Der Turm der Türme

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Der Treppenturm wurde erst später an den Bergfried angebaut.
Der Treppenturm wurde erst später an den Bergfried angebaut.
Ein Fußball steckt in einer Schießscharte. Fotos: Carin Kuhnlein
Ein Fußball steckt in einer Schießscharte.  Fotos: Carin Kuhnlein
 

Der Bergfried auf der Festung Rosenberg zieht schon von Weitem die Blicke auf sich. Man hat das Gefühl, von ihm ausgehend baut sich die ganze Anlage ringförmig auf.

Der Turm in seiner Mächtigkeit fasziniert jedermann. Auf den ersten Blick denkt man nicht, dass alleine seine Mauern im Geviert 3,50 m dick sind. Doch nicht nur in der Dicke kann der Bergfried beeindrucken, auch in seiner Höhe: Stattliche 37,4 Meter ist er hoch und lugt damit über all die anderen Mauern der Festung hinweg.

Der Alte hat schon einiges auf dem Buckel - wurde immer wieder über die Jahre verändert, mal kam was weg, mal was dazu. Kein Wunder, wenn man schon rund 750 Jahre alt ist: "Ursprünglich war ein mit Ziegeln gedecktes Kuppeldach auf dem Turm, mit einer Türmerwohnung und einem Turmknopf mit zwei Glocken von Andreas Limmer, und einer Uhr", weiß die gut informierte Festungs- und Stadtführerin Rosi Ross.
"1813 jedoch wurden Wohnung, Glocken und Uhr samt Kuppeldach beseitigt, eine Plattform für Kanonen entstand so", erklärt sie weiter.

Dazu sei unter dem Turmobergeschoss ein Backsteingewölbe eingebaut worden. "Vermutlich in der Mitte des 19. Jahrhunderts ist dann das heutige Schutzdach entstanden. "Der ursprüngliche Glockenturm und die Uhr wurden 1814 auf dem so genannten Kommandantenbau errichtet."

Zu guter Letzt, um 1928, wurde im oberen Bereich des Bergfrieds ein Beton-Wasserbehälter eingebaut, zur Erhöhung des Wasserdrucks in der Stadt. Aber nicht nur sein Aussehen hat sich regelmäßig verändert, sondern auch seine Bezeichnung. So hieß er schon "Wartturm"oder "Rosenturm". Bergfried ist übrigens eine gebräuchliche Bezeichnung für den Hauptturm.

Gigantischer Bau

Doch was war die ursprüngliche Verwendung des altes Bergfrieds? Warum hat man sich damals die große Mühe gemacht, einen solch gigantischen Bau zu errichten? Auch hier weiß die Expertin Antworten: "Vor 1813 diente er als Aussichts- und Wachturm, eben mit der Türmer wohnung und als Rückzugsmöglichkeit bei feindlichem Einfall. Auch diente er zur Verteidigung mittels Schießscharten, und im oberen Bereich waren Kanonen."

Zugang über eine Leiter

Dabei war eben der Rückzug der heimischen Truppen in den Turm spektakulär: Damit niemand den Kronachern in den beschützenden Bergfried folgen konnte, war der Eingang in sein Inneres lange Zeit nur über eine Holzleiter möglich. An ihr kletterte man damals zwölf Meter hoch, bis man dort in dieser luftigen Höhe den Eingang des Turmes erklommen hatte.

Nachdem der Letzte im Turm war, zog man die Leiter einfach hoch, kein Feind konnte so mit in den Turm gelangen - eine geniale Methode. Heute ist der Einstieg allerdings komfortabler geworden: Ein runder Treppenturm (errichtet 1571) brachte Erleichterung.

Heute hat der Bergfried leider keine Funktion mehr. Der Wasserbehälter ist zwar noch vorhanden, aber ohne Verwendung. Auf Grund von Beschädigungen ist der Turm aus Sicherheitsgründen nicht mehr zugänglich. Sein Nutzen als Besuchermagnet wird ihm aber auf ewig erhalten bleiben.

All diejenigen, die den guten alten Bergfried schon einmal genauer unter die Lupe genommen haben, werden sicherlich eine Sache bemerkt haben: Der Turm ist schief.

Ein kurioses Geheimnis

Man könnte sagen: Alle berühmten Türme müssen schief sein, aber Spaß beiseite, der Bergfried ist tatsächlich so krumm, weil er direkt auf Fels erbaut ist, ohne Fundament. "Das Gelände des Burghofs fällt in Richtung Südosten ab, so entstehen unterschiedliche Steinfestigkeiten. Eine Neigung ist wohl auch mit der Bauweise in Verbindung zu bringen", so Ross.

750 Jahre gehen nicht spurlos vorbei. Auch nicht wenn man Bergfried ist. Sehr zu seiner "Alterung" haben die Einschusslöcher beigetragen, die man an der Nordseite entdecken kann. "Diese Abplatzungen sind eventuell durch die Verwendung von altem Material mit Flickstellen oder durch den Einschlag einer Kanonenkugel entstanden.

Nicht bekannt ist allerdings, wann die Angreifer einen Treffer landen konnten. Sehr wahrscheinlich aber im Dreißigjährigen Krieg", weiß Rosi Ross. Neben den vielen interessanten Daten und Fakten berichtet die Gästeführerin auch noch über eine Entdeckung der besonderen Art am Turm: "Im Bergfried an der Ostseite steckt seit längerer Zeit ein Fußball in der Schießscharte und ist immer wieder ein Thema, wie er wohl da hinauf gekommen - ein kleines kurioses Geheimnis - mit vielen Spekulationen.