Friedhof Wallenfels: Die etwas andere Baustelle
Autor: Lisa Kieslinger
Wallenfels, Mittwoch, 26. April 2017
Gruften aufgelöst, Gräber zu Baufeld gemacht und Erdnägel zur Befestigung in den Hang geschlagen: Der Friedhof in Wallenfels ist eine Herausforderung.
Eine Baustelle läuft nie ohne Beeinträchtigung des täglichen Betriebs ab - egal, ob Straße, Wohngebiet oder eben auf einem Friedhof. "Manche Familien konnten ein halbes Jahr nicht zu den Gräbern ihrer Angehörigen. Wir sind sehr dankbar, dass die Bürger da so mitgemacht haben", sagt Jens Korn, Bürgermeister von Wallenfels (CSU). Um neben der Aussegnungshalle eine Mauer zu bauen, mussten sogar zwei Gruften aufgelöst und zu Erdgräbern umgewandelt werden - natürlich mit dem Einverständnis der Angehörigen. "Besonders für die Bauarbeiter war das oft ein Spagat", sagt Korn. Denn die Gräber, die direkt neben der Aussegnungshalle liegen, waren für lange Zeit Baufeld.
Manchmal sei es auch nicht zu vermeiden gewesen, dass schwere Baumaschinen darauf standen. "Es war schon sehr komisch, auf den Gräbern zu stehen und zu arbeiten. Normalerweise würde man das ja nicht machen", sagt Erhard Mattis, Vorarbeiter der Baufirma Dechant aus Weismain. Von den Wallenfelser Bürgern habe er jedoch nie ein schlechtes Wort wegen den Arbeiten gehört. "Sie hatten Verständnis", meint Mattis.
Friedhof ist den Bürgern wichtig
Im Juli vergangenen Jahres wurde mit dem ersten Projekt im Zuge der Stadtsanierung begonnen. "Wir haben gezielt mit dem Friedhof begonnen. Die Wallenfelser haben eine enge Bindung zur Kirche", erklärt Korn. Eigentlich sollten die Arbeiten bis Dezember 2016 abgeschlossen werden. Doch viele Arbeiten konnten im Winter nicht mehr gemacht werden. Der Zeitplan verzögerte sich. "Während der Bauphase wurden wir vor Probleme gestellt, die wir vorher nicht ahnen konnten", sagt Korn. Noch dazu kamen die Schwierigkeiten wegen der Hanglage. Die neue Mauer neben der Aussegnungshalle war der dramatischste Teil der Baustelle und statisch gesehen eine große Herausforderung, die Udo Weber vom Architekturbüro Kittner & Weber aus Sonnefeld unruhige Nächte bescherte. "Die Mauer musste viel Gewicht auffangen", erklärt er. Nachdem die Fundamente abgegraben wurden, kamen knapp 100 Erdnägel zum Einsatz, um den Hang zu stabilisieren.Der Tiefbau ist damit nun erledigt. Nun beginnt die Oberflächengestaltung. Drei Männer der Baufirma Dechant pflastern während der Baustellenbesichtigung mit dem FT gerade den Platz vor der Aussegnungshalle. "Wir haben uns extra für kleine Steine mit schmalen Abständen entschieden, damit man da auch mit dem Rollator leichter zurecht kommt", erklärt der Bürgermeister.
Ein Streitpunkt sei der Weg hoch zum Friedhof gewesen, der nun vor kurzem asphaltiert wurde. "Darüber haben wir lange diskutiert. Aber Asphalt ist einfach am gebräuchlichsten", meint Weber. Pflastersteine würde es besonders Leuten mit Rollatoren weiter erschweren, den Berg mit über zehn Prozent Steigung nach oben zu kommen. Zudem könne der Weg im Winter so leichter geräumt werden.
Oberhalb der Aussegnungshalle, neben den ersten Gräbern, entsteht derzeit ein neuer Platz. Dort sollen sich Friedhofsbesucher in Zukunft ausruhen können. "Das ist unser Beitrag zur Barriere-Armut. Barrierefrei bekommen wir diesen Friedhof nicht", sagt Jens Korn.
Wetter verzögert die Arbeiten
In der vergangenen Woche kam den Arbeitern wieder das Wetter in die Quere: "Eigentlich sollten Experten schon längst an den Sandsteinen arbeiten. Doch die brauchen Frostfreiheit, die momentan nicht gegeben ist", erklärt Korn. Die Sandsteine der alten Mauer neben der Kirche sollten nur gereinigt werden. "Doch einige Steine waren so kaputt, dass sie ausgetauscht werden müssen", sagt Weber. Derzeit sind Udo Weber und Jens Korn noch dabei, die richtige Beleuchtung für den asphaltierten Weg zu suchen. Beide geben zu, dass das gar nicht so einfach ist. "Wir würden es gerne so beleuchten, dass die Sandsteinmauer auch nachts ihre Wirkung hat, und man sie von unten sehen kann", erklärt der Bürgermeister.
Zwei Beleuchtungen habe man sich schon angeschaut. Keine davon konnte überzeugen. Aber Udo Weber ist sich sicher, dass bald etwas Passendes gefunden wird, damit die Baustelle Ende Mai endgültig fertig gestellt werden kann.