Die VHS Kreis Kronach und die "Offenen Hilfen" machen Bildung für alle möglich
Autor: Heike Schülein
Kronach, Dienstag, 04. Dezember 2018
Die VHS Kreis Kronach und die "Offenen Hilfen" wollen es durch Kursausschreibungen in "leichter Sprache" allen ermöglichen, VHS-Angebote wahrzunehmen.
Spannende Dinge erfahren, Neues kennenlernen, den eigenen Horizont erweitern: Die Volkshochschule (VHS) Kreis Kronach versteht sich als Bildungsträger für die gesamte Bevölkerung. Um es Menschen mit einer geistigen Behinderung möglichst leicht zu machen, das zu lernen, was sie interessiert, wurden für das neue Herbst-/Winterprogramm vier Angebote in "leichter Sprache" ausgeschrieben. Bei einem Pressegespräch stellten VHS-Leiterin Annegret Kestler und Sebastian Spichal, Leiter der "Offenen Hilfen", das neue Konzept vor.
Kestler "spukte" - ebenso wie Spichal - der Gedanke einer Kooperation mit der Lebenshilfe Kronach schon lange im Kopf herum. Einen Hinderungsgrund stellten bislang aber allein schon die äußeren Bedingungen dar: Das nicht barrierefreie VHS-Gebäude kann nur über Außentreppen und ein großes Treppenhaus betreten werden. Nach Abschluss der laufenden Generalsanierung wird Barrierefreiheit zwar erreicht, solange wollte man mit dem Startschuss aber nicht warten. Daher wich man bei der Kursdurchführung auf andere Räumlichkeiten aus.
Von Lebkuchen bis Bauchtanz
Bei den Kursen handelte es sich um "Klang und Stille", eine Klangreise mit Holger Schramm, und um das Angebot "Lebkuchen - honigsüße Leckerei", bei dem Petra Ferner mit den Teilnehmern Lebkuchen backte sowie einen Nachtisch und Lebkuchenlikör herstellte. Sie fanden in der Schulküche der Petra-Döring-Schule und in der AELF-Küche in Kronach statt. Unter dem Motto "Ein Stern geht auf" entstanden unter Leitung von Christa Hofmann im Wohnheim der Lebenshilfe aus Butterbrot-Tüten große Weihnachts-Dekosterne. Bis gestern lief der fünfwöchige Kurs "Orientalischer Tanz" mit Bauchtänzerin Naheda in deren Studio in Kronach.
Das Kursangebot soll mehr und mehr ausgebaut werden und in einen Dauerbetrieb übergehen. Wie Kestler betont, sind alle VHS-Kurse grundsätzlich offen für jedermann, nach dem Motto "Bildung für alle". Leider hätten jedoch oftmals Menschen mit einer Behinderung oder nicht so guten Deutschkenntnissen Hemmungen, diese Angebote zu nutzen. Die Kursausschreibungen in "leichter Sprache" sollten auch dabei helfen, derartige Befürchtungen oder Hemmnisse abzubauen.
Unter "leichter Sprache" versteht man", wie Spichal erläutert, "ein Konzept, das dabei helfen kann, Informationen an Menschen mit einer geistigen Behinderung weiterzugeben, ebenso wie an Menschen, die nicht so gut lesen können oder nicht so gut Deutsch sprechen". Hierzu zählten insbesondere auch Flüchtlinge, weswegen auch Jürgen Christenn vom Jugendmigrationsdienst Oberfranken-West als Kooperationspartner im "Arbeitskreis leichte Sprache" mit im Boot sei. Ein Einführungsvortrag "Leichte Sprache" sei bereits in der Lebenshilfe Kronach von Marina Schmitt, Mitarbeiterin des Büros für leichte Sprache/offene Hilfen Landkreis Lichtenfels, abgehalten worden.
"Die Kooperation ist für alle Seiten ein Gewinn", bekundet Spichal, MA Erziehungs- und Bildungswissenschaften. Der von ihm geleitete Fachdienst "Offene Hilfen" bietet stunden- und tageweise Betreuungen in der häuslichen Umgebung, Kinder- und Gruppenbetreuungen, hauswirtschaftliche Hilfen sowie Begleitdienste zu Behörden, Ärzten, Einkäufen oder Veranstaltungen. Freizeitangebote gibt es in Form von regelmäßigen Freizeittreffs, Tagesausflügen, Sommerfreizeit-Programmen sowie anderen Aktivitäten wie Tanzkursen, Nordic-Walking, Kochkursen oder Konzertbesuchen.
Lebenshilfe feiert "50-Jähriges"
Die Lebenshilfe Kronach feiert heuer 50-jähriges Bestehen. Wie Spichal ausführt, bringen sich in das Jubiläumsjahr alle Fachbereiche mit ein. Dabei war es auch das Ziel, neue zukunftsweisende Aktionen und Projekte zu entwickeln. Mit dieser neuen Form der Bildung leiste man einen weiteren nachhaltigen Beitrag zur Inklusion beziehungsweise Integration von Menschen mit Behinderung. Zugleich stelle dies auch einen wichtigen Baustein für Gleichberechtigung dar, hätten doch alle Menschen das gleiche Recht auf Bildung.