Die FOS am Rennsteig kämpft für die staatliche Anerkennung
Autor: Veronika Schadeck
Kronach, Dienstag, 08. März 2016
Dass die Fachoberschule (FOS) am Rennsteig nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch das Leben der Schüler prägt, wurde am Dienstag deutlich.
Miriam Hanuschke, Michael Herler, Bastian Daum - drei Schüler, die im vergangenen Jahr ihr Fachabitur mit Erfolg ablegten. Mittlerweile studieren die drei jungen Menschen. Sie waren in der elften Klasse, als im ersten Schuljahr der FOS - im Jahr 2014 - lediglich fünf von 16 Absolventen das Fachabitur erreichten. Die Stimmung war am Boden.
"Ich hatte meine Zweifel", räumt Bastian Daum rückblickend ein. Miriam Hanuschke spricht sogar von Ängsten. Letztendlich aber siegte das Gefühl, das Michael Herler zum Ausdruck bringt: "Jetzt haben wir es angefangen, jetzt müssen wir durch. Wir müssen uns mehr reinhängen."
Mit diesem Gedanken hätten sie nach den Sommerferien damals gemerkt, dass ein anderer Wind an der FOS weht.
Der Großteil der Schüler sei sich bewusst gewesen, "ohne Lernen funktioniert es nicht". Auch die teils neuen Lehrer und der neue Schulleiter Hubert Sendl hätten sich mächtig ins Zeug gelegt.
Der Zusatzunterricht, erzählt Miriam Hanuschke, den jeder Fachabiturient in Anspruch nehmen konnte und noch immer kann, habe etwas beruhigt.
Ziehen Miriam Hanuschke, Miachael Herler und Bastian Daum ihr Resümee, so war die Entscheidung für die FOS am Rennsteig richtig. Die Praktika in der elften Klasse, in denen die jungen Menschen verschiedene Partnerbetriebe kennengelernt haben und dabei in diverse Berufsfelder reinschnuppern konnten, hätten ihnen bei der Berufsorientierung geholfen.
Michael Herler hat so sogar seinen späteren Arbeitgeber kennengelernt. Er absolviert derzeit ein duales Studium im Fachbereich internationales Management.
Wege für die Zukunft geebnet
"Ich konnte mich mit Metall, mit schleifen, bohren und Elektronik auseinandersetzen", sagt Bastian Daum, der derzeit in Nürnberg angewandte Chemie studiert. Diese Erfahrungen hätten zu seiner Berufsentscheidung beitragen.Auch mit den Prüfungssituationen komme sie gut klar, sagt Miriam Hanuschke, die derzeit in München Hotel-, Tourismus- und Eventmanagement studiert.
In diesem Zusammenhang spricht sie davon, dass an einer privaten Fachoberschule mehr Prüfungsfächer als bei einer staatlichen Einrichtung abgelegt werden müssten. Damals sei diese Tatsache für sie mit enormen Ängsten und Stress verbunden gewesen, jetzt an der Universität profitiere sie davon.
Mit bei dem Erfahrungsaustausch dabei waren auch Mitglieder der Projektgruppe sowie der Leiter, der Ludwigsstädter Bürgermeister Timo Ehrhardt (SPD) sowie der Regionalmanager Willi Fehn. Es war spürbar, dass die Verantwortlichen in diesem Jahr das Ziel - die sogenannten Zweidrittel-Quote, die für die staatliche Anerkennung notwendig ist - erreichen wollen. Aber: Das sei nur mit den Schülern machbar.
Mittlerweile sind 30 Unternehmen aus der Region Partner der FOS am Rennsteig. Der Schulleiter Hubert Sendl betont, dass dieses Engagement seitens der Wirtschaft ein ausschlaggebender Grund gewesen sei, nach dem desaströsen Ergebnis von 2014 nach Ludwigsstadt zu gehen. Er freut sich, dass auch der Geschäftsführer der Wiegand-Glas-Gruppe Nikolaus Wiegand und der Personalleiter der Heinz-Gruppe Fritz Hempfling in Vertretung des Unternehmers Carl August Heinz mit anwesend waren. Diese beiden Unternehmer hätten mit ihrer großen finanziellen Unterstützung den Grundstein der FOS gelegt, so Sendl.
Individuelle Probearbeit
Regionalmanger Willi Fehn wies darauf hin, dass die FOS am Rennsteig bayernweit wegen dem Zusammenspiel von Träger, Wirtschaft und Politik Bewunderung finde. Die Verantwortlichen, darunter Wolfgang Feuerpfeil, der Vorsitzende des Rennsteigvereins Frankenwald (Anm. d. Red.: Aus diesem Verein geht die FOS am Rennsteig hervor) hoffen nun, dass in diesem Jahr von den 14 Absolventen möglichst alle das Fachabiturzeugnis in den Händen halten können. Sie suchen aber auch weiterhin nach Möglichkeiten, um die Schule attraktiver zu machen. So ist für das Schuljahr 2016/2017 ein Orientierungskurs geplant. Bei diesem Kurs sollen Mittel- und Realschüler in den Kernfächern Deutsch, Englisch, Mathematik, Betriebswirtschaftslehre und Physik auf die FOS vorbereitet werden. Zusätzlich liegt der Fokus auf individueller Beratung und eine bezahlte Probearbeit in den Partnerunternehmen. Einen sozialen Zweig, so der Projektleiter Timo Ehrhardt, wird es entgegen den ursprünglichen Bestrebungen aller Wahrscheinlichkeit nach nicht in Ludwigsstadt geben. Man wolle dem Vorhaben der Montessorischule nicht in die Quere kommen. "Man will nicht konkurrieren, sondern sich ergänzen."