Der Kompostplatz ist keine Müllkippe
Autor: Veronika Schadeck
Hirschfeld, Donnerstag, 06. Februar 2020
Immer mehr Bürger im Kreis Kronach entsorgen auch Restmüll dort, wo nur Biomüll hingehört. Für die Betreiber der Kompostierungsanlagen ist das ärgerlich.
Wer sich öfter und genauer auf dem Hirschfelder Kompostplatz umsieht, staunt nicht schlecht, was die Bürger dort alles anliefern. In Plastikbeuteln verpackter Abfall liegt zwischen den Haufen, Flaschen aus Kunststoff und kleinere Möbelteile ragen heraus, ebenso wie Eternitplatten und in Folie verpackte Lebensmittel. Und kürzlich fand der Betreiber Martin Förtsch auch eine Kiste voller Biobananen, eingepackt in Klarsichtfolie und Plastikbeuteln.
Mühsam durchforsten Martin Förtsch, seine Ehefrau Stefanie und Vater Reinhard mehrmals im Jahr den Biomüll nach allem, was eigentlich nicht in den Biomüll gehört. Die groben Störstoffe werden nahezu täglich und vor jedem Häckseln gesammelt. Dabei kommen immer mehrere Müllsäcke zusammen. Wenn aus den Abfällen Kompost geworden ist, siebt Martin Förtsch ihn noch maschinell durch. Die Bioabfälle vom Restmüll zu trennen kostet den Betreiber der Kompostanlage nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Denn der unerwünschte Müll muss getrennt entsorgt werden.
Kontrollierte Qualität
Der Kompostplatzbetreiber erhielt vor vier Jahren von der Bundesgütegemeinschaft Kompost (BGK) das "RAL-Gütezeichen Kompost". Somit hat er den Nachweis zur Durchführung der Qualitätssicherung von Dünge- und Bodenverbesserungsmitteln aus Recyclingprozessen der Kreislaufwirtschaft. Das bedeutet aber auch regelmäßige Kontrolle. Zudem müssen Stammdaten der Produktionsanlagen und der Nachweis der Wirksamkeit des Verfahrens zur hygienisierenden Behandlung vorgebracht werden.
"Wir müssen jedes Jahr die Qualität unseres Komposts sicherstellen", erklärt Reinhard Förtsch. Aufgrund dessen, dass die Bürger immer mehr Störstoffe mit anliefern, wird dies immer schwieriger.
Seit 1992 betreibt Reinhard Förtsch den Kompostplatz. Unter der Federführung des ehemaligen Landrats Werner Schnappauf wurden damals die Kompostplätze im Landkreis Kronach ins Leben gerufen. Der Sinn der Kompostplätze sei gewesen, weniger Restmüll in den Tonnen zu haben, erklärt Förtsch. Durch die Kompostplätze wurde auch ein Wertstoffkreislauf in Gang gesetzt.
Kompost wird als "Gold des Gartens" bezeichnet, ist die preiswerteste Wertstoffquelle für nahezu alle Pflanzen des Gartens. Zugleich wird er zu Humus, der für den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit notwendig ist. Die Kompostierung verhindert, dass aus organischen Abfällen wertloser Müll wird und trägt dazu bei, das Müllaufkommen zu vermindern.
Im Großen und Ganzen gehen die Bürger diszipliniert mit der Entsorgung von Abfall um, sagt der Berater für Abfallwirtschaft im Landratsamt, Thomas Mattes. Dennoch geraten Störstoffe auf die Kompostplätze. Zwar werde ein großer Teil dieser Stoffe durch Auslese und Absieben erfasst, dennoch gelange ein minimaler Anteil auf die Felder. Hinzu komme, dass vieles achtlos weggeworfen werde. Diese Artikel würden unter dem Einfluss von Sonne, Wind und Regen anfangen, sich in die Bestandteile zu zersetzen. Das sei der Punkt, an dem Mikroplastik entsteht und auf die Felder gelangt. "Das ist alles eine große Belastung für die Äcker!"