Die Flößerei bestimmt sein Leben
Autor: Veronika Schadeck
Kronach, Mittwoch, 26. März 2014
Auch mit inzwischen 87 Jahren ist es für Alfons Geiger undenkbar, ohne die Flößerei zu leben. Für seine Verdienste wurde ihm nun die goldene Ehrenmedaille der Stadt Kronach verliehen.
Am Dienstagabend verlieh Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein dem Ehrenfloßmeister der Flößervereinigung Friesen, Alfons Geiger, die goldene Ehrenmedaille der Stadt Kronach. Der Geehrte, der an diesem Tag seinen 87. Geburtstag feierte, konnte seine Rührung nicht verbergen. Die Flößerkollegen sangen "Ein Flößlein zu lenken, ist unser Stolz". Und damit trafen sie den Nerv von Alfons Geiger. Die Flößerei bestimmte nahezu sein ganzes Leben.
Nach der Ehrung zeigt er das Museum. Zu sehen sind auf rund 170 Quadratmetern eine Fülle von Gerätschaften der Flößer und Handwerker früherer Zeiten. Erinnerungen werden wach.
Lange ist es her, als der Friesener bereits ab seinem 14. Lebensjahr auf dem Floß unterwegs war.
In der Regel sei er vier- bis fünfmal im Jahr, jeweils vier Wochen - oft zusammen mit seinem Vater - auf dem Main unterwegs gewesen, um sein Ziel Mainz zu erreichen. Er erinnert sich noch gut an damals, als die Waldbesitzer ihre abgeschlagenen Bäume an den Fluss bringen mussten. Von dort wurde das Holz erst nach Friesen und danach nach Mainz transportiert.
Während der Rentner erzählt, zeigt er im Museum eine Hütte. "Diese wurde nachgebaut. So etwas Ähnliches stand auf dem Floß und diente als Schutz und als Schlafstätte. Das Bettlager bestand aus Stroh und Decken.
Auch ein Ofen stand auf dem Floß. "Den nutzten wir zum Kochen!" berichtet er. "Na ja, viele Gerichte standen nicht zur Auswahl, in der Regel gab es Flößersuppen!" Es ist schön, ihm zuzuhören, wenn er davon spricht, dass sich im Fluss gewaschen wurde oder das Brennholz, Geräuchertes und Brot von zu Hause mitgenommen wurde. Ein Leuchten ist in seinen Augen zu erkennen, wenn er davon spricht, dass das Floß manchmal auch in einem Dorf, nahe an der Wasserstraße, angelegt wurde. "Dann sind wir ins Wirtshaus oder auch zum Tanzen gegangen!".
Bis Mitte der 50er-Jahre führte Alfons Geiger Floßfahrten durch und bis zum heutigen Tag hat die Flößerei sein Leben geprägt. Seine Eindrücke und Erfahrungen brachte er später in die Flößervereinigung Friesen ein. Seit der Gründung im Jahre 1971 war er als Floßmeister tätig. Er hat sich jedes Jahr um den Bau der Kuppeln und Flöße gekümmert und Floßfahrten geleitet.
Weiterhin hat er Flöße zu besonderen Anlässen, wie für große Schaufloßfahrten 1986 auf dem Main von Bamberg nach Karlstadt und zwei Jahre später auf dem Rhein von Mainz bis Düsseldorf gebaut. Dadurch machte er sich zu einem Botschafter der Frankenwaldflößerei. Auch für die Landesgartenschauen in Kronach und Neumarkt baute er Flöße. Zum Dank wurde er damals vom Verein zum Ehrenfloßmeister ernannt.
Außergewöhnliche Verdienste, so betonte es Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein in seiner Rede, hat er sich auch bei der Friesener Flößer-Stub´n erworben, die im Jahre 2008 eingeweiht wurde.
Und in der Tat: Alfons Geiger brachte seine Sammlung zum Thema "Flößerei im Frankenwald" mit unter. Zusammen mit Gleichgesinnten hat er Tausende von Arbeitsstunden ehrenamtlich in das Museum investiert und aus dem ehemaligen Gemeindehaus ein wahres Schmuckstück gemacht.
"Es war und ist mir ein Anliegen, die Erinnerungen an die Flößerei aufrecht zu erhalten", so Alfons Geiger.
Neben den Flößerkollegen waren auch die Fraktionsvorsitzenden der Stadt mit anwesend. Der Antragsteller für die Verleihung der Ehrenmedaille in Gold, Bernd Liebhardt (CSU), freute sich - ebenso wie der Bürgermeister - über den einstimmigen Beschluss des Stadtrates. Sowohl er, als auch Hans-Georg Simon (FW), als auch Marina Schmitt (SPD) und Cilly Volk (FL) würdigten die Verdienste von Alfons Geiger. "Ohne Deine Hilfe wäre vieles nicht möglich gewesen", lautete der einstimmige Tenor.