Dirndl- und Lederhosenpower in Wilhelmsthal
Autor: Heike Schülein
Wilhelmsthal, Mittwoch, 31. Juli 2013
Am Samstag werden die Plattler- und Tanzgruppen in Wilhelmsthal mit schwungvollen Auftritten begeistern. Maßgeblich dafür verantwortlich sind Christina Reißig und Andi Münzel.
Die Jungs stilecht in feschen Lederhosen und die Mädels in schicken Dirndl und mit geflochtenen Haaren: Was wäre das Heimatfest Wilhelmsthal ohne seine Tänzer und Tänzerinnen und natürlich den schneidigen Plattlern, die alljährlich ein unterhaltsames Potpourri aus Brauchtum und Traditionspflege auf die Bühne zaubern?
Auch heuer wird der beliebte Heimatabend am Samstag wieder einen Höhepunkt des Heimatfestes darstellen, wenn die Trachtenkapelle Wilhelmsthal, die Trachtengruppen und die Trachtenzwerge ihren großen Auftritt haben. Damit sich die Gäste an diesen herzerfrischenden Darbietungen erfreuen dürfen, ist jede Menge Vorarbeit beim Einstudieren der Tänze notwendig. Seit vielen Jahren haben sich Christina Reißig und Andi Münzel dieser Aufgabe angenommen. Mit viel Einsatz, Herzblut und Liebe zum Brauchtum sorgen sie dafür, dass dieses wertvolle Stück Heimatkultur aufrecht erhalten wird.
Mühelos erobern die Trachtenzwerge und die etwas älteren Jungen und Mädchen der Kindertrachtengruppe Jahr für Jahr die Herzen der Besucher, wenn sie voller Stolz die folkloristischen Tänze vorführen. Wie lange Christina Reißig schon diese Kindergruppen leitet, weiß sie gar nicht so genau. "Viele von ihnen, die bei mir getanzt haben, sind ja mittlerweile schon erwachsen. Das dürften also bestimmt schon 15 Jahre sein", überlegte sie - selbst ein wenig verblüfft. 26 Jungen und Mädchen zählen derzeit die beiden Gruppen. Das jüngste Mitglied wird im September drei Jahre alt. Die älteren Kinder sind um die zwölf Jahre. Einige tanzen in beiden Gruppen mit. Christina Reißig selbst hat mit fünf Jahren mit dem Tanzen angefangen. Damals war noch ihr Großvater Edi Peter, der auch das Heimatfest nach Wilhelmsthal gebracht hat, für das Einstudieren der Tänze verantwortlich. Als ihm dies gesundheitlich nicht mehr möglich war, übernahm sie diese Aufgabe.
Aus der Geschichte
Edi Peter hatte 1949 seinen ersten Plattler-Auftritt bei den jetzigen Rosenberglern in Kronach. Wenig später kam ihm die Idee, so etwas auch in Wilhelmsthal zu machen. Mit drei Freunden besprach er dies. Nachdem sie noch vier Mädchen dazugewinnen konnten, war die Trachtengruppe "Edelweiß" geboren. 1950 folgte der erste öffentliche Auftritt und schnell machte sich die Trachtengruppe einen Namen im Landkreis. Seit 1963 ist die Trachtengruppe mit dem Musikverein verschmolzen. Die Idee vom Heimatfest konnte realisiert werden. Heute ist es das zweitgrößte Fest im Landkreis. Durch ein attraktives Unterhaltungsprogramm und die Romantik des Festplatzes im idyllischen Grümpeltal ist es längst Kult im Frankenwald geworden, das - mit traditioneller Folklore-Unterhaltung genauso wie mit moderner Pop- und Rockmusik - Jung und Alt gleichermaßen lockt.
Wie auch ihrem Großvater, so bedeuten auch Christina Reißig das Heimatfest und der Erhalt der Brauchtumspflege viel. "Ich bin mit dem Heimatfest aufgewachsen. Ich betreue die Kinder, weil diese schöne Tradition unbedingt weitergeführt werden soll - auch im Sinne meines Opas. Ich möchte nicht, dass das vielleicht irgendwann einmal einschläft", betont Christina Reißig, die alljährlich vom Frühjahr bis zum Heimatfest die Tänze mit den Kindern einübt.
Der Ausnahmezustand
Heimatfest ist für sie und ihre Familie Ausnahmezustand. "Wir ziehen für das Wochenende immer nach Wilhelmsthal zu meinen Eltern. Ohne deren Hilfe wäre das gar nicht machbar", sagt sie dankbar, zumal sie ja auch die Bar am Samstagabend übernommen hat und auch ihr Mann dort mithilft. "Nach den Auftritten ziehe ich mich schnell um und dann geht es ab in die Bar - natürlich bis zum Schluss, wann immer das auch ist", sagt sie lachend. Nachwuchsprobleme gebe es glücklicherweise noch keine.
Seit sechs Jahren ist Andi Münzel für die Trachtengruppe verantwortlich. Sie zählt derzeit neun Herren und sieben Damen im Alter zwischen 20 und 45 Jahren. "Wir sind eine bunt gemischte Gruppe", freut sich der Wilhelmsthaler, der schon als Kind geplattlert hat und seit dem 18. Heimatfest dabei ist - also schon seit weit über 30 Jahren. Anfangs hatte Edi Peter die Tänze mit den Plattlern einstudiert. Dies wurde später von Horst Krieger, dem Onkel von Andi Münzel, fortgeführt, bis dieser nun das Amt von seinem Onkel übernahm.
"Das Heimatfest ist für mich Tradition und ein Zeichen für Heimatverbundenheit. Es gehört für mich einfach dazu. Deswegen bringe ich mich ein und deshalb hoffe ich, dass es noch lange weitergeht", wünscht er sich.
Der Heimatabend beginnt am Samstag um 20 Uhr. Der Eintritt ist frei. Die Moderation liegt wie immer in Händen von Thomas Auer. Um 22.15 Uhr gibt es wie in jedem Jahr wieder ein großes Brillantfeuerwerk.