Der Kohlenmeiler brennt wieder
Autor: Veronika Schadeck
Kleintettau, Montag, 09. Juni 2014
Am Rennsteig wird an eine alte Handwerkskunst erinnert. Nach dem 15. Jahrhundert spielte diese in der Region eine große Rolle.
Am Freitagabend um 19 Uhr war es soweit. Der Kohlenmeiler an der Wanderhütte am Rennsteig/Schildwiese wurde entzündet. Begleitet wurde das Ganze von gutem Wetter, zahlreichen Besuchern und der Rennsteigkapelle Kleintettau. Es war ein gelungener Abend mit guter Stimmung auf einem idyllischen Fleckchen Erde, umgeben von herrlicher Natur.
Bis zum Freitag soll der Kohlenmeiler nun Holzkohle erzeugen, die unter anderem zu Forschungszwecken im Tropenhaus "Klein Eden" Verwendung finden soll.
Rund zehn Stunden waren der "Oberköhler" Ludwig Lenk und seine etwa zehn Leute umfassende Mannschaft am Donnerstag im Einsatz, um den Kohlenmeiler aufzubauen. Geschaffen wurde ein Meiler mit etwa vier Metern Durchmesser und zwölf Metern Umfang.
Ludwig Lenk gerät ins Schwärmen, wenn er die Funktion des Kohlenmeilers erklärt. Zu Beginn sei ein Schacht aus Stangen errichtet worden. Rundherum wurden Buchenholzstücke aufgeschichtet. Darauf kam ein Dach aus "Lösch" von alten Meilerstätten. Über den Schacht wurde danach der Meiler durch den Schirmherrn Carl-August Heinz entzündet. Die Aufgabe der Köhler in den nächsten Tagen wird es sein, den Meiler weder erlöschen noch ihn durch zu viel Luftzufuhr abbrennen zu lassen. Dazu bohren und verschließen die Köhler die Löcher an der Oberfläche.
Durch die Beobachtung des Rauches beziehungsweise dessen Farbe erkenne man, so Lenk, ob zu viel oder zu wenig Luftzufuhr herrscht.
Geschichte am Rennsteig
Kurt Jacob vom Köhlerverein Mengersgereuth-Hämmern erklärte, dass man mit dem Kohlenmeilerfest an alte Traditionen, an die alte Handwerkskunst und an die Geschichte am Rennsteig erinnern möchte.
Über 400 Kohlenmeilerstellen wurden bisher am Rennsteig gefunden. Wie den Ausführungen des Kreisheimatpflegers Siegfried Scheidig letzthin zu entnehmen war, spielten bis nach Mitte des 15. Jahrhunderts die gewaltigen Holzvorräte in den Herrschaften Lauenstein und Gräfenthal kaum eine wichtige Rolle. Ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts änderte sich dies. Mit der Gründung der Saigerhütten in Gräfenthal und Ludwigsstadt begannen zwei frühindustrielle Großunternehmen ihre Tätigkeit. Der Grund ihrer Ansiedlung lag in den riesigen, bis dahin ungenutzten Energiereserven an Wasser und Holz. Für den Saigerprozess hat man zum Schmelzen des unreinen Schwarzkupfers und zur Gewinnung des darin enthaltenen Silbers gewaltige Mengen an Holzkohle benötigt. Deshalb rauchten überall in den Wäldern die Köhlermeiler, um den Bedarf an Schmiedekohle für die Hammerwerke und die Kohle für die Schmelzöfen decken zu können.
Der Kleintettauer Unternehmer und Schirmherr Carl-August Heinz wies in seiner Rede darauf hin, dass man damals am Rennsteig und im Gegensatz zur Gegenwart über eine gut Infrastruktur verfügte. Deshalb waren auch die entsprechenden Betriebe vorhanden. Er sprach zudem von einer Besonderheit, denn erstmals wird bei einem Kohlenmeiler "Holzkohle mit Bananengeschmack" erzeugt.
An Ideen mangelt es nicht
Heinz bedankte sich bei Altbürgermeister Alfred Schaden, der das Kohlenmeilerfest im Rahmen der 500-Jahr-Feier des Marktes Tettau mit initiierte. Heinz sprach von Projekten wie das Tropenhaus, das Glasmuseum etc., die in der jüngsten Vergangenheit realisiert wurden. "An Ideen mangelt es uns in der Rennsteig-Region nicht, dafür aber an Menschen. Es sind immer die Gleichen, die zusammenhelfen müssen."
Sein Dank ging an alle Mitwirkenden, die das Kohlenmeilerfest nach acht Jahren wieder mit organisierten. Dies sind die Aktionsgemeinschaft Kleintettauer Vereine, der Frankenwaldverein und die Forstbetriebe Rothenkirchen.
Für die Landrätin aus Sonneberg, Christine Zitzmann, ist die Wanderhütte und das Kohlenmeilerfest eine tolle Gelegenheit, um Begegnungen zwischen den Menschen der einstigen Grenzgemeinden zu fördern und um vom Alltag abzuschalten. Und Bürgermeister Peter Ebertsch freute sich unter anderem über den am weitesten angereisten Gast aus Brasilien.
Das Kohlenmeilerfest geht weiter. Am Freitag, 14. Juni, wird ab 18 Uhr die Holzkohle geerntet. Auch findet an diesem Abend die Wahl der Köhlerliesel statt. Auch Samstag, 15. Juni, wird an der Wanderhütte gefeiert. An den Tagen werden immer Kurzwanderungen zu den Kohlenmeilern angeboten. Das Fest klingt am 16. Juni mit einem Gedenkgottesdienst am Mahnmal der Wanderhütte aus.