Druckartikel: Dieses ambitionierte Ziel strebt der Golf Club Kronach an

Dieses ambitionierte Ziel strebt der Golf Club Kronach an


Autor: Marian Hamacher

Küps, Freitag, 19. April 2019

Der Engländer James Croft hat schon als Greenkeeper für die Fußballvereine Union Berlin und Borussia Mönchengladbach gearbeitet. Nun nimmt er den Platz des Golf Club Kronach in Angriff.
Noch wird es etwas Zeit dauern, ehe Greenkeeper James Croft aif dem Golfplatz des GC Küps mit der Qualität des Rasens zufreden ist. Foto: Marian Hamacher


An der Driving Range weht eine leichte Brise. Daher fällt es auch in der prallen Nachmittagssonne kaum auf, dass sich das Thermometer längst bei 21 Grad eingepegelt hat. "Ist das nicht ein tolles Büro?", fragt James Croft plötzlich und breitet für einen kurzen Moment die Arme aus. "Wer sonst hat so was? Die Aussicht von hier ist richtig schick. Ein Traum!"

Mit der Übungswiese für Golfer im Rücken fällt der Blick auf eine Landschaft, die weit über den Golfplatz im Küpser Ortsteil Oberlangenstadt und auch den Rest der Marktgemeinde hinausreicht. Ganz am Ende des Horizonts schrauben sich gemächlich die Haiger Windräder in den stahlendblauen Himmel. An Tagen wie diesen genießt der gebürtige Engländer sein "Büro" in vollen Zügen. Ein Büro, das rund 74 Hektar groß ist - und in dem jede Menge Arbeit auf ihn wartet.

Etwa sechs Wochen ist es nun her, dass Croft den Job als neuer Headgreenkeeper des Golf Club Kronach (GCK) übernahm. Seine Aufgabe: Nichts weniger, als aus der Anlage auf Gut Nagel einen Golfplatz zu formen, der höchsten Ansprüchen gerecht wird. "Wir haben uns vorgenommen, in drei bis vier Jahren so weit zu sein", erzählt Platzwart Herbert Müller. Schneller gehe es nicht - wegen des Rasenfilzes. Der entsteht, durch gemähtes Gras, das auf einer Rasenfläche liegenbleibt. "Normal ist eigentlich eine Filzschicht von unter einem Zentimeter", sagt Croft. "Hier haben wir aber teilweise sogar sieben Zentimeter. Das muss man erst mal ausarbeiten."

Drei Durchgänge

Dafür stößt er mit einer Maschine sechs Zentimeter tiefe Löcher, die einen Durchmesser von 1,5 Zentimetern haben, in die Rasenfläche, um diese so aufzulockern. Aerifizieren heißt das in der Fachsprache. "Meist wird das einmal pro Jahr gemacht", weiß Croft. Den ersten Durchgang hat er bereits hinter sich. Im Mai und September sollen nun sogar noch zwei weitere folgen. So soll dann nach und nach ein Platz entstehen, "den die Golfer respektieren und der auch im Einklang mit der Natur ist", so Müller. Bislang sei das nämlich noch nicht der Fall gewesen.

Etwa habe jemand, der seiner Rosen überdrüssig war, in einem Bereich der Anlage etwa ein Rosenbeet angepflanzt. "Da hat uns James gleich gesagt, dass er das raus reißt, weil es nicht hierher gehört", erzählt Müller. "Na ja, das ist doch nicht typisch für die Region hier, oder?", fragt ihn Croft und schiebt gleich noch einmal nach: "Alles, was nicht in der fränkischen oder deutschen Natur vorkommt, kommt weg."

Sonderlich viele seiner Vorhaben habe er bisher aber noch nicht umsetzen können, meint er. "Wir haben bislang nur alles dekorativ gemäht, sodass die Streifen wieder sichtbar sind, und haben alle Grüns neu ausgemäht", beginnt Croft aufzuzählen. Die seien nun um insgesamt 40 bis 50 Quadratmeter größer, wodurch er auf einen Hektar Grünfläche komme - der Zielbereich, den die Golfer mit möglichst wenigen Schlägen erreichen wollen. "Das macht es mir leichter, genau zu errechnen, wie viel Dünger er übers Jahr hinaus benötigen", erklärt der 60-jährige Engländer. Noch nicht viel gemacht? Alles eine Sache der Ansicht.

Warten auf den Regen

Hans-Heinrich Schick jedenfalls ist schon jetzt begeistert von seinem neuen Greenkeeper. "Die Greens und Fairways sehen doch schon wieder sehr ansehnlich aus", findet der GCK-Interimspräsident. Eine Ansicht, die Croft noch lange nicht teilt. Dafür ist ihm noch viel zu viel Braun im Grün.

Das könne sich aber relativ schnell ändern. "Wir brauchen nur etwas Wasser", betont der Greenkeeper. "Ich denke, dass der Rasen beim nächsten Regen richtig in die Höhe schießen wird." Die Frage ist nur: Wann kommt das Wasser? Die bislang ausgefallene und gerade erst erneuerte Beregnungsanlage versorgt schließlich nur die Grüns. Die Fairways müssen auf Unterstützung von oben warten. "Bei Vollmond hat man allerdings kaum Regen", weiß Croft, der vermutet, dass es noch an die drei Wochen dauern könnte, ehe sich der Himmel wieder öffnet. "Aber wenn es tatsächlich so lange nicht regnet, haben wir bis dahin keinen Rasen mehr." Der Worst Case.

Eine Lösung hätte Croft aber wohl auch für ein solches Schreckensszenario parat. Denn im Laufe seiner Karriere dürfte es nicht Vieles geben, was der Diplom-Greenkeeper noch nicht erlebt hat.

Weil sein Zwillingsbruder als Berufsgolfer in der Nähe von Dortmund lebte, kam Croft 1988 erstmals nach Deutschland - wo ihn ebenfalls das Golffieber packte. Allerdings interessierte ihn der Untergrund sogar noch ein wenig mehr als das Geschehen darauf.

Auf die Ausbildung in England folgten Stationen auf Golfplätzen in Polen, Ungarn oder Bulgarien, ehe er sich plötzlich in einer neuen Sportart wiederfand: Fußball. "Anders als in Deutschland geht es beim Greenkeeping in England nicht nur um Golf", erzählt Croft. "Da wird einem auch gezeigt, wie man sich um Fußballplätze oder Pferderennbahnen kümmert." Also versuchte er es. Vier Jahre lang war er dafür verantwortlich, den Zweitliga-Kickern von Union Berlin ein möglichst perfektes Spiel- und Trainingsfeld zu schaffen.

Zwei verschiedene Welten

Nach einem weiteren Jahr als Greenkeeper von Borussia Mönchengladbach wurde die Sehnsucht nach Plätzen mit 18 Löchern statt zwei Toren aber wieder größer. "Ich mag es einfach viel lieber, mit der Natur zu arbeiten", erklärt der 60-Jährige. Beim Fußball arbeite allerdings eher dagegen. "Weil er alle zwei Wochen im Fernsehen präsentiert und dafür dann viel Dünger und Wärmelampen gearbeitet wird. Das sind schon zwei verschiedene Welten."

In Küps ist er nun wieder in seiner Welt. Ganz so idyllisch sei es in seinem Büro dann aber doch nicht immer, sagt er und scherzt: "Viele denken, dass ich jeden Tag in der Sonne bin. Aber die vergessen, dass es auch noch die anderen Jahreszeiten gibt."