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Der Wandel im Pflegeberuf ist enorm


Autor: Heike Schülein

Kronach, Mittwoch, 01. April 2015

Am Mittwoch wurde das 50. Jubiläum der Kronacher Berufsfachschule für Krankenpflege gefeiert. Beim Festakt erfuhren die Besucher, wie stark sich der Beruf des Krankenpflegers und der Krankenschwester verändert hat.
Franz Wagner (rechts), Bundesgeschäftsführer des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe, referierte über "50 Jahre Pflege". Foto: Heike Schülein


Am 1. April 1965 wurde am Kreiskrankenhaus Kronach eine Krankenpflegeschule gegründet. 14 Schwesternschülerinnen und Pflegeschüler wurden unter der Leitung von Schwester Hiltrud unterrichtet. 50 Jahre später nahm die Berufsfachschule für Krankenpflege der ESB-Gemeinnützige Gesellschaft für berufliche Bildung mbH an der Helios Frankenwaldklinik - so die jetzige Bezeichnung - dieses Datum zum Anlass, ihr Jubiläum zu feiern.

Unter den Gästen waren, neben Vertretern der Politik, insbesondere Mitarbeiter des Schul teams, der Klinik sowie ehemalige Schüler. Schulleiter Mathias Lau ließ das letzte halbe Jahrhundert Revue passieren. Nach mehr als zwei Jahrzehnten unter kirchlicher Leitung wurde die Berufsfachschule für Krankenpflege des Landkreises Kronach 1988 in weltliche Hände unter der Leitung von Norbert Grundhöfer gegeben.



"Während seiner Amtszeit wurde vieles für die Schulentwicklung und die Entwicklung des Pflegeberufs getan, das geradezu wegweisend war", würdigte Lau die Verdienste seines Vorgängers. Im Zuge der Privatisierung der Frankenwaldklinik kam es zum Schulträgerwechsel. Seit 2009 ist der Träger der Schule die ESB-Gemeinnützige Gesellschaft für berufliche Bildung mbH.

Die ehemalige Bezeichnung "Krankenschwester" mache deutlich, dass früher der Fokus in der Pflege kranker Menschen gelegen habe. Die heutige Bezeichnung "Gesundheits- und Krankenpfleger/in" zeige ein verändertes berufliches Selbstverständnis der Pflege. Das erweiterte Aufgabenspektrum in Richtung Gesundheitsvorsorge und Beratung werde deutlich.

Änderung des Berufsbilds

Nach mehr als 1000 ausgebildeten Pflegekräften stehe die nächste Änderung des Berufsbildes an. Spätestens 2017 soll anstelle der bisherigen drei Pflegeberufe Altenpflege, Kinderkrankenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege nur noch in einem Pflegeberuf, der generalistischen Pflegefachkraft, ausgebildet werden.

"Der demografische Wandel wird eine große Herausforderung für alle Schulen sein, die Pflegekräfte ausbilden", ist er sich sicher. Für Oberfranken werde ein Rückgang der Schülerzahlen für die nächsten sechs Jahre um fast ein Fünftel prognostiziert. Gleichzeitig bedeute die zunehmende Lebenserwartung auch eine Zunahme der Pflegebedürftigen.

Studien gingen davon aus, dass die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland um rund eine Million im Jahr 2030 ansteigen wird. "Vor dem Hintergrund unserer bisherigen und geplanten Maßnahmen sehe ich unsere Schule für diese Herausforderungen gut gerüstet", erklärte er abschließend.

"Der Landkreis hat von Anfang an - auch nach der Privatisierung - ein Auge auf die Klinik aber auch auf die Schule gehabt", betonte Landrat Oswald Marr, der "50 Jahre segensreichen Schaffen zum Wohle unserer Bevölkerung" würdigte. Trotz allem medizinischen Fortschritts, bleibe die Pflege am Menschen unverzichtbar. "Unser Ziel ist es, auf Dauer den Klinikstandort Kronach zu erhalten und damit das Bestehen der Schule", verdeutlichte er. Da auch sein eigener Sohn an der Schule gelernt habe, habe er zur Bildungseinrichtung eine noch tiefere Beziehung.

Kein einfacher Beruf

Als er von dem anstehenden Jubiläum erfahren habe, sei er gleichermaßen verblüfft wie erfreut gewesen, sagte der Geschäftsführer der Helios Frankenwaldklinik Kronach, Florian Aschbrenner. Das Jubiläum sei ein Tag der Freude, aber auch des Innehaltens und des Rückblicks auf 50 Jahre Kontinuität, Tradition und Wandel. "Sie sind Experten auf ihrem Gebiet. Sie verfügen über ein ausgeprägtes medizinisches Fachwissen. Sie bilden das Rückgrat unseres Hauses", würdigte er die die Bedeutung der Gesundheits- und Krankenpfleger.

Es handele es sich dabei um engagierte Menschen mit dem Willen, Patienten zu helfen und zu pflegen. Der Beruf sei nicht einfach und oftmals aufgrund des Schicht- und Nachtdienstes schwer mit dem Familienleben zu vereinbaren.

Als Geschäftsführer schätze er es sehr, die Krankenpflegeschule an seinem Krankenhaus zu wissen. "Zahllose Schüler haben den direkten Weg von der Schule in eine Anstellung in unsere Klinik gefunden", freute er sich. Auch heuer werde man eine große Anzahl übernehmen. Allen Absolventen, die ihre Ausbildung mit einem Abschluss von 2,0 und besser absolvierten, werde ein Anstellungsvertrag in der Helios-Region Bayern garantiert.

In seinem Fachvortrag unternahm Franz Wagner, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe, eine Zeitreise durch "50 Jahre Pflege". Er ging auf die verschiedenen Reformen und Krankenpflegegesetze ein. Viele der damals bereits aktuellen Themen zogen sich wie ein roter Faden durch die Geschichte - beispielsweise der Personalmangel.

Derzeit beschäftige man sich insbesondere mit einer Reform der Krankenhausfinanzierung und der Pflegeversicherung, der Personalausstattung, der Ausbildungsreform und mit Pflegekammern. Ein neues Pflegestellenförderungsprogramm soll eingerichtet werden sowie 2016 ein neues Krankenpflegegesetz und eine neue Berufsbezeichnung. Im Gespräch seien Pfleger, Gesundheitspfleger oder Pflegefachfrau/mann. Die Pflege in den Jahren 2025, 2035 gehe stark in Richtung IT sowie Telemedizin. Hauptkriterium bei der Umsetzung sei das Geld.

"Wir sind zu sehr auf akute Erkrankungen eingestellt und zu wenig auf chronische. Wir brauchen andere therapeutische Ansätze", appellierte er. Auch einen Paradigmenwechsel forderte er - verstärkt hin zum Anleiten und Beraten der Menschen, damit diese für sich selbst etwas täten.

Ein soziales Problem

Zudem habe man ein großes soziales Problem. Statistiken belegten, dass Menschen mit einer schlechteren sozialen Stellung und Ausbildung öfters krank seien und kürzer lebten.

Dem offiziellen Teil, der von Stefan Walder am Klavier umrahmt wurde, folgte ein Stehempfang.
Beim "Tag der offenen Tür" nutzten am Nachmittag viele Besucher die Möglichkeit, sich über den Beruf und die Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren. Lehrer und Schüler stellten die Räume und die Ausbildungsinhalte vor.