Die gesundheitliche Reißleine
Autor: Marian Hamacher
Nordhalben, Dienstag, 27. Sept. 2016
Nordhalbens Zweiter Bürgermeister Gerhard Schneider (FW) tritt in zwei Wochen zurück. Sein Nachfolger? Die Freien Wähler haben keine Eile.
Nach 21 Jahren ist Schluss: Schon in der in kommenden Gemeinderatssitzung am 11. Oktober wird Nordhalbens Zweiter Bürgermeister Gerhard Schneider nicht mehr auf seinem Platz in den Reihen der Freien Wähler (FW) Platz nehmen. Ein Punkt auf der Tagesordnung: Sein Antrag, vom Amt zurücktreten zu dürfen. "Ich werde aus gesundheitlichen Gründen aufhören", erzählt der 73-Jährige. "Ich war für kurze Zeit im Krankenhaus und dort hat man mir geraten, kürzer zu treten." Diesen Ratschlag möchte er befolgen und vollzieht daher einen konsequenten Schnitt.
Mehrere Hausaufgaben
Neben seinem Mandat im Gemeinderat werden daher nun auch auch das im Kläranlagen-Verbandsrat sowie sein Amt als Quellenbeauftragter für die Wasserversorgung vakant werden. "Wenn man 21 Jahre lang mit Leidenschaft dabei war, fällt einem ein solcher Schritt nicht so leicht", betont Schneider.
Aber er habe sich entschieden, dem ärztlichen Rat zu folgen.
Seine Fraktion stellt der noch amtierende Zweite Bürgermeister damit gleich vor mehrere Hausaufgaben. "Aber die werden wir machen", sagt der FW-Fraktionsvorsitzende Ludwig Pötzinger. Schneiders Gründe könne er aber absolut nachvollziehen. "In einem solchen Fall muss man immer zuerst an sich denken, und wenn er den Schritt so für sich gefasst hat, muss man das akzeptieren", betont Pötzinger. Mit Schneider verliere die Partei in vielen Punkten eine treibende Kraft.
In der kommenden Sitzung soll zumindest sein Platz als Gemeinderat schon wieder neu besetzt werden. "Am Montag hatten wir eine Sitzung, in der es darum ging, wie seine Posten im Abwasserzweckverband und im Bauausschuss besetzt werden", erzählt Pötzinger. "Diese Lücken sind recht einfach zu füllen." Noch müsse allerdings mit einigen Personen gesprochen werden, spruchreif sei daher noch nichts. "Jetzt ist erstmal unsere Kirchweih, die werden wir feuchtfröhlich feiern und werden uns dann zusammensetzen", erklärt Pötzinger das weitere Vorgehen.
Kein voreiliger Entschluss
Geht es nach den Freien Wählern, wird der Posten des Zweiten Bürgermeisters erst in der übernächsten Gemeinderatssitzung wieder besetzt. "Denn eine solche Entscheidung sollte nicht unter Zeitdruck erfolgen", so Pötzinger. "Das ist nie gut." Dass der kommende Stellvertreter von Bürgermeister Michael Pöhnlein (FW) erneut von den Freien Wählern besetzt werden wird, gilt angesichts deren absoluter Mehrheit als sicher. "Da haben wir gute Leute, auch in den Fachausschüssen", betont Pöhnlein, der für Schneiders Rücktritt Verständnis hat. "Der Job geht schon an die Substanz und die Gesundheit geht immer vor. Es hat ja keinen Sinn, wenn man mit den Füßen voraus aus dem Rathaus getragen wird."
Auch Pöhnlein möchte bei der Nachfolgersuche nicht voreilig handeln. "Das ist ein verantwortungsvoller Posten, der mit viel Arbeit verbunden ist. Da müssen wir schauen, wer es machen will", teilt der Bürgermeister mit. Er hofft aber, zukünftig noch auf Schneiders Rat zu Wasser-Themen setzen zu dürfen. Sein Wissen als ehemaliger Flussmeister sei ihm wichtig.
Was unwahrscheinlich ist
Auch die Opposition bedauert Gerhard Schneiders vorzeitiges Ausscheiden nur zwei Jahre nach der Wahl. "Er ist einer der Ältesten, die im Gemeinderat waren.
Ich kann es nachvollziehen", sagt SPD-Gemeinderätin Astrid Färber. "Wenn dann noch die Familie Ansprüche anmeldet, kann das alles schon etwas viel werden." Sie würde es ebenso wie der CSU-Fraktionsvorsitzende Michael Wunder begrüßen, wenn der Stellvertreter-Posten an eine Oppositionspartei gehen würde. "Aber das ist schon sehr unwahrscheinlich", schätzt Färber ihre Chancen ein.Wunder sieht indes den Willen des Wählers nicht mehr repräsentiert, weil mit Schneider nach Kevin Wunder und Karin Wachter bereits das dritte Gemeinderatsmitglied der Freien Wähler ausscheidet. "Das waren schon deren Zugpferde. Und jetzt rutscht jemand von Listenplatz zwölf oder so nach", übt er Kritik. Pöhnlein fällt es schwer, diese anzunehmen, denn jeder seiner Parteikollegen habe seine Gründe gehabt. "Kevin hat die Liebe nach Thüringen verschlagen und Karin hat es als Betriebsrätin bei Loewe beruflich nicht mehr unter einen Hut bekommen. Zu dieser Zeit ging es um die Zukunft des Unternehmens. Ihr Entschluss war für mich absolut verständlich."
Schneider soll für sein langjähriges Engagement von der Gemeinde in einem kleinen Rahmen verabschiedet werden, teilte der Bürgermeister mit. Der genaue Zeitpunkt stehe aber noch nicht fest.