Für 513 Kinder beginnt im Landkreis Kronach der Ernst des Lebens. Früher war manches eine Nummer kleiner, Spannung lag aber auch in der Luft.
Die Bügelperlen sind angehängt, die Schultasche blinkt. Der Schlüssel, der Ella so wichtig war, ist auch am Ranzen befestigt, der zu Ostern im Nest lag. Und das Einhorn schmückt die Schultüte, die Ella Götz aus Gehülz schon seit Tagen stolz durch das Haus trägt.
Am Dienstag, 11. September 2018, ist der Tag, auf den sich die Sechsjährige und ihre Familie seit Wochen vorbereiten. Ella wird Schulkind - und erlebt damit die größte Veränderung ihres Lebens. "Sie wird das machen", sagt Andrea Götz tapfer. Die Aufregung ist der Mutter aber anzumerken. "Es ist ja das erste Kind. Und das Busfahren."
Oma findet: "Es wird Zeit"
Denn im Gegensatz zu Mutter und Oma, die zu Fuß unterwegs waren, muss Ella fahren. Von Gehülz in die Kronacher Lucas-Cranach-Schule, wo sie Teil der bilingualen Klasse wird. Das heißt, in einigen Nebenfächern wird Englisch gesprochen.
"Man merkt schon, dass es Zeit wird", sagt Oma Irmgard Kreutzer. Überall frage Ella nach der Bedeutung von Wörtern und Zusammenhängen. "Sie hat einen Entwicklungsschub gemacht. Und beim Busfahren lernt sie, sich durchzusetzen", ist die Großmutter nicht so aufgeregt wie ihre Tochter.
Wochenlange Vorbereitung
Andrea Götz hat den ersten Schultag lange geplant: Klamotten gekauft, Schultüte geschmückt, einen Fotograf für Erinnerungsbilder bestellt, die Verwandtschaft koordiniert, Schulutensilien beschriftet. Und - erstmals 2018 möglich - einen Tisch in der Weka geordert: "Bevor Schrott gekauft wird", dachte sie sich. Darauf lagen Waren im Wert zwischen zehn und 15 Euro - von Brotdose über Trinkflasche, Lesebuch sowie Memory bis zum Wecker. Letzterer ist Ella besonders wichtig: "Hoffentlich klingelt er", wünscht sie sich.
Denn heute hat die Familie aus Gehülz volles Programm. Zunächst geht es zum Gottesdienst, danach gibt es in der Schulturnhalle einen Empfang, ehe es erstmals für Ella heißt: Stillsitzen, Unterricht.
"Alle Gehülzer gehen dann noch einmal in ihren alten Kindergarten", erzählt Andrea Götz. Ein Essen Zuhause folgt.