windheim käme 2013 demnach gerade mal auf 16 Geburten, Teuschnitz auf 17 und Ludwigsstadt auf 18. "Meiner Meinung nach ist aufgrund der demographischen Entwicklung im nördlichen Landkreis der Bedarf nicht vorhanden", sagte Dörfer und schloss nicht aus, dass im Falle einer weiterführenden Schule im nördlichen Landkreis irgendwann Schüler aus dem Süden in den Norden müssten, um die Schule dort rentabel zu machen. "Das hätte man vor 30 Jahren machen müssen", sagte Dörfer. Er hielt es für sinnvoller, in Pressig eine Wirtschaftsschule anzusiedeln oder den M-Zug weiter auszubauen.


Ergebnisoffene Gespräche

Morsch betonte derweil, dass die Gespräche ergebnisoffen seien und so auch noch nicht abzusehen sei, welche endgültige Lösung sich am Ende abzeichnen werde.