Wer in Coburg, Kronach und Lichtenfels die 112 wählt, landet in der Integrierten Leitstelle in Ebersdorf. Von dort werden Helfer zu den Einsätzen gelotst.
                           
          
           
   
          Ein kurzer Blick auf den zweiten Bildschirm von links, dann weiß er Bescheid. "Gelb reicht nur bis zur Hälfte", sagt Markus Seubert. Will heißen: Heute ist es ruhig in der Region und der Disponent der Integrierten Leitstelle (ILS) Ebersdorf bei Coburg hat Zeit, seinen Arbeitsplatz vorzustellen.  
Ein höhenverstellbarer Schreibtisch, Headset, mehrere Telefone, fünf Bildschirme. Mit dieser Ausrüstung steuern der 42-jährige Neukenrother und seine Kollegen die Einsatzkräfte des Rettungsbereichs Coburg/Lichtenfels/Kronach. Und sind dabei zentraler Herr eines umfangreichen Farbenspiels. 
  
  Hubschrauber ohne Einsatz
 
 "Gelb sind die laufenden Einsätze", sagt Markus Seubert. Überschaubar an diesem Vormittag. 26 Fahrten hatten die elf Rettungs- und sechs Krankenwagen der Region zwischen 9 und 11.30 Uhr. 
Die von der ILS anforderbaren Hubschrauber Christoph 20 (Bayreuth), Christoph 60 (Suhl) und Christoph 70 (Jena) wurden nicht benötigt. 
"Der Wagen Lichtenfels 71/1 steht gerade in Großheirath", erklärt Markus Seubert. Woher er das weiß? Der zweite Bildschirm von rechts verrät ihm den Status der Fahrzeuge. Grün bedeutet, dass das Auto in der Wache ist. Rot steht für "an der Einsatzstelle", Gelb für "anderweitig unterwegs". 
Zumindest wenn man es einfach ausdrückt. Denn das war noch lange nicht alles, was der Bildschirm anzeigt. Zum Beispiel gibt es da einige andere Farbschattierungen - von Orange bis Lila. Und dann mischen auch noch Buchstaben mit. 
"Das A zeigt, dass sie gerade unbelegt, aber dennoch nicht verfügbar sind", erklärt Markus Seubert bezüglich "Lichtenfels 71/1". 
Die Lösung des Rätsels, was der Wagen aus dem Kreis Lichtenfels im Coburger Land treibt, bringen das übermittelte GPS-Signal und der Bildschirm mit der detailgenauen Karte ganz links. "71/1" steht vor einer Arztpraxis und wartet auf die Behandlung eines Patienten.
Doch so ruhig wie an diesem Vormittag, an dem sechs der elf Rettungswägen in ihrer Wache stehen und nur einmal Rot aufleuchtet, ist es nicht immer.
  
  300 Anrufe pro Stunde
 
"Beim Samba-Festival oder Überschwemmungen wollen die Notrufe nicht enden", sagt Peter Kunzelmann, der die vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK) betriebene Leitstelle zusammen mit Stellvertreter Gerhard Jupe kommissarisch führt. 
Bis zu 300 Telefonate in einer Stunde seien keine Seltenheit. 
Das bedeutet dann Schwerstarbeit für die drei beziehungsweise nachts zwei Disponenten, die pro Schicht parallel im Einsatz sind. Zwei weitere haben Bereitschaft - einer im streng abgesicherten Gebäude, ein weiterer zuhause.
"Disponenten müssen im Notfall aus dem Schlaf heraus sofort funktionieren", sagt Kunzelmann über eine Fähigkeit, die die Steuermänner der Lebensretter unbedingt haben müssen. 
Pro Notruf plant die ILS eine Minute ein. Das heißt, dass in Stoßzeiten viele Mitarbeiter benötigt werden, um die Anrufe entgegen zu nehmen. "Bei Bedarf wird die Unterstützungsgruppe, die bei uns ausgebildet wurde, alarmiert", sagt Gerhard Jupe. 
"Die Disponenten müssen ja auch noch die Sanitäter und Notärzte informieren." 
  
  Vollbesetzung in drei Fällen
 
Dreimal war es bislang der Fall, dass alle zwölf Plätze in Ebersdorf belegt waren. Während eines Säureunfalls in Lichtenfels und zweimal bei Unwetter. 
Die Mitarbeiter der ILS dürfen sich aber nicht nur auf die Notfälle konzentrieren. Es gilt, auch die Gesamtlage im Auge zu behalten. "Ein Disponent muss fast schon Hellseher sein und immer ein Fahrzeug dort haben, wo es gebraucht wird", sagt Peter Kunzelmann. Fährt ein Coburger Rettungswagen zu einem Unfall in Lichtenfels, wird nicht selten ein anderes Auto - zum Beispiel aus dem Raum Kronach - nach Coburg verlegt. 
"Bei einem Herzinfarkt zählen schließlich Minuten", sagt Markus Seubert, der am liebsten arbeitet, wenn viel los ist.
  
  Mit Ruhe viel bewirken
 
 Dann könne man mit Ruhe und Zielstrebigkeit viel bewirken, sagt der Disponent, der seit 14 Jahren Einsatzfahrzeuge durch die Region manövriert. "Beim Fieberkrampf eines Kleinkindes sind meist alle fürchterlich aufgeregt", weiß Seubert. "Wenn ich dann mit dazu beitragen kann, dass die Erste Hilfe funktioniert und es dem Kind später besser geht: Das gibt einem sehr viel."