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"Die Uhr etwas zurückdrehen!"


Autor: Veronika Schadeck

Marktrodach, Freitag, 17. März 2017

Der "Beweidungskomplex Kreuzberg" wurde präsentiert. Das Areal wird an zwei Schäfer vergeben.
So könnte es bald am Beweidungskomplex Kreuzberg aussehen. Foto: Ökologische Bildungsstätte Oberfranken


Noch in diesem Jahr soll das Areal rund um den Kreuzberg mit Schafen und Ziegen beweidet werden. Am Donnerstagabend wurde das Naturschutzprojekt "Beweidungskomplex Kreuzberg" in der Rodachtalhalle vorgestellt. Das Thema fand Rieseninteresse, der kleine Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt.
Es gibt wohl nur wenige Zweige in der Landwirtschaft, die so vom Aussterben bedroht sind wie die Schäferei. Das soll sich nun ändern. Bei der Vorstellung wurde deutlich, dass die Schäferei weit mehr ist als die Produktion von Wolle und Fleisch. Sondern die Schäferei bedeutet auch eine der umweltfreundlichsten Arten der Landnutzung und eignet sich hervorragend für die Erhaltung und Pflege wertvoller Landschaften, wie zum Beispiel Magerwiesen.
Einen Überblick über den aktuellen Stand gaben Christoph Hill von der Stiftung Lebensräume für Mensch und Natur und Christine Neubauer von der Ökologischen Bildungsstätte.
Seit dem Start am 1. Juli 2014 sei das Projekt gut vorangekommen, erklärte Hill. Ziel des Projekts ist es, die Kalkmagerrasen im Landschaftsschutzgebiet Kreuzberg-Hohe Warte und die dort vorhandene Artenvielfalt dauerhaft zu schützen und dies vor allem durch die Sicherung der Flächen und eine Beweidung mit Schafen und Ziegen.
Seit dem Start konnte die Stiftung "Lebensräume für Mensch und Natur" im Projektgebiet 46 Hektar naturfachlich wertvoller Flächen ankaufen und 14 Hektar Land pachten. Zusammen mit den elf Hektar an Flächen, die dem Landschaftspflegeverband zur Verfügung stehen, sind somit 60 Hektar für Projektzwecke gesichert.
Wie Christoph Hill erklärte, konzentrieren sich die gekauften und gepachteten Flächen auf die Bereiche Sommerleite/Hohe Warte, Hühnerleite und Kreuzberg und dort auf Hanglagen, die für die örtliche Landwirtschaft nicht mehr geeignet sind.
Christoph Hill wies darauf hin, dass die Stiftung keine kommerziellen Interessen verfolge. Für seine Frau und ihn als Stiftungsvorsitzender sei es eine ehrenamtliche Tätigkeit. Sie wollen einen Beitrag für den Erhalt der Natur für nachkommende Generationen leisten. Bereits vor 400 Jahren seien in der Region Schafe gezüchtet worden, in den 50er Jahren sei die Schafzucht aus wirtschaftlichen Gründen aufgehoben worden. "Wir wollen nun die Uhr etwas zurückdrehen!"
Das Areal wird an zwei Schäfer vergeben. Einer davon ist Daniel Stief aus Weismain. Der 28-Jährige Industriemechaniker sprach davon, dass er seine Flächen mit circa 60 Dorpenschafen und Burenziegen per Koppelhaltung beweiden will. Ein Zaun soll das Areal absichern. Täglich würden Kontrollen durchgeführt. Christoph Hill ging zuvor auch auf Zahlen ein. So umfasst das gesamte Projekt einen Etat von 1 136 000 Euro. Davon gibt es insgesamt 886 000 Euro vom Naturschutzfonds, mit 100 000 Euro an Landschaftspflegegeldern. An Eigenmitteln müssen 150 000 Euro aufgebracht werden.
Er wies darauf hin, dass die beiden Pächter relativ wenig Pacht zahlen. Es sei eher ein Tauschgeschäft. Denn sie würde auch für Landschaftspflegearbeiten eingesetzt. Erklärt wurde bei der Versammlung auch, wie Flächen für eine Beweidung vorbereitet werden. Es wurde auch deutlich, dass durch die Beweidung nicht nur das gesamte Artenspektrum der heimischen und alteingebürgerten Pflanzen- und Tierarten erhalten werden soll, sondern dass diese Flächen auch der stillen Erholung dienen.
 


"Beweidungskomplex Kreuzberg"


Projekt Das Förderprojekt "Beweidungskomplex Kreuzberg" ist ein von der ökologischen Bildungsstätte Oberfranken (ÖBO") und der Stiftung Lebensräume für Mensch und Natur getragenes Naturschutzprojekt, das vom Bayerischen Naturschutzfonds aus Mitteln der Glücksspirale gefördert wird. Ziel des Projekts ist es, in einem circa 800 Hektar großen Gebiet zwischen Kronach, Unterrodach und Wilhelmsthal wertvolle Kalkmagerrasen zu schützen, die die Heimat vieler seltener Pflanzen und Tiere sind.

Kulturlandschaft Diese Arten sind auf magere Standorte, offene Wiesen und Weiden angewiesen, daher sollen Landschaftspflegemaßnahmen und eine dauerhafte Schafbeweidung dafür sorgen, dass diese Bereiche der über Jahrhunderte gewachsenen Kulturlandschaft erhalten
bleiben. vs