Der Grenzbahnhof Ludwigsstadt: Letzter Halt vor einer ungewissen Reise
Autor: Andreas Schmitt
Ludwigsstadt, Donnerstag, 23. August 2018
51 Jahre lang war der nördlichste Bahnhof des Landkreises Kronach Grenzhalt zwischen zwei politischen Systemen. Bis zu 40 Menschen arbeiteten dort.
Der Ludschter Bahnhof ist mittlerweile das, was für eine Stadt seiner Größe typisch ist. Ein mittelgroßer Halt, der regelmäßig bedient wird, an dem Liebhaber von Stille und Ruhe an vielen Phasen des Tages aber ihren geeigneten Ort finden.
Doch das war nicht immer so: Ludwigsstadt erlebte zwischen 1949 und 1990 eine eisenbahntechnisch große Zeit als Grenzbahnhof zwischen zwei Weltanschauungen. Für viele Züge war die derzeit etwa 3300 Einwohner große Stadt der letzte Halt in der demokratischen Bundesrepublik Deutschland. Danach ging es in Fahrtrichtung Norden in die kommunistische DDR.
Der Bahnhof blüht auf
"Als Grenzbahnhof ist Ludwigsstadt aufgeblüht", weiß Bahnexperte Christian Gloël. Der in Unterrodach aufgewachsene Bahnfreund kennt die Strecke der Frankenwaldbahn (die von Hochstadt am Main nach Norden durch den Landkreis Kronach hindurch und weiter nach Probstzella in Thüringen verläuft) als Lokführer und Bahnhistoriker wie kaum ein Zweiter. "In Ludwigsstadt ging es noch menschlich zu. Die Weiterfahrt nach Norden war dann wie eine ungewisse Reise in eine andere Welt."
Gloël erinnert sich noch genau an die Momente, als die Bremsen in Probstzella quietschten, Hundegebell einsetzte und die Türen zur Kontrolle aufgerissen wurden.