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Die Cranach-Apotheke in Kronach schließt


Autor: Veronika Schadeck

Kronach, Freitag, 12. Juli 2019

In Kronach gibt es ab 1. August nur noch fünf Apotheken. Apotheker Franz-J. Mahnert geht in den Ruhestand. Einen Nachfolger gibt es nicht.
Zum 31. Juli schließt die Cranach-Apotheke. Franz J. Mahnert steht nur noch wenige Tage in seiner Apotheke. Ab 1. August beginnt für ihn ein neuer Lebensabschnitt.  Veronika Schadeck


Zum 31. Juli schließt die Cranach-Apotheke in der Strauer Straße. Inhaber Franz J. Mahnert bedauert den Schritt, nennt ihn aber unausweichlich. Der Wandel der Zeit und die Digitalisierung stellen auch die Apotheker vor neue Herausforderungen.

Zum einen gebe es da den Versandhandel, zum anderen habe sich aber auch das Umfeld in der am Fuß der oberen Stadt gelegenen Apotheke verändert, sagt Franz J. Mahnert. Während des Gesprächs betont er, dass er nur aus seiner Sicht über den Berufsstand reden könne.

Noch vor zehn Jahren war die Lage der im Jahr 1960 eröffneten Cranach-Apotheke hervorragend, meint er. Im Umfeld gab es viele Arztpraxen. Es waren zwei Internisten, ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt, ein Allgemeinarzt in der Nähe der Cranach-Apotheke angesiedelt. Auch habe er von den Arztpraxen in der Oberen Stadt profitiert.

Mit jeder aufgegebenen oder umgezogenen Praxis habe er aber Kunden und somit auch Umsatz verloren. Dazu verursachten die zunehmenden bürokratischen Auflagen und das Prozedere, das die Krankenkassen mittlerweile verlangen, einen Aufwand, der von einer kleinen Apotheke langfristig nicht zu leisten sei. Hinzu komme das Internet.

Aus der Sicht von Mahnert habe die Politik in den vergangenen Jahren für eine Wettbewerbsverzerrung mitgesorgt. Beispielsweise müsste auf Medikamente in Deutschland der volle Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent angewandt werden, die Internetapotheken, die im Ausland sitzen, bezahlten weniger. Ausländische Versandapotheken dürften auch Rabatte und Gutscheine für verschreibungspflichtige Medikamente anbieten, während dies den Präsenzapotheken in Deutschland vorenthalten werde. Zudem gälten deutschlandweit Einheitspreise. Hinzu komme die Datenschutzverordnung. "Diese ist zwar gut gemeint, trifft aber die Falschen!"

Für einen Nachfolger seien die Erlöse wohl künftig nicht mehr hoch genug, beschreibt Mahnert die Lage seine Apotheke. Diese habe immer von den umliegenden Arztpraxen und der hohen Kompetenz gelebt. "Wir berieten lange, intensiv und ausführlich", sagt er. Das war auch ein Vorteil gegenüber dem Versandhandel.

Der Beruf machte immer Freude

Franz J. Mahnert hat sich in seinen jungen Jahren eher aus Zufall für das Studienfach Pharmazie entschieden. Ein Freund meinte, dass dies ein leichtes Studium und danach eine Menge Geld verdient sei. "Keines davon traf zu", meint er schmunzelnd. Aber das Studium und auch sein Beruf hätten ihm immer Freude bereitet.

Franz J. Mahnert ist überzeugt, dass die Apotheken zwar weniger werden, aber nie ganz dem Internetmedikamentenhandel weichen werden. Als Präsenzapotheke baue man im Laufe der Jahre ein Vertrauensverhältnis zu seinen Kunden auf. Man wisse, welche Medikamente sie zu sich nehmen, mit welchen Krankheiten sie zu kämpfen haben. Oftmals ist es üblich, dass die gesundheitlichen Beeinträchtigungen mit fortschreitendem Alter zunehmen, der Medikamentenkonsum steigt. Als Apotheker vor Ort wisse man, ob die Dosierung und die verschiedenen Arzneien miteinander harmonieren.

Es komme auch manchmal vor, dass man diesbezüglich Rücksprache mit dem behandelnden Arzt hält, um noch mehr Gesundheitsschäden zu vermeiden. "Das wird eine Internet- beziehungsweise eine Versandapotheke nie leisten können!"

Das Vorstandsmitglied im Bayerischen Apothekenverband und Inhaber der Teuschnitzer Apotheke, Clemens Richter, bedauert, dass die Cranach-Apotheke nicht mehr weitergeführt wird. Er meint aber auch, dass durch diese Schließung in der Kreisstadt keine Versorgungslücke entstehen wird. "Statt sechs gibt es eben nur noch fünf Apotheken!". Schlimmer wäre es, wenn in den umliegenden Gemeinden wie in Pressig, Ludwigsstadt, Teuschnitz etc. eine Apotheke schließen würde. "Es würde ein Stück Lebensqualität verloren gehen!"

Schließungen überwiegen

Richter spricht davon, dass derzeit mehr Apotheken schließen als geöffnet werden. Immer weniger ausgebildete Pharmazeuten wollen aufs Land. Und das hänge vor allem mit der fehlenden Planungssicherheit und den skeptischen Zukunftserwartungen des Berufsstands zusammen. Hier hofft Richter darauf, dass die Politik die Rahmenbedingungen für seinen Berufsstand ändern möge.

Als ungerecht erachtet er das Urteil des Europäischen Gerichtshofs im Jahr 2016. Dies habe eine Wettbewerbsschieflage zugunsten ausländischer Arzneimittelversender verursacht. Sie müssen sich im Gegensatz zu Präsenzapothekern bei verschreibungspflichtigen Medikamenten nicht mehr an den einheitlichen Abgabepreises orientieren und dürfen Rabatte beziehungsweise Gutscheine geben. Jetzt hofft er darauf, dass Gesundheitsminister Spahn hier Abhilfe schaffen wird. Ein Gesetzesentwurf soll kommende Woche im Bundestag behandelt werden.

Und wie geht es für Franz J. Mahnert weiter? Er ist erleichtert, dass seine zwei Mitarbeiterinnen schnell wieder einen Job gefunden haben.

Er selbst will sich nun den Feldern widmen, die in den vergangenen Jahren oft hintanstehen mussten: Familie, Hund, Garten - und natürlich soll auch die fränkische Heimat stärker als bisher erkundet werden.