Der etwas andere Hühnerstall steht in Fröschbrunn
Autor: Veronika Schadeck
Kronach, Freitag, 30. März 2018
Alexander und Herbert Hanna betreiben den einzigen Aufzucht- und Mastbetrieb für Bio-Hähnchen im Kreis Kronach.
Masthähnchen haben meist ein kurzes Leben. Gerade mal 30 Tage dürfen sie im Durchschnitt in konventionellen Mastbetrieben wachsen, ehe sie geschlachtet werden. Im Zucht- und Mastbetrieb Hanna in Fröschbrunn entgehen sie zwar nicht dem Schlachthof, erreichen diesen aber erst nach rund 70 Tagen.
Beim Besuch unserer Redaktion geben Vater und Sohn Hanna einen Einblick in ihren landwirtschaftlichen Betrieb. Über 8000 Hähnchen, sowohl weibliche als auch männliche Tiere, leben in zwei Mastställen und den dazugehörigen Vormaststall. "Die Tiere haben mehr Auslauf und nehmen auch langsamer an Gewicht zu", erklärt Herbert Hanna während er die Pforten zu einem der Mastställe öffnet. 4325 Tiere sind hier untergebracht, verrät ein rechts neben der Tür angebrachter Monitor nach einem kurzen Knopfdruck.
Ständiger Zugang zu frischem Futter
Die Tiere beobachtend, fängt Herbert Hanna an zu erklären: Unsere Küken kommen frisch geschlüpft von der Biobrüterei von Bio-Legehennen. In diesem Stadium seien die Tiere für den Transport noch unempfindlich, da sie sich noch vom Dottersack ernähren. Großgezogen werden sowohl männliche als auch weibliche Tiere. Die Küken werden in den wohlig warmen Stall bei 34 Grad gebracht.Hier verbringen sie die ersten drei Wochen ihres Lebens auf weichen Dinkelspelzen. Die Versorgung mit Wasser und Futter erfolgt automatisch über moderne Technik. Dadurch haben die Tiere ständig Zugang zu frischen Futter und sauberem Wasser. Bei täglich mehreren Kontrollgängen wird das Wohlbefinden der Küken kontrolliert. Die Temperatur wird langsam abgesenkt, um die Tiere auf das Freiland vorzubereiten.
Vier Quadratmeter pro Huhn
Nach rund 21 Tagen werden die Küken in den etwa 900 Quadratmeter großen Maststall gebracht. Auf frischem Einstreu und einer kurzen Eingewöhnungsphase dürfen die Hähnchen dann auch durch Auslaufklappen in den Außenbereich. Herbert Hanna nennt ihn schlicht Wintergarten. Denn durch Windschutznetze ist das Geflügel auch hier vor Sturm und Regen geschützt und trocken eingestreut. In diesen Bereich befinden sich auch Sandbäder für die Pflege der Gefieder.Laut Bioverordnung stehen jeden Tier vier Quadratmeter Freifläche zur Verfügung, erzählt er und zieht einen Vergleich zum Menschen. "Proportional auf die Körpergröße berechnet, würden uns somit ungefähr 180 Quadratmeter zur Verfügung stehen." Richtig ausnutzen würden die Hähnchen den ihnen zur Verfügung stehenden Platz aber kaum. "Das sind Tiere, die sich in der Gruppe wohlfühlen und die gegenseitige Nähe suchen", sagt der Landwirt.
Beschäftigung hält gesund
Doch wie sieht es eigentlich mit der Gesundheit aus? Dafür würden gleich mehrere Maßnahmen ergriffen, sagt Hanna - etwa Staubbäder mit Urgesteinsmehl oder Schalen mit Muschelkalk, sogenannter Grit, der für die Mineralien sorgt. Außerdem gebe es Sitzstangen und Strohballen zum Aufsitzen. Die Tiere sollen schließlich auch beschäftigt werden. Zur Verfügung stehen ihnen zudem Futterkörbe mit Rauhfutter (Maissilage und Kleegras. Silage im Winter, Kleegras im Sommer). Biobetriebe, erzählt Hanna, müssen mindestens die Hälfte des Futters für die Tiere selbst erzeugen können. Dadurch soll eine industrielle Landwirtschaft verhindert werden. Der Plan, durch einen hohen Hygienestandard, Biofutter und viel Platz für natürliche Beschäftigungselemente einen guten Gesundheitszustand der Tiere zu erreichen geht auf. Muss er auch. Denn bei Bio-Hähnchen muss eine durchgängige Kontrolle vom Muttertier bis zum Fleischprodukt als Bio nachgewiesen werden - und dafür muss ohne Antibiotika gearbeitet werden. "Das ist zwar manchmal harte Arbeit, aber möglich", betont der 59-Jährige, der neben der Landwirtschaft einen Gasthof und eine Rodelbahn betreibt.
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Auf die Idee, Hähnchen zu halten, kamen die Hannas vor vier Jahren. Seit 15 Jahren setzt die Familie auf Bio. 2014 sei es darum gegangen, ein weiteres Standbein aufzubauen. Sohn Alexander, ein gelernter Landwirtschaftsmeister, ist begeisterter Biolandwirt. Der 27-Jährige erzählt, dass im Mai 2014 mit dem Bau des ersten Maststalles begonnen wurde. Rund 1,2 Millionen Euro haben die Hannas in drei Ställen samt Wintergarten und technischer Einrichtungen investiert. Das Wiegen und die Fütterung werden über Computer geregelt. Die Ställe müssen auch wöchentlich nachgestreut werden und werden nach jedem Durchgang gemistet, gereinigt und desinfiziert.
Eier gibt es keine
Eingestreut wird überwiegend mit Bio-Dinkelspelzen. Bio-Eier, so erklärt Herbert Hanna gibt es keine. Denn die Tiere werden erst mit 90 Tagen geschlechtsreif, bis dahin aber haben sie den Stall längst verlassen. Etwa 3000 Gramm beträgt das Gewicht eines Hähnchens, wenn es nach den knapp 70 Tagen
den Betrieb verlässt. Vorschrift bei der Mast von Bio-Hühnern ist es unter anderem, dass sie nicht weiter als 200 Kilometer zum Schlachthof transportiert werden. Die Hannas lassen ihre Hühner daher nach Gönnatal bei Jena bringen.
Ein einträgliches Geschäft
Fünf Prozent der Hähnchen, das entspricht etwa 1500 Stück pro Jahr, werden von den Hannas regional vermarktet. Die übrigen 95 Prozent der Biohähnchen werden über "Freiland Puten Bio-Geflügel" vermarkt.Rund zehn Euro bezahlen Verbraucher für ein Kilogramm Biohühnchenfleisch. Die Nachfrage ist vorhanden, meint Herbert Hanna. Geflügelfleisch sei gesund und die Verbraucher fragen mehr nach, woher ihre Produkte kommen. Die Frage, ob er sich denn ausschließlich von seinem Bio-Hähnchenhof seine Existenz bestreiten könnte, bejaht Hanna. Und blickt er heute zurück auf seine Entscheidung, so meint er: "Es war richtig, man muss auch manchmal den Mut haben, neue Wege zu gehen."