Die Bergwacht rüstet am Rennsteig auf
Autor: Heike Schülein
Kronach, Mittwoch, 01. Januar 2014
Die Organisation am Rennsteig befindet sich im Aufbau. Nun fanden die die Prüfungen Notfallmedizin für die neuen Mitglieder statt.
Es gilt keine Zeit zu verlieren. Ein Mann ist auf der Skipiste in Tettau schwer gestürzt und klagt über Schmerzen im rechten Bein. Sein Freund hatte die Rettungsleitstelle per Handy alarmiert. Diese wiederum verständigte die Bergwacht Rennsteig, die vor wenigen Minuten mit mehreren Helfern am Unfallort eingetroffen ist.
Die Bergwacht-Männer Jochen Eichhorn und Tom Witthauer sind damit beschäftigt, den Verunfallten zu versorgen und zu stabilisieren. Das gebrochene Bein wurde geschient. Sie lagern den Patienten im Bergrettungssack. Nach dessen Erstversorgung wird er bis an die Straße gebracht. Dort angekommen, übergeben ihn die Einsatzkräfte an den Landrettungsdienst.
Glücklicherweise handelt es sich bei diesem Szenario nur um eine Übung, bei der im BRK-Kreisverband Kronach die Versorgung und Rettung auf der Piste nachgestellt wurde.
Im unwegsamen Gelände
Mit dem Anliefern der Fahrzeuge war im Januar 2013 am Rettungs- und Dienstleistungszentrum in Steinbach am Wald der Startschuss für die Bergwacht am Rennsteig erfolgt. Eichhorn und Witthauer sind zwei der ehrenamtlichen Helfer, die sich im Rettungsdienst im alpinen beziehungsweise unwegsamen Gelände im Landkreis Kronach engagieren wollen. Bislang kam bei Einsätzen im Landkreis Kronach die Bergwacht aus Weismain zum Zuge. Durch die Etablierung der Bereitschaft am Rennsteig werden nun die Anfahrtswege zum möglichen Unfallort verkürzt. Die künftigen Einsatzkräfte der Bergwacht müssen eine Reihe von Schulungen und Lehrgängen durchlaufen - so unter anderem in den Bereichen Umweltschutz, Notfallmedizin, Luftrettung. Daneben gibt es Übungsmaßnahmen im Gebirge und ein Training mit dem Hubschrauber. Am Ende einer jeden dieser Ausbildungseinheiten muss ein Test bestanden werden. Erst nach erfolgreichem Abschluss aller Prüfungen ist man ein Bergwacht-Mann beziehungsweise eine Bergwacht-Frau. Überwiegend findet die Ausbildung an den Wochenenden vor Ort am Rettungszentrum in Steinbach am Wald statt. Für die Grundausbildung Notfallmedizin mussten sich die Prüflinge aber beispielsweise zu drei Ausbildungs-Wochenenden nach Wunsiedel begeben.
Die Abschlussprüfung
Bei der Abschlussprüfung mussten die Männer zunächst theoretische Fragen beantworten. In der Praxis ging es um die medizinische Versorgung und die Abhandlung eines Einsatzes. Diese wurden von ihren Ausbildern sowie dem Regionalgeschäftsführer Andreas Bäcker und Regionalleiter Alexander Pscherer von der Bergwacht Fichtelgebirge überwacht und bewertet. Die Verletzung musste aufgrund ihrer Symptome erkannt und behandelt werden. Auch die richtige Lagerung des Patienten im Bergungssack war Bestandteil der Prüfung. Dabei zeigte sich die gute und umfangreiche Ausbildung bei den Prüflingen, die alle bestanden und nun - nach diesem erfolgreichen Abschluss - weitere Schulungen und Ausbildungen im Frühjahr angehen können. Ihre Gesamtausbildung wird, wenn alles planmäßig läuft, im Frühjahr 2015 beendet sein. Zwei der künftigen Einsatzkräfte sind Jochen Eichhorn aus Teuschnitz sowie Tom Witthauer aus Weißenbrunn.
Beide wurden im Frühjahr 2013 durch einen Zeitungsartikel auf die Gründung der Bergwacht Rennsteig aufmerksam und besuchten die in Steinbach am Wald abgehaltene Info-Veranstaltung, bei der unter anderem die Gerätschaften vorgestellt wurden. Tom Witthauer ist mit seinen 16 Jahren der jüngste Ehrenamtliche der Bergwacht, wobei 16 Jahre auch das Mindestalter der Teilnehmer ist. Der Weißenbrunner gehört der BRK-Bereitschaft Kronach sowie dem Schulsanitätsdienst am Frankenwald-Gymnasium an, wo er die 11. Klasse besucht. "Natürlich ist das schon zeitaufwendig - die ganze Ausbildung und auch der Fahrweg von Weißenbrunn nach Steinbach am Wald an den Wochenenden. Aber das macht mir nichts aus. Ich weiß ja, warum ich das mache", erklärt der Gymnasiast, der sehr sportlich ist und in seiner Freizeit gerne Ski und Fahrrad fährt.
"Ich mag Bergwandern und Bergsteigen, überhaupt die Natur. Deswegen dachte ich, ich höre mir das einmal an", erinnert sich Jochen Eichhorn. Zudem wollte er sich sozial engagieren. Mit ein Auslöser dafür war, dass man einer ihm nahe stehenden Person bei einen Unfall auch geholfen hatte. "Man möchte ja im Notfall auch Hilfe erhalten", so der 39-Jährige. Während seiner bisherigen Ausbildung habe er schon sehr viel gelernt. Die Ausbildung sei sehr anspruchsvoll, breit gefächert und umfasse viele Bereiche - eigentlich die ganze Palette vom Naturschutz bis zur Luftrettung. Sie sei sehr interessant und mache ihm viel Spaß.
Eine enorme Leistung
Die Vielseitigkeit bestätigt auch der Regionalleiter der Bergwacht Fichtelgebirge, Alexander Pscherer, der das enorme Engagement aller Beteiligten würdigt. "Ich finde es ganz toll, was in einer solch relativ kurzen Zeitspanne alles geleistet wurde. Der Aufbau der Bergwacht Rennsteig - von Null auf Hundert ist eine enorme Leistung", lobt er. Eine Bergwacht komme keineswegs nur in Bergen, sondern auch in Mittelgebirgen auf unwegsamem Gelände zum Einsatz - und zwar immer dann, wenn ein Rettungsfahrzeug einen Unfallort nicht erreichen könne. Eingesetzt werden soll die Bergwacht beispielsweise bei Unfällen von Skiläufern, Langläufern oder Wanderern, bei der Bekämpfung von Waldbränden, bei der Rettung von Tieren sowie bei der Bergung von Fahr- und Flugzeugen.
Der Ehrenamtsmanager des BRK-Kreisverbands Kronach, Ralf Schmidt, sucht weitere Teilnehmer für die Ausbildung zum Bergwacht-Mann beziehungsweise zur -Frau. Diese sollten körperlich fit sein, Ski fahren können und belastbar sein. Das Mindestalter ist 16 Jahre.
Interessenten: für die Ausbildung Bergwacht-Mann/Frau melden sich bitte beim BRK-Kreisverband Kronach, Telefon 09261/6072-19 oder per E-Mail r.schmidt@kvkronach.brk.de.